Berlin (KNA) – Radikale Islamisten in Deutschland werden nach Ansicht von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wieder offensiver. Vor der Innenministerkonferenz in Bremerhaven warnte der CDU-Politiker vor einem Erstarken der islamistischen Missionierung. "Die Salafisten werden wieder mutiger, trauen sich mit ihren missionarischen Da'wa-Aktivitäten sogar wieder mehr auf die Straße", sagte Reul den Tageszeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch).
Die "Größen der Szene" präsentierten sich nicht mehr "trocken missionarisch", sondern inszenierten sich als Online-Influencer. "Aber klar ist: Das sind keine harmlosen Youtuber, das sind ideologische Brandstifter", sagte Reul. Die islamistischen Prediger schafften es stärker als noch vor wenigen Jahren, "junge Menschen anzusprechen, Teenager, die oft in labilen Lebensphasen sind".
Mit Härte reagieren
Der CDU-Politiker forderte, der Staat müsse mit Härte reagieren, aber auch mit Prävention. Vereinsverbote gehörten genauso zum Handeln der Behörden wie etwa das genaue Beobachten der Szene auf den sozialen Plattformen. Am Ende könne der Kampf gegen islamistische Prediger nur gemeinsam mit "Polizei, Plattformbetreiber, Schulen, Moscheen" gelingen.
Auch Claudia Dantschke von der Beratungsstelle Grüner Vogel bestätigte ein Anwachsen der salafistischen Missionierung. "Alte Akteure, die teilweise schon Jahrzehnte in der Szene sind, vernetzen sich mit jungen neuen Akteuren", sagte sie den Zeitungen. In ihren sogenannten "Islam-Seminaren" würden die Islamisten "auf Angstpädagogik, Spaltung der Gesellschaft in Muslime und Nichtmuslime" setzen und "gezielt junge, vulnerable Menschen" ansprechen.
Verjüngung der Anhänger
In einer Beschlussvorlage für die Innenministerkonferenz ist von "den seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder erstarkenden islamistischen Da'wa-Aktivitäten in der realen und virtuellen Welt" die Rede. Diesen müsse der Staat "wirksam begegnen". Im aktuellen Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz heißt es, dass die Zahl der Anhänger im Salafismus seit 2021 leicht zurückgegangen sei, nun könnte sich "aber eine Trendumkehr" anbahnen. "Verstärkte Missionierungsarbeit in den vergangenen drei Jahren führt zu einer Verjüngung der Anhängerschaft und zu einem leichten Anstieg des Personenpotenzials", so der Verfassungsschutz.