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Erzbischof: Christen in Syrien leben weiter in Unsicherheit

München/Homs (KNA) – Christen werden in Syrien derzeit nicht verfolgt, dennoch ist die Kirche im Land vorsichtig: Das ist die Einschätzung des Erzbischofs von Homs, Jacques Mourad, wie das Hilfswerk "Kirche in Not" am Dienstag in München mitteilte. Gottesdienste oder Prozessionen könnten zwar ungehindert stattfinden, sagte der Erzbischof demnach bei einer Online-Pressekonferenz des Hilfswerks. Die neue Regierung habe außerdem viele versöhnliche Gesten gegenüber den Christen und anderen religiösen Minderheiten gemacht. Aber regional gebe es recht unterschiedliche Regelungen und niemand wolle sich das Missfallen der neuen Verantwortlichen zuziehen.

 

Das wirke sich auch auf die kirchliche Arbeit aus: "Wir veranstalten im Sommer normalerweise Ferienlager an der syrischen Küste, Mädchen und Jungen gemeinsam. Dieses Jahr verzichten wir darauf, weil wir Angst vor der Reaktion der neuen Behörden in diesen Regionen haben." Zudem wanderten Christen angesichts der unsicheren Lage weiterhin ab. Früher seien es vor allem junge Männer gewesen, die dem Militärdienst in der Assad-Dikatatur hätten entgehen wollen. Nun gingen vor allem junge Familien. "Sie wollen ihre Kinder nicht in einem Land aufwachsen lassen, in dem Islamisten die Straße kontrollieren."

 

Konfrontation mit rigidem Islam

 

Denn die Präsenz islamistischer Milizen auf den Straßen sei für viele Menschen beunruhigend, führte der Bischof aus. Die Mehrheit der syrischen Bevölkerung gehöre zwar der sunnitischen Strömung des Islam an, sehe die Entwicklung aber dennoch mit Skepsis: "Es gibt ein gesellschaftliches Unbehagen. Die Menschen sind niemals zuvor mit einer so rigiden Form des Islam konfrontiert worden." Zwar seien viele Syrer mit der neuen Regierung zufrieden, aber es herrsche trotzdem Angst: "Für die Islamisten gilt: Wenn ein Sunnit nicht auf ihrer Linie ist, wird er als Gotteslästerer betrachtet, und auf Blasphemie steht der Tod."