
Gundelsheim (cga) – Zuhören können – das ist vielleicht für Pastoralreferent Norbert Oppel eine der wichtigsten Eigenschaften als Hospiz- und Palliativseelsorger. An seiner jetzigen Stelle hat Oppel es immer mit schwerer Krankheit und dem nahenden Tod zu tun. Eine Belastung für die Patienten, aber auch für die Angehörigen.
„Ich komme mit leeren Händen und offen Herzen. Das ist meine Grundausrichtung“, erzählt der 60-jährige Pastoralreferent, der seit 1990 in diesem Beruf arbeitet. Er orientiert sich dabei an dem Satz aus dem Markus-Evangelium: „Was willst du, dass ich dir tue?“ (Mk 10,51)
„Eigentlich“ erzählt Oppel und schmunzelt dabei, „wollte ich mit der Kirche erst einmal nichts mehr zu tun haben.“ Aber die Zeit im Ottonianum habe ihn dann doch geprägt. „Die Botschaft Jesu ist was Geniales in dieser Welt.“ Und so habe er in Bamberg mit dem Theologiestudium begonnen.
Vielfältige Tätigkeit
Seine praktische dreijährige Ausbildung vom Pastoralassistenten zum Pastoralreferenten absolvierte Oppel in Ebermannstadt. Dort blieb er auch noch ein weiteres Jahr nach seiner Ausbildung. Für fünf Jahre kehrte er dann als Präfekt ans Ottonianum zurück, ehe er 14 Jahre lang in Gundelsheim, Lichteneiche und Merkendorf tätig war. Nach einem Sabbatjahr war Oppel vier Jahre in Litzendorf tätig, bevor er auf seine jetzige Stelle als Hospiz- und Palliativseelsorger wechselte.
„Ich habe zwei Aufgabenfelder in der Pfarrei immer besonders gerne übernommen. Das war die Vorbereitung auf die Erstkommunion und die Krankenkommunion.“ Für diese Menschen sei es immer ein großes Geschenk gewesen, wenn jemand zu Ihnen ins Haus kam und Zeit mitbrachte. Aufgrund dieser Erfahrung und einer ersten Verantwortung in der Pfarrei für die Palliativ-Seelsorge habe er sich gedacht als die Stelle ausgeschrieben war: „Ich probiere es halt mal aus.“
Inzwischen sind aus dem „Ausprobieren“ acht Jahre geworden. Er sei sehr gerne in der Pfarrei gewesen, erinnert sich Oppel. Dass er diese Stelle angenommen habe, „habe ich nie bereut.“
Viel unterwegs
Die Größe seines Büros ist sehr überschaubar, es ist nur wenige Quadratmeter groß. Neben einem Computer-Bildschirm befindet sich auf dem Schreibtisch auch ein Laptop und ein Diensthandy. Als Hospiz- und Palliativseelsorger ist Oppel eingegliedert in die Strukturen der „Spezialisierten Ambulanten Palliativ-Versorgung“ (SAPV), in der Region Bamberg, der die Landkreise Bamberg, Forchheim, Haßfurt, Lichtenfels, Kronach und Neustadt/Aisch umfasst. Seinen „Job“ sieht er daher auch als Netzwerk-Arbeit. Dazu gehört beispielsweise auch die Tätigkeit als Referent beim Caritas-Ausbildungskurs für ehrenamtliche Seelsorger im Altenheim.
Ein großes Büro mit viel Platz benötigt Oppel eigentlich auch gar nicht. „Den Großteil meiner Arbeit bin ich vor Ort, um Patienten und Angehörige zu besuchen“, berichtet Oppel. Nicht immer sei dies einfach. Schließlich gehe es immer um die Themen Tod und Sterben.
Deutlich über 200 Menschen pro Jahr begleitet Oppel in dieser letzten Lebensphase. „Die Menschen, die ich begleite, werden nicht mehr gesund.“ Manchmal ist es nur ein Besuch, manchmal sind es viele Besuche über Monate hinweg. Rund 80 bis 90 Prozent, so schätzt der Hospiz- und Palliativseelsorger, der Patienten sterben daheim.
Abschied nehmen
Oppel hat für sich einen Weg gefunden, wie er mit diesen schwierigen Themen umgeht. Da sein Gebiet relativ groß sei, habe er oft auch längere Strecken mit dem Auto zurückzulegen. „Ich nehme ganz wenig mit nach Hause. Die Autofahrten sind da eine große Hilfe. Da könne er abschalten und nachdenken. Aber auch die immer wieder stattfindenden Totengedenken, die er vorbereitet und durchführt, sind für ihn ein wertvoller Teil seiner Arbeit.
Seine Informationen, wen er einmal besuchen soll, erhält er von den lokalen SAPV-Teams (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung). Einmal im Monat nimmt er, nach Möglichkeit, an den Patientenbesprechungen teil. Da wird dann auch besprochen, für welchen Patienten eine seelsorgliche Unterstützung sinnvoll sei. Ein Mitglied des jeweiligen SAPV-Teams fragt dann beim Patienten oder den Angehörigen nach und fragt, ob dies gewünscht sei. Falls dies der Fall ist, dann ruft Oppel dort an und es wird zeitnah ein Besuchstermin vereinbart. Sein Anruf wird oft schon sehnsüchtig erwartet.
„Ich besuche alle Menschen, unabhängig von Konfession und Religion“, sagt Oppel. Und manchmal hört er auch den folgenden Satz: „Mit ihrem Verein habe ich schon länger nichts mehr zu tun gehabt.“ Es komme aber durchaus auch vor, dass er in ein katholisches Haus komme. Da spreche er dann auch an, ob es gewünscht sei, den örtlichen Pfarrer über die Erkrankung zu informieren.
Manchmal gehe es einfach auch darum diese Ohnmacht auszuhalten, beschreibt Nobert Oppel einen Teil seiner Arbeit. Aber auch den Frust abbekommen, die Wut, die Trauer und die Tränen. Für manche Angehörige sei es ganz wichtig, dass sie einmal mit jemanden außerhalb der Familie sprechen können.
Da würden dann auch Themen zur Sprache kommen, die innerhalb der Familie nie aufs Tablett kämen. Er erfahre, trotz der schwierigen Thematik, aber immer wieder auch ganz viel Wertschätzung und Dankbarkeit für seine Arbeit. Ganz egal, auf welcher Stelle er gewesen sei, „der Mensch steht im Mittelpunkt“, sagt Oppel und ergänzt noch: „Mein Handeln muss glaubwürdig sein.“