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Ständig auf Achse und doch angekommen

Dienstgespräch in der Friedrichstraße 2: Pater Severin Tyburski (von links), khg-Sekretärin Marita Böhnlein und der evangelische Pfarrer Thomas Braun treffen sich regelmäßig, um neue Aktionen und Programme für die Studierenden zu besprechen. Foto: kem
Dienstgespräch in der Friedrichstraße 2: Pater Severin Tyburski (von links), khg-Sekretärin Marita Böhnlein und der evangelische Pfarrer Thomas Braun treffen sich regelmäßig, um neue Aktionen und Programme für die Studierenden zu besprechen. Foto: kem

Bamberg (kem) – Es ist ein warmer Frühsommertag, als wir uns an der Katholischen Hochschulgemeinde (khg) in Bamberg treffen. Diesmal wird Pater Severin Tyburski zu Fuß in seinem Wirkungskreis unterwegs sein – ausnahmsweise. Denn „das Fahrrad und der Helm sind meine wichtigsten Arbeitsutensilien“ gesteht der Karmelitenpater und neue Bamberger Hochschulseelsorger zu Beginn. Warum das so ist, wird der Weg zeigen. 

 

Wir laufen über den Schönleinsplatz und durch die Lange Straße. „Hier bin ich oft unterwegs, wenn ich Termine mit Verantwortlichen der Universität habe“, erklärt Tyburski. Eigene Räumlichkeiten hat er dafür in den vielen Uni-Gebäuden nicht. „Mal treffen wir uns beim Dekan oder im Dominikanerbau. Aber am meisten bin in ich in der Friedrichstraße.“ Noch! Denn der Umzug ist bereits geplant. Aktuell beherbergt die Katholische Hochschulgemeinde auch die Evangelische Studierendengemeinde, da deren Räumlichkeiten am Markusplatz renoviert werden. Nach Abschluss zieht man gemeinsam in die neuen Räume ein. „Die Synergie-Effekte sind einfach nicht von der Hand zu weisen. Wir machen viel Ökumene und merken wie gut es ist, sich schnell mal zwischen den Büros abzusprechen“, so Pater Severin. 

 

Mit „Wir“ meint er seinen evangelischen Kollegen, Pfarrer Thomas Braun (Anm. d. Red.: von der evangelischen Studierendengemeinde esg), und die khg-Sekretärin Marita Böhnlein. Mit diesen beiden trifft sich der neue katholische Hochschulseelsorger wöchentlich zum festen Termin und immer wieder an der Kaffeemaschine. „Die beiden sind es auch, die mir mein erstes Semester sehr leicht gemacht haben.“

 

Rückblick: Im September 2024 tritt Pater Severin seine neue Stelle an. Zu diesem Zeitpunkt ist die Katholische Hochschulseelsorge seit dem Weggang von Alfons Motschenbacher schon gut eineinhalb Jahre verwaist. „In der Zeit war Marita Böhnlein die erste Ansprechpartnerin und quasi Seelsorgerin. Ohne sie und Pfarrer Braun wäre die Hochschulseelsorge vor die Wand gefahren.“ Im vergangenen Jahr wurde Pater Severin, der zu dem Zeitpunkt noch Kaplan in Stegaurach war, die Stelle angeboten. Und nachdem man sowieso nach der „Ausbildung“ weiterziehen soll, nahm er an. 

 

Nach nun einem Semester als Hochschulseelsorger kann Pater Severin auch schon ein kleines Resümee ziehen. Natürlich sei die Arbeit als Hochschulseelsorger eine andere, doch „im pastoralen Bereich kommen wir immer mit unterschiedlichen Gruppierungen in Berührung, ist damit nie auf ein Gebiet fokussiert. Das hilft auch bei der Arbeit  für die khg“. 

 

„Das ist meine Kirche“

 

Außerdem hat Pater Severin mit der Friedrichstraße 2 eine interessante Wirkungsstätte hinzubekommen, sagt selbst darüber, „das ist meine Kirche“. Sein Büro steht jedem offen, der ein Gespräch sucht, seien es Studierende oder Kollegen. Wobei Pater Severin bewusst sagt „ich habe nicht für jedes Anliegen eine Lösung“. „Die Lösung liegt bei jedem einzelnen selbst. Und du hilfst den Leuten zu ihrer eigenen Lösung zu kommen“, erklärt Pater Severin.

 

Gemeinsam mit dem evangelischen Kollegen und dem Mentorat hat sich in der Friedrichstraße eine kleine Hausgemeinschaft gegründet. „Wir kümmern uns alle ein Stück weit um junge Erwachsene. Das ist sehr bereichernd.“ Und in dieser Hausgemeinschaft wird allerhand geplant und organisiert. Für Pater Severin, der auch schon in Stegaurach unkonventionelle Ideen wir den Bierkeller-Gottesdienst umsetzte, ein weites „Spielfeld“, um neue Formen der Pastorale auszuprobieren. Dabei ist immer das Ziel, dass die Formate ökumenisch sind und in kompletter Zusammenarbeit mit den Studierenden. „Es kommen da ganz tolle Sachen dabei heraus, bis hin zu Laienpredigten, bei denen ich immer echt erstaunt bin.“

 

Die khg und die esg planen Gemeinschaftsabende, Einkehrwochenenden oder auch Fahrradtouren und Yogastunden. Dazu kommen natürlich auch Gottesdienste, die wechselweise in der Erlöserkirche, in der Hauskapelle der khg oder in Pater Severins „Zuhause“, der Karmelitenkirche, stattfinden. 

 

Dort im Kloster findet der Geistliche auch den nötigen Rückzugsort wenn er nicht unterwegs ist. „Hier habe ich meine eigenen vier Wände und kann auch einmal abschalten.“ Denn so richtig Feierabend haben Seelsorger eigentlich nicht. „Deswegen muss man schauen, dass man auch sich selbst im Blick behält und etwas für sich tut“, erklärt der Pater, der dann auch manchmal seine alte Wirkungsstätte im Seelsorgebereich Main-Aurach besucht. 

 

Aber trauert Pater Severin der Zeit als Kaplan in Stegaurach hinterher? „Es war eine wertvolle und wichtige Zeit. Ich habe dort viel gelernt – vor allem von Pfarrer Walter Ries. Und mit diesem positiven Rucksack kann ich auch etwas Neues beginnen.“ Damit er aber das Gemeindeleben nicht völlig vergisst, hilft Pater Severin auch als Geistlicher im Seelsorgebereich Bamberger Westen mit, hält Gottesdienste von Südwest bis nach Gaustadt, vom Hain bis nach Wildensorg. 

 

Hier kommen auch seine wichtigsten Arbeitsutensilien  – Helm und Rad – zum Einsatz, denn im Bamberger Stadtgebiet ist man mit dem Fahrrad immer schneller, vor allem, wenn es ein E-Bike ist. „Ich habe den Vorteil, dass ich komplett im Seelsorgebereich bin. Im Bamberger Westen halte ich Messen, wohne im Karmelitenkloster und habe mein Büro als Hochschulseelsorger. Von Stegaurach nach Lisberg bin ich nicht mal eben schnell mit dem Fahrrad gefahren“, so Pater Severin.

 

Und wenn der Karmelitenpater dann unterwegs ist, trifft und spricht er auch gerne mit den Menschen. „Ich mag es, wenn ich in der Stadt angesprochen werde oder auch nach dem Gottesdienst noch Zeit habe, mit den Leuten zu reden.“ Seine drei Einsatzgebiete – im Kloster, in der Hochschulseelsorge und im Seelsorgebereich – bieten ihm hier eine gute Möglichkeit, neue Vernetzungen zu schaffen. „Ich bin einer der sich freut, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Das ist für mich gelebter Glaube, nach dem Gottesdienst über ganz alltägliche Dinge zu reden“, erklärt der Karmelit. „Denn wenn wir als Kirche und für so etwas nicht mehr die Zeit nehmen können, geht ein großes Stück verloren.“ Und so ist Pater Severin weiter auf Achse durch sein Wirkungsgebiet. Auch wenn man im Gespräch eindeutig merkt, dass er angekommen ist.