
Nürnberg (buc) – Die Seelsorge für hörbehinderte Katholiken im südlichen Teil des Erzbistums liegt nun in den Händen von Manuela Cornet. Die Religionspädagogin ist Nachfolgerin von Johannes Kröner, der in den Ruhestand getreten ist. Auf die 57-jährige wartet eine ganze Reihe von Aufgaben – zuallererst aber lernt sie zurzeit die Gebärdensprache, um sich mit den Menschen, für die sie fortan verantwortlich ist, gut verständigen zu können. „Gerade bin ich bei den Steigerungsformen“, erzählt Manuela Cornet.
Ihr Vorgänger Johannes Kröner war seit 1991 für die Gehörlosenseelsorge im mittelfränkischen Bereich der Erzdiözese verantwortlich. Der Pastoralreferent gab Schulunterricht, bereitete Mädchen und Jungen auf Kommunion oder Firmung vor. Zunächst gab es für die Seelsorge für hörbehinderte Menschen vom Kind bis zum Senior zwei Stellen, im Zuge der Sparmaßnahmen war Kröner seit 2004 ein Einzelkämpfer. Die Zahl der gehörlosen Kinder und Jugendlichen ist über die Jahre gesunken, berichtet der Pastoralreferent. Das liegt hauptsächlich an medizinischen Fortschritten, etwa durch das sogenannte Cochlea Implant (CI).
Von Eibach in die Südstadt
1983 wurde in Nürnberg-Eibach, auf dem Gebiet der Diözese Eichstätt, für die Betroffenen in der Region ein bistumsübergreifendes Gehörlosenzentrum gebaut. Immer wieder gab es jedoch bauliche Probleme, so dass sich der Träger, das Regens-Wagner-Werk, zum Abriss entschloss. Im vergangenen November zog die Gehörlosenseelsorge aus, fand ein neues Domizil im Pfarrzentrum von Herz Jesu in der Nürnberger Südstadt. Dort hat Kröner in den vergangenen Monaten seine Nachfolgerin eingearbeitet, seit 1. April ist Manuela Cornet nun allein verantwortlich. Sie bietet neben der Verwaltungsarbeit etwa eine Seniorengruppe an, einen offenen Treff sowie eine Bibelgruppe, sie besucht Menschen zu Hause, die krank sind oder aus anderen Gründen zu den Veranstaltungen nicht kommen können. Es gibt Wallfahrten und ein jährliches Klosterwochenende. In der Kapelle des Pfarrzentrums wird regelmäßig Gottesdienst gefeiert – etwa einmal im Monat kommt Karmelitenpater Gerhard Förtsch aus Bamberg und gestaltet die Feier in Gebärdensprache. Die diözesane Zusammenarbeit mit ihm und Pastoralreferent Albin Zeck, zuständig für den oberfränkischen Teil der Hörgeschädigtenseelsorge, ist eine wichtige Basis der Arbeit wie auch die Einbindung in die Diözesanarbeitsgemeinschaft Seelsorge für Menschen mit einer Behinderung.
Die gehörlosen Gläubigen in Mittelfranken sind in der Jakobusgemeinde organisiert, die 1984 entstand. Wie viele Menschen sich ihr zugehörig fühlen, lässt sich nur schätzen. „Wir haben keine Liste“, sagt Kröner. Einige Hundert werden es sein, der Einzugsbereich umfasst neben Nürnberg, Fürth und Erlangen auch Neustadt / Aisch und Lauf. Offiziell gemeldet sind die hörbehinderten Katholiken nach dem Ortsprinzip in den „hörenden“ Gemeinden ihres Wohnorts.
Viele der Menschen, die die Angebote wahrnehmen, sind vollständig taub, andere haben ein Restgehör und können etwa mit CI über eine induktive Anlage auch in ihren Heimatpfarreien hören. Beim Umbau von St. Theresia in Nürnberg-Hasenbuck etwa wurde gleich eine induktive Höranlage mit eingebaut. Es gibt aber auch Gegenbeispiele, wie die Seelsorger erzählen: Teils wurden bei Renovierungen Höranlagen herausgerissen, weil niemand der Beteiligten wusste, dass es sie überhaupt gibt.
Auch deshalb ist die Dienststelle seit 2011 Mitglied des damals gegründeten Arbeitskreises „Induktiv Hören“, die sich um induktive Höranlagen in öffentlichen Einrichtungen auf dem Stadtgebiet von Nürnberg kümmert. Mehrmals wurde mit Unterstützung der Stadt dazu ein informativer Flyer herausgegeben und Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Hier gibt es auch eine Kooperation mit der evangelischen Schwerhörigenseelsorge und anderen Trägern, wie überhaupt ein vernetztes Arbeiten, z. B. mit dem Sozialdienst für Gehörlose des Bezirks Mittelfranken und der Regens-Wagner-Stiftung wichtig und notwendig ist.
Für die Gehörlosenseelsorge ist die ökumenische Zusammenarbeit selbstverständlich, so findet der Religionsunterricht seit langem überkonfessionell statt. Mit ihrer evangelischen Kollegin will Manuela Cornet künftig auch ökumenische Andachten in Seniorenheimen anbieten. Die evangelische Gehörlosenseelsorge ist in Nürnberg sehr stark, zählt viele Mitarbeitende. Hier macht Manuela Cornet zurzeit auch ihre Sprachausbildung. Die Deutsche Gebärdensprache hat eine ganz andere Grammatik als die herkömmliche Sprache, das Verb steht meist am Ende. Bald wird sich die neue Seelsorgerin gut verständigen können. „Bis dahin sind die Menschen sehr geduldig mit mir“, sagt Manuela Cornet lächelnd.