
Kronach (cga) – Die Glocken vom Kirchturm schlagen an diesem Freitagmorgen neun Mal. Währenddessen zieht Lukas Weiß zieht die kleine Glocke an der Sakristeitür. Die Orgel setzt mit ihrem Spiel ein und der Gottesdienst beginnt. Die Arbeit, die bis dahin zu erledigen ist, sieht kaum einer der normalen Gottesdienst-Besucher. Für Lukas Weiß ist sie dagegen ein wichtiger Teil seiner Arbeit. Der 24-Jährige ist hauptberuflicher Mesner in der Kronacher Stadtpfarrkirche St. Johannes. Die sieben wöchentlichen Gottesdienste organisatorisch vor- und nachzubereiten sind sozusagen sein „Standard-Programm“. Dazu kommen aber noch Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten. Vor allem an den Samstagen im Sommer sei da schon einiges zu tun. Doch die Aufgaben von Lukas Weiß sind viel umfassender, als dies auf den ersten Blick scheint.
Und das bei – auf dem ersten Blick – nicht allzu günstigen Arbeitszeiten. Weiß hat eine Sechs-Tage-Woche. Er arbeitet oft dann, wenn andere frei haben: an Samstagen, Sonntagen und kirchlichen Feiertagen. Und Ausschlafen am Sonntag – wie viele seiner Altersgenossen es tun – geht schon gar nicht. Um 7.30 Uhr ist da für ihn in der Spitalkirche schon der erste Gottesdienst. Seine Arbeit beginnt aber in der Regel schon eine Stunde früher. Es sind viele Handgriffe, die erledigt werden müssen. Obwohl Weiß erst seit September 2022 hauptberuflicher Mesner ist, muss er nicht viel überlegen. Seine Handgriffe wirken sehr routiniert. Kirchentüre aufsperren, Licht einschalten, Kelch und Schale aus dem Tresor holen, Wein und Wasser einschenken und natürlich die liturgischen Gewänder für den Priester vorbereiten.
Rechtzeitig bevor Pfarrer Albert Müller an diesem Freitagvormittag die Sakristei betritt, ist alles für den Gottesdienst von Mesner Weiß vorbereitet. „Mir ist es lieber, ich habe einen zeitlichen Puffer“, erzählt er. „Man weiß ja nie, ob nicht noch kurzfristig was erledigt werden muss.“ Dieser Satz klingt wie der eines alten Hasen. Eine gewisse Routine in seinem Arbeitsalltag hat sich der 24-Jährige bereits angeeignet. Kurz vor dem Beginn des Gottesdienstes wird es voll in der Sakristei. Die Lektorin kommt, ebenso der Organist. Und dann ist da noch die Frau, die darum bittet, dass in der Messe heute für ihre Angehörige gebetet wird. Weiß notiert dies und bittet Pfarrer Müller, dass er den Namen im Gottesdienst verliest.
Ein handwerklicher Beruf
Im Unterschied zu vielen anderen Berufen ist Mesner kein klassischer Beruf, den man in einer beispielsweise dreijährigen Ausbildung erlernt. Voraussetzung ist aber ein handwerklicher Beruf. Lukas Weiß hat nach dem Abitur eine Ausbildung als Holzmechaniker absolviert und danach bei seiner Ausbildungsfirma erst einmal auch weitergearbeitet. „Studieren wollte ich nicht.“
Nachdem der bisherige Mesner Uli Heim in den Ruhestand ging, hatte sich Weiß dann auf diese Stelle beworben. Für ihn sei ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Denn sein Vorgänger als Mesner hatte Lukas Weiß schon früh in seine Arbeit mit einbezogen, ja wenn man so will, ihn aufgebaut. „Ich habe damit begonnen, dass ich nach dem Gottesdienst die Kerzen ausgemacht habe“, erinnert sich der 24-Jährige an seine ersten Tätigkeiten als Mesner, damals noch als Kind und Jugendlicher. Da sei kein Druck da gewesen, sondern vielmehr Interesse. Uli Heim habe ihm viele Handgriffe, die für einen Mesner wichtig sind, gezeigt. Irgendwann habe er dann auch Urlaubs- und Krankheitsvertretung des damaligen Mesners übernommen. So sei dann schließlich der Gedanke gekommen: „Vielleicht mache ich mal hauptberuflichen Mesner“.
Große Vielseitigkeit
Auch wenn Vieles nach dem Motto „Learning by doing“ geht, so ist doch auch eine qualifizierte Ausbildung nötig. Jeder Mesner, der diese Tätigkeit hauptamtlich ausführt, muss möglichst zeitnah die überdiözesane Mesnerschule in Freising besuchen. Das sind insgesamt drei Wochen theoretischer und praktischer Unterricht. Und da wurden etliche Themen behandelt, berichtet Weiß. Beispielsweise die Pflege der oft kostbaren liturgischen Geräte oder der Umgang mit den Paramenten, also der liturgischen Kleidung. In der Mesnerschule lerne man auch, wie richte ich den Blumenschmuck, wie mache ich Gestecke. Und natürlich findet auch Unterricht über Liturgie und Sakramente zum Beispiel statt. Am Ende des dreiwöchigen Kurses stehen eine schriftliche und eine mündliche Prüfung. Angenehmer Nebeneffekt der überdiözesanen Mesnerschule. Man lernt Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Freistaat kennen und mit manchen von ihnen ist Weiß auch weiterhin in Kontakt mit einer WhatsApp-Gruppe.
Sein Hauptarbeitsplatz ist natürlich die Kronacher Stadtpfarrkirche St. Johannes, die gerne auch von Touristen besucht wird. „Leider wissen viele Besucher nicht mehr, wie man sich in einer Kirche verhält“, klagt Mesner Weiß. Die kommen mit Getränken oder Eistüten in die Kirche. „Ich mache sie dann schon freundlich darauf aufmerksam, dass dies eine Kirche sei und bitte sie wiederzukommen ohne Getränke oder Eis.“ In den allermeisten Fällen werde dies akzeptiert, doch manchmal benötige man auch starke Nerven, weil es eben auch uneinsichtige Menschen gebe.
Außer in der Stadtpfarrkirche finden noch Gottesdienste in der Spitalkirche sowie der Friedhofskapelle statt. Zudem ist Weiß nicht nur Mesner, sondern auch Hausmeister für das benachbarte Pfarrzentrum und den Pfarrgarten. Das bedeutet beispielsweise auch kleine Reparaturen einmal selbst vorzunehmen, idealerweise dann, wenn im Pfarrzentrum nicht zu viel los ist.
Seine Arbeitszeit verteilt sich auf sechs Tage die Woche. Das sind im Schnitt 6,5 Stunden pro Tag. Die Gottesdienstzeiten seien natürlich fix, erzählt Weiß. Aber ansonsten könne er sich seine Arbeitszeit einteilen, so wie es für ihn passe.
Und wie in jedem Beruf, so gebe es natürlich auch als Mesner Zeiten, in den besonders viel zu tun sei. Weiß nennt da Weihnachten, die Kar- und Ostertage sowie Fronleichnam. Gerade für diese wichtigen kirchlichen Feiertage sei es ratsam rechtzeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen.
Und für die rund 35 Kronacher Ministranten ist Lukas Weiß eine wichtige Ansprechperson. Nicht nur als Oberministrant, sondern auch gerade vor Festgottesdiensten, und was da beachtet werden müsse.
Der 24-Jährige schätzt an seinem Beruf die Vielseitigkeit und die Abwechslung, die es gibt. Gleichzeitig betont er aber auch: „Für mich ist das kein Beruf, sondern ein Stück weit eine Berufung.“