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Doktorarbeit Leos XIV. wirft Licht auf sein Amtsverständnis

Washington (KNA) – Jahrzehnte vor seiner Wahl zum Papst hat Leo XIV. - als Augustiner Robert Prevost - eine theologische Vision von kirchlicher Autorität und Gemeinschaft entwickelt. Sie lässt heute Rückschlüsse auf seinen Führungsstil als Oberhaupt der katholischen Kirche zu.

 

Die 1987 am Päpstlichen Angelicum in Rom eingereichte, bislang wenig beachtete Doktorarbeit über "Amt und Autorität des örtlichen Priors im Orden des heiligen Augustinus" befasst sich mit Grundfragen kirchlichen Zusammenlebens. Die Arbeit legt laut dem US-Portal National Catholic Register besonderen Wert auf das Zusammenspiel von geistlichem Charisma, Kirchenrecht und gemeinschaftlicher Leitung.

 

Im Zentrum der Dissertation steht die konkrete Gestalt der Leitung in einer Ordensgemeinschaft. Prevost argumentiert, dass Autorität in der Kirche nicht auf Kontrolle, sondern auf Dienst gründe. Der Prior als Leiter der kleinsten Einheit kirchlichen Ordenslebens verkörpere eine Form von Leitungsamt, das sich durch Hören, Dialog, Mitverantwortung und Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen auszeichne.

 

Enger Bezug zum Kirchenrecht

 

Auffallend ist ein enger Bezug zum Kirchenrecht: Prevost betont, dass kirchliches Leben geistlich wie rechtlich verfasst sei. Dabei stellt er die Ordnung der Kirche nicht in Gegensatz zur Freiheit, sondern sieht im Recht eine konkrete Form, wie Gnade und Gemeinschaft gelebt werden können.

 

Auch das Prinzip der Synodalität - in der Amtszeit seines Vorgängers Franziskus stark hervorgehoben - wird in der Dissertation nicht verworfen, sondern klar strukturiert verstanden: Entscheidungsprozesse sollen im Dialog geschehen, aber innerhalb geregelter Formen und Zuständigkeiten. Das Amt des Vorgesetzten, so Prevost, bestehe wesentlich im Gehorsam gegenüber Gott und in der sorgfältigen Unterscheidung seines Willens - stets aber auch in Abstimmung mit der Gemeinschaft.

 

Stimme der Orientierung

 

Die Dissertation zitiert zentrale Quellen wie das Kirchenrecht von 1983, die Regel des heiligen Augustinus (354-430) sowie Aussagen von Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Besonders letzterer wird mehrfach als Stimme der Orientierung herangezogen, etwa in einer Rede an die Augustiner, in der er das Zusammenspiel von geistlicher Berufung und kirchlich-rechtlicher Verfasstheit betont.

 

Diese Verbindung von Spiritualität und Struktur scheint auch das Selbstverständnis von Papst Leo XIV. zu prägen. Die Kirche ist für ihn eine "Gemeinschaft von Gemeinschaften", getragen von einer Autorität, die sich dem Wohl aller verpflichtet wisse - lokal wie universal.