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Ein Weggefährte, kein Denkmal

Gedenken an den verstorbenen Papst: Zum Requiem für Franziskus versammelten sich zahlreiche Gläubige in der Frauenkirche. Dort lag auch ein Kondolenzbuch auf. Foto: Bernd Buchner
Gedenken an den verstorbenen Papst: Zum Requiem für Franziskus versammelten sich zahlreiche Gläubige in der Frauenkirche. Dort lag auch ein Kondolenzbuch auf. Foto: Bernd Buchner

Nürnberg (buc) – Er war ein Mensch, der uns in Erinnerung bleiben wird“, sagte der Nürnberger Stadtdekan Andreas Lurz beim Trauergottesdienst für den verstorbenen Papst Franziskus in der Frauenkirche. „Ein Mensch, der uns inspiriert und zum Nachdenken gebracht hat.“ Den Stadtdekan hatte die Nachricht vom Tod des Kirchenoberhaupts am Ostermontag im Auto erreicht, zwischen zwei Gottesdiensten, die er an diesem Morgen zu halten hatte. Wie er, wissen vermutlich sehr viele Menschen, wo und wie sie die Nachricht erhalten haben – und wie sie darauf reagierten.

 

An der Gedenkfeier in der Frauenkirche nahmen zahlreiche Gläubige teil, am Altar versammelt waren neben Lurz sein Stellvertreter Karsten Junk, der frühere Stadtdekan Hubertus Förster, die Leitenden Pfarrer Andreas Bolowich und Rainer Gast, der ehemalige Künstlerseelsorger Hans-Peter Weigel, der ukrainisch-katholische Priester Ihor Chernikhovskyi und der Vorsitzende des Nürnberger Katholikenrats, Günter Heß. Die Stadt Nürnberg vertraten Sozialreferentin Elisabeth Ries, Schulreferentin Cornelia Trinkl und der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Stadtrat, Andreas Krieglstein.

 

Sein geistliches Erbe

 

In seiner Predigt führte Stadtdekan Lurz vier beispielhafte Zitate aus den Schriften des Verstorbenen auf, die eine Art geistliches Erbe oder Vermächtnis bilden. Aus der Enzyklika „Fratelli tutti“ (2020) zitierte er den Satz: „Die Armen können nicht mehr warten.“ Franziskus sei der Papst der Armen gewesen, und zwar aus tiefster Überzeugung, nicht aus betulichem Mitleid heraus. An ihm habe man ablesen können, was der Unterschied zwischen Mitleid und Mit-Leiden sei. Seinen Papstnamen Franziskus hatte Jorge Mario Bergoglio ganz gewusst gewählt, um auf das Armutsideal des heiligen Franziskus von Assisi hinzuweisen. 

 

Aus dem apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (2013) führte der Stadtdekan auf: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee.“ Franziskus sei kein Dogmatiker oder Ideologe gewesen, sondern „Diener des konkreten Lebens“. Er habe die Christen davor gewarnt, sich die Welt „von oben herab anzusehen“. Franziskus habe gezeigt, dass immer der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse – der Mensch, wie er sei, mit seinem Hunger, seiner Sehnsucht, seiner Verletzlichkeit, seiner Gebrochenheit.

 

Die bekannteste Schrift des verstorbenen Papstes ist „Laudato si‘“, die 2015 veröffentlichte Enzyklika über die Sorge um das gemeinsame Haus. Darin heißt es: „Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“ Dies sei Ausdruck des Glaubens an die Verbundenheit allen Lebens, sagte Lurz. Die Wege zur Lösung, so der Papst, erforderten einen ganzheitlichen Zugang, „um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern“.

 

Schließlich verwies der Stadtdekan auf eine weitere Passage aus „Evangelii gaudium“: „Die Zeit ist größer als der Raum.“ Damit sei gemeint, dass Prozesse wichtiger seien als Positionen. Mit Franziskus sei ein neuer Führungsstil in der Weltkirche eingezogen, so Lurz. Vieles habe er angestoßen, auch wenn er nicht alles habe umsetzen können: „Manche Dinge müssen wachsen, reifen.“ Der Papst sei kein Vertreter des Status quo, seine Grundhaltung sei die der Synodalität gewesen. In einer Zeit der Polarisierung habe er den Menschen das Evangelium gezeigt, das nicht durch Macht überzeuge, sondern durch Inhalt.

 

„Gott hat uns in Franziskus kein Denkmal gegeben, sondern einen Weggefährten“, so Andreas Lurz abschließend. „Er hat uns ahnen lassen, wie wir eine bessere Welt schaffen können. Dafür sagen wir heute: Danke, Bruder Franziskus.“