
Bamberg (cga) – Als einen Menschen, dessen Leben bis zum „letzten Tag ganz auf Gott ausgerichtet war“, hat Erzbischof Herwig Gössl in einem feierlichen Requiem im Bamberger Dom das Leben von Papst Franziskus beschrieben. Es sei eine sehr gemischte Gefühlslage gewesen, als am Ostermontag die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus gekommen sei, sagte der Bamberger Oberhirte zum Beginn des Gottesdienstes. So nach und nach habe sich schließlich bei ihm die Gewissheit verfestigt, dass es genau der richtige Zeitpunkt für diesen Papst sein sollte, um heimzugehen.
In seiner Predigt skizziert Erzbischof Gössl die wichtigsten Grundzüge des Pontifikats von Papst Franziskus. Als am 13. März 2013 weißer Rauch in Rom aufgestiegen sei und Papst Franziskus auf der Loggia erschien, da klang ein neuer Ton in der Kirche an. „Es war ein Ton der Güte und der Menschenliebe, der einfachen klaren Worte und Gesten. Ein Ton des guten Hirten, dem die Schafe gerne folgen, weil sie ihn kennen, weil sie spüren, er meint es gut mit ihnen.“
Gössl selbst erinnerte sich sehr gerne an seine Begegnungen mit Papst Franziskus, beispielsweise beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe oder bei der Übergabe des Palliums an ihn. „Ich erlebte einen Papst mit einer ungeheureren spirituellen Tiefe. Ein Mensch, bei dem man spürte, dass er sein Leben in einer ganz anderen Dimension festgemacht hat und doch zugleich ganz fest mit dieser Welt und ihren Problemen und Sorgen verbunden ist.“
In den vergangenen Tagen habe er auch verschiedene Dokumentationen gelesen oder im Fernsehen verfolgt, erzählte Erzbischof Gössl. Dabei wurde immer wieder deutlich. Er habe ganz klar Partei ergriffen zugunsten der Armen und Bedrängten, und zwar nicht aus politischer Berechnung, sondern aus tiefer religiöser Überzeugung. Immer wieder, so Erzbischof Gössl, kamen mir die Worte in den Sinn: „Er war ein guter Papst.“ Denn er führte bis zum letzten Tag ein Leben, „das ganz auf Gott ausgerichtet war“. Dabei wusste Papst Franziskus auch von Glaubenszweifeln, Unsicherheiten auf dem Glaubensweg. Er habe auch ganz ohne Scheu über diese Zweifel gesprochen, aber er vertraute noch mehr auf die größere Liebe Gottes. Genau aus dieser unerschütterlichen Glaubenshaltung heraus habe Papst Franziskus im Heiligen Jahr das Motto „Pilger der Hoffnung“ ausgerufen. Er wurde nicht müde zu betonen, Glaubenszeugen zu sein. Mit diesem Heiligen Jahr machte er dieser Welt, die so oft an Hoffnungslosigkeit krankt, und auch so selten auch sich heraus Anlass zur Hoffnung bietet, ein großes Geschenk.
Hoffnung als Geschenk
Seine Hoffnung, so der Bamberger Erzbischof, nährte sich aus dem Glauben heraus an Jesus Christus. Für den, der diesen Glauben teilen kann, gibt es keine hoffnungslosen Lebenssituationen, keine hoffnungslosen Fälle. Daher betonte Papst Franziskus immer wieder die Barmherzigkeit Gottes für alle Menschen, die umkehren von ihrem falschen Weg.
Papst Franziskus habe sich mit großem Elan Themen gewidmet, bei denen andere schon alle Hoffnung aufgegeben hätten, beispielsweise für einen entschiedenen Einsatz gegen den von Menschen gemachten Klimawandel oder für eine Migrationspolitik, die die Menschenwürde des Einzelnen achtet. Dies, so betonte der Bamberger Oberhirte, seien alles keine nur politischen Fragestellungen, sondern vom christlichen Glauben inspirierte Antwort auf Fragen der Menschen.
Glaube und Zweifel
Der Glaube war die Grundlage für alles Wirken von Papst Franziskus. Von daher war es ihm auch wichtig, dass dieser Glaube gelebt, weitergegeben, verkündet und gefeiert wird.
Sicher hatte auch Papst Franziskus seine Ecken und Kanten und mancher hat sich daran auch gestoßen. „Trotzdem bleibt in meinen Augen das Bild eines großen Papstes, der Menschlichkeit und Güte ausstrahlte und auch in seinem Leidensweg überzeugte,“ predigte Erzbischof Gössl. Papst Franziskus, sei ein Papst gewesen, der seiner Kirche manches zumutete. Dies aber aus einer tiefen glaubensstarken Zuversicht, dass letztlich Gott es sei, der seine Kirche begleite und führe und dass es daher keinen Grund gebe vor Veränderungen oder der Zukunft Angst zu haben.
Es bleibe der Dank für Papst Franziskus, für eine „Lebenshingabe, bis zum letzten Atemzug“. Aber auch der Dank für Impulse, die zum Nachdenken und manchmal zum Schmunzeln angeregt hätten, sowie der Dank für die Neu-, beziehungsweise Wiederentdeckung synodaler Elemente der Kirche. „Der Dank aber vor allem für sein einfaches und treues Glaubenszeugnis. Im Licht von Ostern ist Papst Franziskus in das Haus des himmlischen Vaters heimgekehrt.“