Augsburg (KNA) – Der Historiker Jörg Ernesti hat sich überrascht und erfreut gezeigt, dass der neue Papst den Namen Leo XIV. trägt. Der katholische Priester Ernesti ist Autor einer wissenschaftlichen Biografie von Papst Leo XIII. (1878-1903), der vor dem neuen Papst als letzter diesen Namen trug. Der Fachmann wies am Freitag darauf hin, dass Papst Leo XIII. in den USA stärker noch als in Deutschland verehrt werde, in den Vereinigten Staaten vor allem von konservativen Katholiken. Papst Leo XIV. stammt aus Chicago, gilt aber unter allen Kardinälen aus den USA als der am wenigsten nordamerikanische.
Vorgänger Leo XIII. sei ein bedeutender politischer Denker gewesen, sagte der Kirchenhistoriker. Er habe die moderne vatikanische Außenpolitik begründet. Ernesti betonte, der Papst habe insgesamt elf Mal in internationalen Konflikten vermittelt und den Heiligen Stuhl als Friedensvermittler etabliert. Der Historiker zog eine Parallele zu dem neuen Papst Leo, der in seiner ersten Ansprache sofort und direkt vom Frieden gesprochen habe.
Auch von Leo dem Großen inspiriert?
Ernesti geht davon aus, dass der am Donnerstag gewählte Papst Leo XIV. auch an den bedeutenden Papst Leo I. (440-461) gedacht habe, als er den Namen Leo wählte. "Auch der erste Papst Leo war eine große politische Führungsgestalt", sagt Ernesti. Leo I. war einer der insgesamt nur zwei Päpsten, die den Beinamen "der Große" tragen.
In Deutschland denke man zuerst an die katholische Soziallehre, wenn man von Papst Leo XIII. spreche, so Ernesti. Der Historiker erklärt, zu Lebzeiten sei Leo XIII. auch als Arbeiterpapst bezeichnet worden. Die Soziallehre sei bis heute wichtig.