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Antisemitische Vorfälle in Bayern im Jahr 2024 stark gestiegen

München (KNA) – In Bayern sind 2024 beinahe doppelt so viele antisemitische Vorfälle registriert worden als im Jahr davor. So dokumentierte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) Bayern 1.515 solcher Fälle, wie aus dem am Montag in München veröffentlichten Jahresbericht hervorgeht. 80 Prozent davon seien mit israelbezogenem Antisemitismus verbunden gewesen.

 

Der Mitteilung zufolge gab es 557 Versammlungen, auf denen antisemitische Äußerungen verbal und/oder schriftlich getätigt wurden. Demnach ereignete sich mehr als ein Drittel aller Vorfälle im Kontext von Versammlungen, wobei 74 Prozent dem antiisraelischen Aktivismus zugerechnet wurden. Mit den Schüssen auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München am 5. September sei ein Fall extremer Gewalt darunter.

 

Mangelnde Empathie verunsichert

 

Die Leiterin von Rias-Bayern, Annette Seidel-Arpaci, sprach von einem einschneidenden Jahr: "Wir haben so viele antisemitische Vorfälle wie nie zuvor dokumentieren müssen. Neben dem Schock über die Massaker durch palästinensische Terrorgruppen und dem anhaltenden Schmerz über verschleppte und ermordete Geiseln hat die massenhafte antisemitische Agitation auf den Straßen und im Netz seit dem 7. Oktober viele Jüdinnen und Juden auch in Bayern tief getroffen." Mangelnde Empathie habe viele Menschen weiter verunsichert.

 

Die Zahl der bekanntgewordenen körperlichen Angriffe stieg den Angaben zufolge von 8 auf 15, die der Sachbeschädigungen von 32 auf 50. Die Zahl der Bedrohungen sei leicht von 32 auf 30 gesunken, die der Massenzuschriften von 24 auf 65 gestiegen. 1.354 Vorfälle seien als verletzendes Verhalten dokumentiert worden. Dabei handele es sich etwa um Direktnachrichten, E-Mails und Versammlungen. In 343 Fällen seien als jüdisch und/oder israelisch bekannte Institutionen sowie Einzelpersonen durch eine direkte Adressierung betroffen gewesen. Nach wie vor gebe es weiter ein großes Dunkelfeld, heißt es.

 

Daueraufgabe

 

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle erklärte: "Wir können dieser Entwicklung nicht tatenlos zuschauen, der wehrhafte Rechtsstaat ist zu handeln gefordert." Deshalb sei er dankbar, dass die Polizei und die Justiz in Bayern ein waches Auge auf diese Straftaten hätten und sie verfolgen. Laut Justizminister Georg Eisenreich (CSU) gab es 2024 in diesem Bereich bayernweit 938 neue Ermittlungsverfahren und 237 Verurteilungen. Der Kampf gegen Antisemitismus sei eine Daueraufgabe. Judenhass gebe es an den Rändern, in der Mitte der Gesellschaft und unter Zuwanderern.