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Wer glaubt, ist nie allein

Lukas Horn (links) und Venetios Tsioris (rechts) werden in der Osternacht in die katholische Kirche aufgenommen. Foto: Christoph Gahlau
Lukas Horn (links) und Venetios Tsioris (rechts) werden in der Osternacht in die katholische Kirche aufgenommen. Foto: Christoph Gahlau

Lauf an der Pegnitz (cga) – Venetios Tsioris lächelt spitzbübisch und meint: „Allein wäre ich nie darauf gekommen.“ Zusammen mit seinem früheren Klassenkameraden Lukas Horn wird Venetios in der Osternacht in Lauf an der Pegnitz in die katholische Kirche aufgenommen. Für den 17-Jährigen Venetios ist es „nur“ eine Konversion vom griechisch-orthodoxen Glauben in die katholische Kirche. Lukas (16) wird in diesen frühen Morgenstunden des Osterfestes getauft, gefirmt und geht auch das erste Mal zur Kommunion. 

„Ich bin atheistisch aufgewachsen“, erzählt Lukas.

 

Glaube und Religion habe in seiner Familie kaum eine Rolle gespielt, am ehesten noch bei den Großeltern. „Irgendwann habe ich mir die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt.“ Und der Tod habe ihm Angst gemacht. Also damit auch die Frage, was denn nach dem Tod komme. So habe er begonnen sich mit religiösen Fragen auseinanderzusetzen und sich im Internet informiert. 

 

Venetios erzählt, dass er zwar griechisch-orthodox getauft worden sein, aber der Glaube in seinem Leben lange Zeit keine Rolle gespielt habe. „Für mich war es als Kind auch langweilig, da ich von der Liturgie nichts verstanden habe“, erinnert er sich rückblickend. 

 

Ab und an hätten sie über den Glauben gesprochen, aber nicht besonders intensiv, erzählen die beiden Jugendlichen. Venetios und Lukas kennen sich seit der 7. Klasse und haben sich angefreundet. 

 

Ein vielleicht entscheidender Tag in ihrem „Glaubensleben“ sei der 8. März 2024 gewesen. An diesem Tag unternahmen die beiden Freunde einen Ausflug nach München. Am Abend besuchten sie die Kirche St. Michael in der dortigen Fußgängerzone. Zu diesem Zeitpunkt wurde dort ein Gottesdienst gefeiert. Nach kurzem Zögern entschieden sie sich zu bleiben. So sei die Idee gekommen, man könnte ja öfter mal einen Gottesdienst in München besuchen. In München deswegen, weil es da anonymer sei. 

 

Er könne dies gut verstehen, erzählt Pfarrer Stefan Alexander. Denn zwei Jugendliche, die bislang nicht regelmäßig den Gottesdienst besucht haben, fallen in einer Kleinstadt wie Lauf doch eher auf. Allzu lange sei es aber nicht bei den Gottesdienstbesuchen in München geblieben. Irgendwann habe Lukas ihm vorgeschlagen: „Lass uns doch mal nach Lauf gehen“ berichtet Venetios. 

 

Die beiden Jugendlichen hätten eben nicht nur den Sonntagsgottesdienst besucht, sondern seien auch an Werktagen zum Mitfeiern des Gottesdienstes da gewesen, so Pfarrer Stefan Alexander. „Am Anfang habe ich mir nichts dabei gedacht.“ Aber nachdem es dann doch regelmäßiger geworden sei, sei man auch bei einem Kirchenkaffee ins Gespräch gekommen. 

 

Die Entscheidung sich für den katholischen Glauben zu entscheiden, verlief bei Venetios und Lukas sehr unterschiedlich. Bereits Mitte August habe es erste Überlegungen gegeben, den katholische Glauben anzunehmen. „Nach fünf bis sechs Gottesdiensten stand des dann fest, dass ich katholisch werden will.“ Venetios wechselt dabei offiziell in die griechisch-katholische Kirche, die mit der römisch-katholischen Kirche uniert ist, erklärt Pfarrer Stefan Alexander. 

 

Deutlich schwieriger war für Lukas die Entscheidung bei der Frage: „Welcher Kirche möchte ich beitreten?“. Er habe auch einmal einen Gottesdienst der evangelischen Gemeinde besucht. Doch die katholische Liturgie habe ihn einfach mehr angesprochen. Und letztlich sei es eben einfacher den Weg des Glaubens gemeinsam zu gehen, befinden Lukas und Venetios übereinstimmend. 

 

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es zusammen mit Pfarrer Stefan Alexander immer wieder mal Treffen, um über den Glauben zu reden. Doch viel Glaubensunterricht sei nicht nötig gewesen. „Beide haben sich sehr intensiv mit dem Glauben auseinandergesetzt“, stellt Pfarrer Stefan Alexander fest. Es sei nicht darum gegangen, Lerneinheiten durchzuführen, sondern die beiden Jugendlichen vielmehr auf ihrem Glaubensweg zu begleiten. 

 

Die Aufregung und der Puls steigen bei Venetios und Lukas ein wenig in den Tagen der Vorbereitung auf ihre Aufnahme in die katholische Kirche. Den liturgischen Ablauf hat Pfarrer Stefan Alexander mit den beiden Auszubildenden schon einmal besprochen. Bei einem Eis – das hilft schließlich ein wenig die Aufregung zu mildern.