Ernakulam (KNA) - Der indische Kardinal George Alencherry, bis Ende 2023 Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly und Oberhaupt der mit Rom verbundenen syro-malabarischen Kirche, wird am Samstag (19. April) 80 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet er aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind derzeit noch 135 der 252 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.
Nach missglückten Immobiliengeschäften in Kochi, die Alencherry an den kirchlichen Gremien und Finanzberatern vorbei eingefädelt haben soll, entzog die syro-malabarische Synode dem Kardinal 2018 die Leitung der administrativen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und ersuchte den Vatikan um eine Untersuchung. Papst Franziskus berief Bischof Jacob Manathodath von Palghat zum Interimsverwalter (Apostolischen Administrator), womit Alencherrys Amtsführung ruhte. Seit Juni 2019 war der Kardinal aber wieder vollumfänglich im Amt.
Geboren am 19. April 1945, wurde Alencherry 1972 zum Priester geweiht. Ende 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Thuckalay. 2011 beförderte ihn Benedikt XVI. zum Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly und nahm ihn 2012 ins Kardinalskollegium auf.
Apostel Thomas
Rund 80 Prozent der indischen Bevölkerung sind Hindus, etwa 13 Prozent Muslime und jeweils rund 2 Prozent Christen und Sikhs. Von den etwa 28 Millionen Christen sind rund 20 Millionen Katholiken. Dabei gibt es neben der römisch-katholischen Kirche die beiden mit Rom unierten Kirchen der Thomas-Christen, die syro-malabarische und die syro-malankarische Kirche. Sie gehen auf den Apostel Thomas zurück, der etwa um 70 nach Christus nach Südindien gekommen sein soll.
In der indischen Ostkirche gibt es seit Jahrzehnten einen teils gewaltvollen Streit über Details zur Gottesdienstgestaltung. Vor allem geht es um die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zur Gemeinde zelebrieren soll oder dem Altar zugewandt. Mitte 2021 beschloss die Synode der Kirche einen Kompromiss, wonach der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und sich erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet.
Eine Gruppe von Priestern und Laien, der auch Leitungsmitglieder des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly angehörten, lehnte den Kompromiss ab. Papst Franziskus schickte im August einen Beauftragten in das Großerzbistum, dem jedoch der Zutritt zur Kathedrale verwehrt wurde. Schließlich schaltete sich Franziskus per Video-Botschaft ein und forderte die Priester der Großerzdiözese auf, sich an die Beschlüsse der Synode zu halten. Die Gläubigen rief er auf, "diesen Bruch wieder zu kitten".