
Bamberg (ku) – Ein Bischof, bekleidet mit einem Gewand, das den Kaisergewändern aus dem Bamberger Diözesanmuseum ähnelt, steht im Mittelpunkt der Darstellungen auf einer Werkzeugkiste. Der Bischof selber trägt eine Fackel und blickt empor zu einem drachenartigen Wesen, das aus Wolken hervortritt. Geschaffen hat diese Szene Gerelkhuu Ganbold, einer der herausragendsten jüngeren Künstler der Mongolei. Und seit der vergangenen Woche ist das Kunstwerk im Bamberger Diözesanmuseum, in direkter Nachbarschaft der Kaisergewänder.
Ein Besuch im Diözesanmuseum und die Betrachtung der Kaisergewänder im vergangenen Jahr hat Ganbold zu diesem Kunstwerk inspiriert. „Gleich nach seinem Aufenthalt hier, hat er damit begonnen“, so Museumsleiterin Carola Marie Schmidt im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Für Dr. Birgit Kastner, die Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat, ist der Ausstellungsort ganz bewusst gewählt. Das Werk wird bis zur geplanten Neukonzeption der Dauerausstellung als zeitgenössische Intervention im Saal der weltweit einzigartigen hochmittelalterlichen Kaisergewänder präsentiert.
Nach Birgit Kastners Aussage während der Präsentation des Kunstwerks, soll die bewusste Eingliederung in die Dauerausstellung die Sehgewohnheiten herausfordern und den Besucherinnen und Besuchern des Diözesanmuseums neue Perspektiven eröffnen. „Es ist eine Intervention mit Gegenwartsbezügen in einem großen Raum“, so die Ordinariatsrätin.
Sie war es auch, der die jetzt vom mongolischen Künstler verwendete 100 Jahre alte Holzkiste bei einer Kunstschau in der Kunstmühle Mürsbach auffiel. „Diese Kiste stammt aus meinem Elternhaus“ erklärte Galerist Thomas Eller bei der Vernissage und zeigte sich erfreut darüber, dass „Bishop’s Robe“ als neues Werk in einem „altehrwürdigen Rahmen“, sprich im Diözesanmuseum zu sehen ist.
Der Bischof, der eine Fackel in der Hand hält, auf seinem Kopf eine Mitra trägt und zu einem drachenartigen Wesen emporblickt – es ist ein faszinierender Brückenschlag und eine meisterhafte Vereinigung christlicher Ikonographie mit buddhistischer Maltradition. Es liest sich wie ein mongolisches Epos – auf den verschiedenen Seiten der Kiste verschmelzen Ost und West eindrucksvoll und entfalten in einer einzigartigen Bildsprache eine vielschichtige Erzählung voller detailreicher Verweise.
Das Werk reflektiert die lange Tradition religiöser Toleranz in der Mongolei, die bis in die von Dschingis Khan im 13 Jahrhundert zurückreicht. Schon als der Franziskanermönch Wilhelm vin Rubruk im Jahr 1255 am Hofe Möngkhe Khaans in Kharkhorin eintraf, gab es dort Gemeinden nestorianischer Christen, Kopten, aber auch jüdische und muslimische Gemeinden.
Der Mongol Zurag ist eine moderne Kunstrichtung, die um 1920 von Künstlern wie Balduugiin Sharav begründet wurde und in eine Zeit der Befreiung der Mongolei von der Vorherrschaft der chinesischen Manchu-Dynastie fiel.
Stilistisch bezieht sich der Mongol Zurag auf Motive lama-buddhistischer Thangka-Malerei und Elemente schamanischer Kultobjekte. In der Zeit der kommunistischen Volksrepublik Mongolei war der Mongol Zurag verboten und erst in den 1990er Jahren von jüngeren Künstlerinnen und Künstlern wieder aufgegriffen wurde. Seitdem erlebt er eine Renaissance.