Flossenbürg (KNA) – Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kritisiert eine Instrumentalisierung Dietrich Bonhoeffers durch Extremisten. Ihn empöre der Versuch, Widerstandskämpfer wie Bonhoeffer als Fürsprecher für verqueres Denken zu vereinnahmen, sagte Herrmann am Montag im bayerischen Flossenbürg. "Für mich ist das eine Schande." Dies teilte die Evangelische Akademie Tutzing mit, die aktuell eine Tagung zu Bonhoeffer in Flossenbürg abhält. Im dortigen KZ wurde der evangelische Theologe am 9. April 1945 hingerichtet.
Bonhoeffer sei eine feste Größe, an der man sich orientieren könne, sagte Herrmann weiter. Bonhoeffer stehe für die besten Eigenschaften des Menschen: Selbstlosigkeit, Wahrheitsliebe und Rechtschaffenheit. Seine Werte hätten die Väter und Mütter des Grundgesetzes inspiriert, einen Staat zu schaffen, der den höchsten Idealen und der Freiheit des Gewissens verpflichtet sei, fügte der Innenminister hinzu. Es sei an der heutigen Gesellschaft, diesen Staat zu verteidigen. Herrmann warb dafür, Vertrauen in die Stärke der Demokratie zu haben und sich nicht von Zynismus und Spaltung anstecken zu lassen.
"Märtyrer für ein anderes Deutschland"
Extremisten und Nationalisten, die Bonhoeffer für ihre Zwecke missbrauchten, stünden im Widerspruch zu seiner Menschlichkeit, zu seiner alle Menschen aller Nationen umfassenden Geschwisterlichkeit, betonte Herrmann. Die demokratische Gesellschaft sei es den "Märtyrern für ein anderes Deutschland" schuldig, ihr Andenken zu wahren und zu schützen und "allen entgegenzutreten, die unsere Demokratie, unser Grundgesetz und damit die unverbrüchliche Menschenwürde verachten", so der Innenminister. Dazu zählten Neonazis und Antisemiten, Stalinisten und Islamisten.
Die Tagung zu Ehren Bonhoeffers findet am 7. und 8. April in Kooperation mit der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft, der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern statt.