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Eindrücke einer lebendigen Kirche erfahren

Eindrücke der klösterlichen Landwirtschaft in Keur Moussa. Foto: Maria Schmutzler / KLB
Eindrücke der klösterlichen Landwirtschaft in Keur Moussa. Foto: Maria Schmutzler / KLB

Bamberg (KLB) – Aus dem kalten Deutschland hat sich eine Reisegruppe des Arbeitskreises Senegal unter der Leitung von Landvolkseelsorger Pfarrer Detlef Pötzl und Jimmy Grimm auf den Weg in das westafrikanische Land gemacht. Begleitet wurde die Gruppe von Abbé Pierre Aye Ndione, der schon mehrere Male als Urlaubspriester in Kronach gearbeitet hatte, und somit als perfekter Vermittler zwischen den Kulturen die Gruppe hautnah ans Leben im Bistum Thiès heranführte.

 

Die Reisegruppe lernte zunächst die knapp 400 000 Einwohner-Stadt Thiès mit ihrem bunten Markttreiben und ihrem Künstlermarkt kennen. Thiès ist zugleich Sitz der Diözese mit rund 64 000 Katholiken in 25 Pfarreien. 

 

Abbé Pierre erzählte, dass ihm an Thiès besonders die Friedlichkeit der Menschen und die Ruhe, im Vergleich zur Hauptstadt Dakar, gefalle. Bei einem Gottesdienst in der Kathedrale St. Anne und einem Gespräch erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die katholische Welt von Thiès, wie beispielsweise dem Haus der Jugend. Dies wurde unter anderem mit Unterstützung des Erzbistums Bamberg errichtet. Die Partnerschaft zwischen den beiden Bistümern besteht bereits seit 2007, die Kontakte des Landvolks in den Senegal reichen bis in die 1960er-Jahre zurück. 

 

Die mitreißende musikalische Begleitung eines Gottesdienstes zum Pfarrfest im ländlichen Fandène mit Chorgesang und Trommel konnte die Gruppe aus Deutschland begeistern. Die Freude, mit der die Einheimischen auch ihren Pfarrfestnachmittag mit Tanz und Musik begingen, steckte an. Sanftere musikalische Töne wurden in Keur Moussa angestimmt, einem Benediktinerkloster westlich von Thiès. Dort wird unter anderem die westafrikanische Stegharfe Kora hergestellt und kommt in den Gottesdiensten zum Einsatz. Im Kloster wurde auch die dortige Landwirtschaft besichtigt, die seit Jahrzehnten ökologisch betrieben wird.

 

Ein Bild vom sozialen Wirken der katholischen Kirche im Bistum Thiès machten sich die Reisenden bei der Besichtigung des katholischen Krankenhauses St. Jean de Dieu in Thiès sowie beim Besuch einiger katholischer Schulen in Thiès und in Dörfern auf dem Land. Die Teilnehmenden erhielten eine Führung über das Schulgelände der Grundschule von Ndondol, die hauptsächlich über die Aktion Schulgeld aus dem Erzbistum Bamberg finanziert worden war. Auf dem langen Weg in dieses sehr ländlich gelegene Dorf fiel der Gruppe auf, dass einige Kinder nicht zur Schule gingen, sondern stattdessen Wasser für die Familie holten. Einer der Schulverantwortlichen erklärte dies damit, dass einige Eltern nicht den Mehrwert einer Schulbildung für ihre Kinder sehen. Dennoch steht der Schulbesuch in den katholischen Schulen auch muslimischen Kindern offen. Und auch zahlreiche muslimische Kinder würden die katholischen Schulen besuchen, so der Schulverantwortliche. Denn die katholischen Einrichtungen seien besser ausgestattet als die staatlichen Schulen und würden ihre Lehrkräfte auch besser bezahlen. 

 

Ein weiterer, wichtiger Bestandteil des Reiseprogramms war der Austausch mit den Menschen auf dem Land. Im Dorf Pallo führte die Reisegruppe ein Gespräch mit Mitgliedern der MARCS (Landvolkbewegung im Senegal) Pallo, das geleitet und übersetzt wurde von Abbé Patrice Mor Faye, der einige Jahre als Priester in Oberhaid gearbeitet hatte. Den anwesenden Senegalesinnen lag vor allem auf dem Herzen, dass derzeit die Pumpe des Wasserturms defekt war und folglich der Wasserbedarf für Trinken, Kochen, Hygiene, Garten und Landwirtschaft nur über Wasserlieferungen gedeckt werden konnte. Dieser bereits seit mehreren Monaten andauernde Missstand belastete die Frauen sehr und die Reisegruppe überlegte gemeinsam mit ihnen mögliche Lösungen für dieses Problem.

 

Auf der Senegalreise der KLB Bamberg kam auch das touristische Programm nicht zu kurz. So lud ein Tag in Popenguine, einem Wallfahrtsort am Atlantik, neben einem gemeinsamen Gottesdienst auch zum Baden im Atlantik ein. Die Gruppe besuchte zudem Dakar, seine Kathedrale und das imposante Monument der afrikanischen Wiedergeburt, der höchsten Statue in Afrika. Auf der Sklaveninsel Gorée, einem UNESCO Weltkulturerbe, brachte ihnen ein einheimischer Führer das wohl dunkelste Kapitel der senegalesischen Geschichte, den Sklavenhandel, nahe. Von Gorée aus wurden die in Westafrika gefangen genommenen Sklaven über den Atlantik u. a. nach Nord- und Südamerika transportiert. In den 1970er-Jahren wurde die Insel Gorée zum Symbol für die Verschleppung von Sklaven über den Atlantik.

 

Mit vielen Eindrücken und Erlebnissen kehrte die Reisegruppe der KLB Bamberg schließlich dankbar nach Deutschland zurück. Die Gastfreundschaft, Fröhlichkeit und Freundlichkeit der Senegalesen, aber auch die wahrgenommenen Probleme, wie Armut, Wassermangel oder Umweltverschmutzung vor allem durch Müll werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Erinnerung bleiben. Für manche blieb nach dieser Reise der Senegal ein Rätsel, andere entwickelten eine große Liebe zu diesem besonderen Land.