
Berlin (KNA) – Das KZ Auschwitz im von Deutschland besetzten Polen ist zum Inbegriff für den Mord an den europäischen Juden geworden. Der Tag seiner Befreiung am 27. Januar 1945 ist daher der Tag, an dem weltweit des Holocaust gedacht wird.
Zu den jüdischen Menschen, die dort ermordet wurden, zählen auch die Philosophin Edith Stein und ihre Schwester Rosa. Edith Stein wird in der katholischen Kirche als heilige Schwester Teresa Benedicta a cruce verehrt. Sie konvertierte 1922 zum katholischen Glauben und trat 1933 in Köln in das Karmeliten-Kloster ein. Das schützte sie nicht vor der Verfolgung. Nach den November-Pogromen 1938, von den Nazis als „Kristallnacht“ bezeichnet, floh sie in die Niederlande und fand dort Zuflucht in einem Kloster ihres Ordens in Echt.
Zur gleichen Zeit suchten rund 10 000 jüdische Menschen aus Deutschland Schutz in den Niederlanden, die als sicher betrachtet wurden. Doch waren auch die Niederlande kein sicherer Ort für Juden. Der Zufluchtsort wurde für Schwester Teresa Benedicta, ihre Schwester und weitere rund 103 000 jüdische Menschen zur Todesfalle, nachdem die Deutschen im Mai 1940 die Niederlande besetzten.1942 begannen sie mit der Deportation der Juden in die Vernichtungslager im Osten wie das KZ Auschwitz.
Mitpatronin Europas
Als die katholischen Bischöfe der Niederlande Ende Juli 1942 in einem Hirtenbrief gegen die Deportationen der jüdischen Mitbürger protestierten, ließen die deutschen Besatzer am folgenden Sonntag alle katholischen Juden verhaften, zunächst in Sammellager und dann nach Auschwitz bringen. Schwester Teresa Benedicta und Rosa Stein wurden dort am 9. August 1942 in den Gaskammern ermordet. Schwester Teresa Benedicta wurde von Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Köln 1987 seliggesprochen, 1998 in Rom heiliggesprochen und dann 1999 zur Mitpatronin Europas erklärt. Bei der Seligsprechung würdigte der Papst sie als eine „herausragende Tochter Israels und zugleich Tochter des Karmels“. Sie sei zudem eine Persönlichkeit, „die eine dramatische Synthese unseres Jahrhunderts in ihrem reichen Leben vereint“.
Die katholische Kirche verehrt heute auch den polnischen Franziskaner-Minorit Pater Maximilian Kolbe als Heiligen und Märtyrer, der im KZ Auschwitz 1941 sein Leben für einen Mitgefangenen geopfert hat. Er steht für die frühe Phase des KZs, das nach Angaben der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zehn Monate nach Kriegsbeginn im September 1939 als erstes deutsches Konzentrationslager im besetzten Polen errichtet wurde.
In den ersten zwei Jahren brachten die deutschen Besatzer vor allem Polen dorthin, deren kulturelle Elite sie auslöschen wollten. Dazu gehörte auch der Klerus. Später wurden in Auschwitz vor allem Juden aus ganz Europa ermordet.
Die Gedenkstätte berichtet, bereits in den ersten Monaten der Besatzung seien polnische Priester und Mönche verhaftet und in das Konzentrationslager deportiert worden. Zunächst seien vor allem Geistliche der römisch-katholischen Kirche betroffen gewesen; mit der Zeit seien aber auch evangelische und orthodoxe Geistliche in das Konzentrationslager eingeliefert worden. Unter den Häftlingen befanden sich auch Priester, Seminaristen und Mitglieder von Ordensgemeinschaften. Nach Angaben der Gedenkstätte wurden zwischen 1940 und 1945 mindestens 464 Priester, Seminaristen und Mönche sowie 35 Ordensschwestern aus Polen und anderen Ländern des besetzten Europas nach Auschwitz deportiert.
Der Franziskaner-Minorit Maximilian Kolbe war einer von ihnen. Als polnischer Intellektueller und Geistlicher passte er genau in das Feindbild der deutschen Besatzer. Er gründete 1927 die Klosterstadt Niepokalanow (Stadt der Unbefleckten) in der Nähe von Warschau, die über einen Verlag, eine Druckerei, Werkstätten, eine Rundfunkstation, ein Klostergebäude sowie ein Seminar für Gymnasiasten verfügte. Sie wurde schon knapp drei Wochen nach Kriegsbeginn – im September 1939 – von deutschen Truppen besetzt. Kolbe wurde wie die meisten seiner Mitbrüder verhaftet, kam aber wieder frei.
Im Februar 1941 stürmten deutsche Truppen erneut die Klosterstadt, wo nun auch Juden Zuflucht gefunden hatten. Diesmal wurde Kolbe nach Auschwitz gebracht. Nach der Flucht eines Gefangenen wählte Lagerleiter Karl Fritzsch Ende Juli zehn Gefangene aus, die dafür sterben sollten. Kolbe nahm den Platz des Familienvaters Franciszek Gajowniczek ein und ging für ihn in den sogenannten Hungerbunker; am 14. August 1941 wurde er mit dem Nervengift Phenol getötet. Papst Johannes Paul II. sprach 1982 Pater Maximilian Kolbe als Märtyrer heilig, der als Symbol deutsch-polnischer Versöhnung verehrt wird und ebenso dafür, dass er freiwillig für einen anderen Menschen den Tod auf sich nahm.
Engel von Auschwitz
In Auschwitz starb 1944 auch die aus Westfalen stammende Ordensfrau Angela Maria Autsch, die als „Engel von Auschwitz“ bekannt ist. „In dieses Irrenhaus kam Angela wie ein Lächeln der Morgenröte, wie ein Strahl des Sonnenlichtes. Inmitten des fürchterlichen Elends entstand hier eine Insel der Zärtlichkeit“, schrieb eine im KZ inhaftierte jüdische Ärztin über das Wirken von Schwester Angela vom Heiligen Herzen Jesu. Für Autsch läuft ein Seligsprechungsprozess.
Opfer des Holocaust wurden auch Sinti und Roma, die wie die jüdischen Menschen erst entrechtet und dann ermordet wurden. Im KZ Auschwitz wurde im Dezember 1942 ein „Zigeunerlager“ errichtet. Wenig bekannt ist, dass 90 Prozent der deportierten Roma und Sinti katholisch waren. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, hat jüngst ein moralisches Versagen der Kirchenleitung der Erzdiözese München und Freising gegenüber den hilfesuchenden Sinti und Roma während der NS-Diktatur eingeräumt. Christiane Laudage (KNA)