![Familienbundsvorsitzende Christiane Kömm (2.von links) und Geschäftsführerin Anja Sauer mit den Referenten Oliver Weber (l.) und Benedikt Martin. Foto: Christiane Dillig](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=470x1024:format=jpg/path/sc1daefcd93483eb9/image/ie3c92a0d15e27634/version/1734684712/image.jpg)
Bamberg (cid) – Die Sozialen Medien nehmen im Alltag und Miteinander der Gesellschaft einen immer größeren Raum ein. Gerade auch für Kinder und Jugendliche gehört das Smartphone heute zum Alltag. Was machen diese Medien mit den jungen Menschen? Und wie kann man möglichen Gefährdungen vorbeugen? Bei der Jahrestagung des Familienbundes der Katholiken in der Erzdiözese Bamberg mit dem Thema „Handy Eltern Kompakt“ appellierten Referenten an alle Eltern, sich mit der Medienwelt ihrer Kinder auseinanderzusetzen, diesbezüglich aber auch das eigene Verhalten zu hinterfragen.
Ohne soziale Medien geht es nicht mehr. Die Vorsitzende des Familienbundes, Christiane Kömm, rief eingangs in Erinnerung, dass die australische Regierung deren Nutzung erst ab 16 Jahren zulassen will. Nach Kömms Auffassung ist Prävention wichtig, denn das Netz berge große Gefahren.
Benedikt Martin und Julia Grewe vom Start up-Unternehmen „2Wort“ in Bamberg befassen sich seit einigen Jahren mit der Thematik und bieten dazu Vorträge und Workshops an. Als Eltern und als Personen, die in der offenen Jugendarbeit und in der Schule tätig sind, haben sie täglich mit dem medialen Verhalten junger Menschen zu tun. So hat Grewe erlebt, dass bei einer Klassenfahrt, bei der die Jugendlichen im Zug nebeneinander sitzen, die Unterhaltung über das Handy geführt wird.
Die beiden Referenten stellten eine neue Studie der DAK vor, nach der Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren an einem Werktag zwischen drei und vier Stunden im Netz unterwegs sind. 2022 nutzten 89 Prozent der in Deutschland befragten Jugendlichen regelmäßig soziale Medien. Die Zahlen dürften mittlerweile höher liegen. Ein „Brandbeschleuniger“ sei auch die Corona-Pandemie gewesen.
Medien sind aus dem Lebensumfeld junger Menschen nicht mehr wegzudenken. Seit 2005 mit Myspace das erste soziale Netzwerk entstand, haben sich mit der Gründung von Facebook, Instagram, TikTok und der Erfindung des iPhones die Nutzerzahlen explosionsartig vermehrt. Der Vorteil des Mediums: Jeder kann selbst Inhalte bereitstellen und jeder kann theoretisch Kontakt mit jedem aufnehmen. Für Jugendliche sei das spannend, sie könnten sich vernetzen und ihre Erlebnisse teilen, sie könnten Videos machen und mit Gleichgesinnten, auch wenn diese nicht am Ort sind, in Kontakt treten.
95 Prozent der Dreizehn- bis Fünfzehnjährigen verfügten heute über ein Smartphone. In deren Fokus sind vor allem Kanäle, in denen per Bild kommuniziert wird. „Es wird immer schneller, immer bewegter, mit immer weniger Text“, beobachten Grewe und Martin.
Was machen Facebook, Instagram, TikTok und Snapchat mit den Jugendlichen? Die Medienpädagogen nannten unter anderem die Verringerung der Aufmerksamkeitsspanne – weil ständig neue Informationen erwartet werden oder man zur Kommentierung aufgerufen wird. Sie hinterfragten auch die Möglichkeiten der Selbstdarstellung. Filter ermöglichten, das eigene Selfie aufzuhübschen.
Soziale Medien zeigten „perfekte“ Menschen und Familien. Der Blick für die Realität gehe verloren. „Wenn man immer nur schöne und glückliche Menschen sieht und sich selbst und sein Umfeld damit vergleicht, kann das auch zum Brandbeschleuniger für psychische Probleme werden“, so die Referenten. Cybermobbing und Cybergrooming sowie das unreflektierte Weiterleiten pornographischer Bilder sind weitere Gefahrenquellen.
Sie wollten die sozialen Medien nicht verteufeln, sagten die Referenten. Zugleich raten sie den Eltern, die ja auch eine Aufsichtspflicht ihren Kindern gegenüber haben, genau hinzuschauen, sich über das, was angeschaut wird zu informieren und auf Augenhöhe mit dem Nachwuchs zu kommunizieren. „Wir brauchen medienkompetente Eltern“.
Keine Familie sei jedoch mit Problemen, die infolge unkontrollierten Medienkonsums entstehen, allein gelassen. Schulpsychologen und Beratungslehrer, Jugendsozialarbeiter und Mitarbeiter in Beratungsstellen vor Ort seien kompetente Ansprechpartner. Auch im Internet gebe es Adressen, an die man sich wenden könne.
Mit strafrechtlich relevanten Inhalten der medialen Kommunikation hat auch Oliver Weber täglich zu tun. Er ist Jugendkontaktbeamter bei der Polizei in Bamberg. Er geht in die Bamberger Schulen und informierte die Heranwachsenden über die Gefahren im Netz. Weber will junge Menschen zu einem kritischen Blick auf ihr Kommunikationsverhalten motivieren. Denn wenn sie etwa Fotos unreflektiert weiterleiten, können sie sich strafbar machen.
Wird die Justiz tätig und es erfolgt die Eintragung in das Erziehungsregister, so kann dies auch Folgen für den Werdegang des Jugendlichen haben, für seine Ausbildung und seine späteren beruflichen Möglichkeiten. Weber rät den Schülern, sofort Eltern oder Großeltern zu informieren, wenn Anfragen unbekannter Absender erfolgen, damit mögliche Schritte eingeleitet werden können. „Wir müssen den Kindern und Jugendlichen Schutz und Sicherheit geben“.
Die Erziehungsberechtigten seien in der Pflicht, ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit den sozialen Medien beizubringen, damit sie unbeschadet aufwachsen können.