Würzburg (KNA) – Knapp zehn Monate nach der Präsentation einer bundesweiten Missbrauchsstudie will das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt auf den Weg bringen. Das Beteiligungsforum aus Betroffenen und Kirchenvertretern habe die 46 Empfehlungen der Studie in 12 Maßnahmen übersetzt, sagte EKD-Ratsmitglied Stefan Werner am Montag vor der in Würzburg tagenden Synode.
"Dass eine Umsetzung an allen Stücken gelingt, liegt nun nicht an den wenigen Menschen im Beteiligungsforum, sondern an allen, die in Kirche und Diakonie Verantwortung tragen und tätig sind", sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. "Die gut 860-seitige-Studie hat nur dann einen Wert, wenn sie für uns alle einen Wert haben", so die Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum. Die Synode will am Mittwoch über den Maßnahmenplan abstimmen.
Ombudsstelle und Personalakten-Analyse
Beschließen sollen die Kirchenparlamentarier unter anderem die Schaffung einer zentralen Ombudsstelle für Betroffene, eine Reform der Gewaltschutzrichtlinie der EKD und eine stärkere Berücksichtigung des Missbrauch-Themas in der Theologie. Auch soll das Parlament eine systematische Analyse aller Personalakten nach einheitlichen Kriterien auf den Weg bringen, um mögliche weitere Fälle zu ermitteln.
Schon etwas länger in Vorbereitung ist eine Reform des kircheninternen Disziplinarrechts, die ebenfalls von der 128-köpfigen Synode verabschiedet werden soll. Missbrauchsbetroffenen soll damit weitgehende Akteneinsicht bei kircheninternen Verfahren gegen beschuldigte Mitarbeiter ermöglicht werden. Auch sollen sie ein Informationsrecht über den Verfahrensstand bekommen - und das Recht, sich durch das Verfahren von drei Personen kostenfrei begleiten zu lassen.
Protest von Betroffenen
Nicht alle sind mit diesen Maßnahmen einverstanden. Einige Betroffene, die nicht dem Beteiligungsforum angehören, protestierten vor dem Tagungshotel der Synode. Veranstalter war die Initiative "Vertuschung beenden", ein loser Zusammenschluss mehrerer Betroffener. Sie hält es nach eigenem Bekunden für wenig wahrscheinlich, dass die Maßnahmen vor Ort in den Landeskirchen ankommen. Zudem moniert sie, dass die Mitglieder des Beteiligungsforums von der Kirche ausgewählt und nicht demokratisch gewählt seien.