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Engagiertes Team auf der Suche nach "normal"

Das Team im Gottesgarten: Gemeindereferent Matthias Beck (von links), Pastoralreferentin Susanne Lindner, Verwaltungsleiterin Kerstin Waldvogel, Pfarrvikar Lijoy Jacob und der stellvertretende Kirchenverwaltungsvorstand, Peter Würker. Foto: Kemm
Das Team im Gottesgarten: Gemeindereferent Matthias Beck (von links), Pastoralreferentin Susanne Lindner, Verwaltungsleiterin Kerstin Waldvogel, Pfarrvikar Lijoy Jacob und der stellvertretende Kirchenverwaltungsvorstand, Peter Würker. Foto: Kemm

Bad Staffelstein (kem) – Wenn man an den Garten Gottes denkt, hat man gleich ein ganz bestimmtes Bild vor Augen. Saftige grüne Wiesen, üppige Obstbäume, blühende Pflanzen. Alles ist friedlich und ruhig. Doch ruhig war es im Seelsorgebereich Gottesgarten schon lange nicht mehr. „Wenn man sich die letzten fünf Jahre so ansieht, gab es nie Kontinuität. Seit dem Zusammenschluss zum großen Seelsorgebereich gab es viele Personalwechsel – und dann war da auch noch Corona. Wir arbeiten seitdem ständig im Notbetrieb“, erklärt Gemeindereferent Matthias Beck. Und seine Kollegin, Pastoralreferentin Susanne Lindner, ergänzt: „Es gibt schon seit Jahren keinen Normalzustand mehr. Ich kann es kaum erwarten, zwei Monate mal ,business as usual‘ zu haben.“ Vor allem die Tatsache ,dass der Seelsorgebereich aktuell ohne Leitenden Pfarrer dasteht, sorgt für viel Mehrarbeit.

 

Doch, was die Verantwortlichen im Gottesgarten auf keinem Fall machen, ist, den Kopf in den Sand zu stecken. „Nur wenn wir alle zusammen diesen großen Bereich organisieren, können wir auch etwas bewegen“, sagt Verwaltungsleiterin Kerstin Waldvogel. Und da bleibt es nicht bei einem „Weiter so“ oder „das haben wir immer schon so gemacht“. Viele Ehrenamtliche und auch die Hauptamtlichen haben gute Ideen und auch den Willen, Neues zu versuchen. Der Seelsorgebereichsrat organisiert seit zwei Jahren Wanderungen, will so den gesamten Gottesgarten erlaufen. „Unser Seelsorgebereichsrat trifft sich immer in einer anderen Pfarrei und hat auch einen gemeinsamen Seelsorgebereichstag im Pastoralkonzept festgeschrieben“, weiß Pfarrvikar Lijoy Jacob, der in Ebensfeld sitzt. Diesen will man auch umsetzen, wenn alles mal wieder „normal“ läuft. 

 

Ideen kommen von unten

 

Auch die Gruppen und Kreise vernetzen sich mehr und mehr. „Wenn Zum Beispiel der Frauenbund in einem Ort einen guten Vortrag hat, dann laden sie übergreifend dazu ein“, sagt stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand Peter Würker. „Und da muss sich kein Hauptamtlicher darum kümmern, die Ideen kommen von unten, aus dem Kreis der Ehrenamtlichen.“

 

Sehr gute Beispiele kommen hier aus Susanne Lindner Bereich, der Urlauber- und Kur­seelsorge. „Wir haben ein Jahresprogramm, das eigentlich auf Urlauber und Kurgäste ausgelegt ist, aber wir haben auch viele Besucher, die aus der Region gezielt zu uns kommen.“ Bestes Beispiel hierfür sei das Singen auf der Seebühne. Aus der Not entstanden, weil man während Corona in der Kirche nicht singen durfte, hat sich hier ein spirituelles Angebot etabliert, das Menschen aus Nah und Fern, egal welcher Konfession Freude bereitet.

 

„Dabei bekommen wir auch direktes Feedback unserer Gäste, weil wir neben Messfeiern eben auch sehr niederschwellige Angebote – auch im Freien – machen. Da kommen Leute zufällig vorbei, bleiben hängen und suchen danach das Gespräch mit uns“, so die Pastoralreferentin. Dieses große Experimentierfeld, bei dem auch mal etwas schief gehen kann, kann auch als Vorlage für künftige Ideen im Seelsorgebereich als Blaupause dienen. 

 

Noch viel Kennenlernen

 

Ansonsten geht es im Gottesgarten noch ganz oft um das gegenseitige Kennenlernen. „Es ist immer schnell gesagt, ,die Staffelsteiner wollen das, oder die Ebensfelder‘, aber wenn man sich dann mal zusammensetzt und dem anderen zuhört, bekommt man auch ein Verständnis dafür“, erklärt Susanne Lindner. „Es ist schöner, wenn man Gesichter hat, mit denen man reden kann, als wenn man immer nur über jemanden spricht.“

 

Dabei baut man auch auf die personellen Neuerungen. „Die vielen Veränderungen haben den Prozess des Zusammenwachsens beschleunigt“, erklärt Matthias Beck und meint das gar nicht negativ. „Ich habe auch gemerkt, dass alte Strukturen, die vorher schwerer aufzubrechen waren, durch das neue Personal leichter verändert werden konnten.“ 

 

Nichtsdestotrotz will man den Prozess des Zusammenwachsens nicht übers Knie brechen. „Wir haben viele engagierte Ehrenamtliche in den Pfarreien, und wenn dort die Arbeit gut läuft, dann wird das erst einmal auch so gelassen“, so Beck. Doch Synergien will man trotzdem nutzen. Das Pastoralteam hat beispielsweise die Konzepte für Kommunion- und Firmvorbereitung für den kompletten Seelsorgebereich vereinheitlicht, in der Ministrantenarbeit, lernt man gegenseitig von Projekten und auch eine gemeinsame Gottesdienstordnung gibt es seit Neuestem. „Wir bekommen hier viel positive Rückmeldungen, obwohl das Ganze aus der Not geboren war, weil eine Pfarrsekretärin in Ruhestand ging“, erklärt Kerstin Waldvogel. 

 

Stichwort Sekretärinnen: An dieser Personalie sieht man auch, dass nicht alle Entscheidungen immer von den Gläubigen gutgeheißen werden. „Gerade die Zentralisierung der Pfarrbüros in Bad Staffelstein hat den Leuten schon zu schaffen gemacht“, weiß Peter Würker. „Früher war die Pfarrsekretärin die erste Ansprechpartnerin in der Gemeinde, manchmal auch die erste Seelsorgerin. Und sie hat entschieden, wer zum Pfarrer durchgelassen wurde.“ Jetzt sehe man, dass sich auch in diesem Punkt die Kirche ein Stück weit aus der Gemeinde zurückziehe.

 

Hier sei vor allem Kommunikation wichtig, so zum Beispiel vom pastoralen Team. „Wir versuchen, den Menschen unsere Entscheidungen zu erklären, und die meisten verstehen das dann auch“, sagt Pfarrvikar Jacob. „Manchmal sind es auch nur kurze Gespräche nach einer Messfeier, wenn einer auf uns zukommt und nachfragt. Gerade diese Momente sind heute viel wichtiger geworden“, ergänzt Matthias Beck.

 

Dabei wird alles auf den einen großen Punkt, der auch fett gedruckt im Pastoralkonzept steht, ausgerichtet: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“. „Danach arbeiten wir alle und diesem Satz gilt auch unser Hauptaugenmerk“, so Susanne Lindner. „Was hat für Menschen heutzutage Relevanz, was brauchen sie. Und auch, wenn diese Fragen das Team im Gottesgarten immer wieder aufs Neue beschäftigen werden, so wird doch spätestens im Gespräch mit ihnen klar, was sie sich am meisten wünschen: Mehr Zeit und mehr Ressourcen, um in einem Normalbetrieb mehr agieren zu können und nicht nur zu reagieren.