Bonn (KNA) – Die Theologin Anna Puzio wirbt für einen offenen und angstbefreiten Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Religion. "Ich beobachte schon länger, dass sich die Theologien oder Kirchen sehr skeptisch gegenüber den neuen Technologien zeigen", sagte die Technikethikerin an der Universität Twente in einer neuen Folge des Podcasts "Himmelklar". Auch Papst Franziskus stelle die technische Entwicklung zuweilen als Gegner und Feind des Menschen dar. "Diese Narrative sind nicht förderlich und stehen uns in einer verantwortungsvollen Auseinandersetzung mit KI im Weg", so die Wissenschaftlerin und Gründerin des Netzwerks "Theologie und KI".
"Geht nicht darum, den Menschen zu ersetzen"
Auch in den Bereichen Religion und Spiritualität sieht Puzio sinnvolle Wirkungsmöglichkeiten für sogenannte Soziale Roboter. Diese könnten etwa Führungen durch religiöse Gebäude geben, religiöse Texte vorlesen oder sogar religiöse Gespräche führen. "Es geht letztlich mehr um eine Erweiterung und Vielfalt von Beziehungen, anstatt um den Mensch-Mensch Ersatz, den viele fürchten."
Kirche und Theologie sollten deshalb nach Puzios Worten konkret nach Chancen und Lösungen mithilfe von KI suchen, statt eine abwehrende Haltung zu pflegen. In der Medizin zeigten sie sich bereits: "Wir sehen zum Beispiel, dass Roboter in der Therapie ganz große Erfolge erzielen, zum Beispiel bei Autismus und Demenz." Rein praktisch könnten Roboter in der Pflege zudem körperliche Bewegungen ausführen, die dem menschlichen Körper schadeten.
Papst spricht auf G7-Gipfel über KI
Papst Franziskus wurde von den G7-Staaten zu ihrer Konferenz nach Apulien vom 13. bis 15. Juni eingeladen, um über die ethische Dimension von KI zu sprechen. "Ich fände es wichtig, wenn der Papst darauf aufmerksam machen würde, dass bestimmte Gruppen, zum Beispiel Frauen und queere Personen, Menschen mit Behinderungen, ärmere Menschen und Menschen aus verschiedenen kulturellen Kontexten im KI-Diskurs am stärksten in Vergessenheit geraten", sagte Puzio. Das christliche Menschenbild sei ein wichtiger Anschlusspunkt für die Kirchen und Theologien an die KI-Debatte.