· 

"Danke für eure Unterstützung und Solidarität"

Olena Vojcyk (rote Bluse) mit den Schülerinnen der zehnten Klassen des Maria-Ward-Gymnasiums. Foto: Benjamin Kemmer
Olena Vojcyk (rote Bluse) mit den Schülerinnen der zehnten Klassen des Maria-Ward-Gymnasiums. Foto: Benjamin Kemmer

Bamberg (kem) – Mucksmäuschenstill waren sie, die Schülerinnen der zehnten Jahrgangsstufe des Maria-Ward-Gymnasiums, was nach Aussage ihrer Lehrerin Birgit Mielke nicht alltäglich ist. Grund hierfür war der packende Vortrag, den Olena Vojcyk vor den Jugendlichen hielt. Vojcyk ist als Projektleiterin der Caritas in der Ukraine zuständig für die Verteilung alle Hilfsgüter, die die Caritas vor ort zur Linderung der Kriegsfolgen erhält.

 

Von diesen Kriegsfolgen berichtete Vojcyk auch den Schülerinnen. Sie erzählte, dass der Krieg den Russland gegen ihr Land führe, bereits seit zehn Jahren – seit der Besetzung der Krim dauere. Seit zwei Jahren gibt es nun auch den offenen Angriffskrieg von Russen-Despot Putin gegen die Ukraine. Und seit dieser Zeit habe sich auch die Arbeit von Olena Vojcyk grundlegend geändert. 

 

Für die Caritas – die zweitgrößte Hilfsorganisation nach dem Roten Kreuz in der Ukraine – koordiniert sie logistisch Projekte im ganzen Land. Sie erzählt den Schülerinnen, dass die Caritas vom Westen des Landes aus Hilfstransporte überall hin organisiert, auch bis direkt an die Front. Möglich mache dies neben ihren hauptamtlichen Mitarbeitern eine Vielzahl an Ehrenamtlichen, die sich im Laufe der Kriegsjahre gemeldet haben, um das Vorhaben der Caritas und ihr Land zu unterstützen. „Wir haben auch Kontakt zu den ukrainischen Diözesen sowie zu den vielen katholischen Pfarreien. Sie sind unser verlängerter Arm in die einzelnen Dörfer“, so Vojcyk, die auch erzählt, dass die Kommunikation aufgrund der teilweise zerstörten Infrastruktur nicht immer leicht ist.

 

Den Jugendlichen, die im „Wirtschaft und Recht“-Unterricht gerade die Themen Logistik und Lieferketten durchnehmen, erklärte die Ukrainerin auch, wie flexibel sie bei ihrer aktuellen Arbeit sein muss. „Heute kann es sein, dass wir die Meldung bekommen, dass wir einen Luftschutzkeller ausstatten sollen, morgen kann es die Frage nach sauberem Trinkwasser, nach Kleidung oder Lebensmitteln sein. Da müssen wir immer schnell reagieren. Die Menschen haben in ihrer Situation nicht die Kraft, erst zehnseitige Antragsformulare auszufüllen.“

 

240 Hilfstransporte kamen über die Caritas seit Beginn des Krieges bis Ende 2023 in der Ukraine an. Das sind 5535 Tonnen an humanitärer Hilfe, die es zu organisieren, zu verwalten und zu verteilen galt. Seit Anfang dieses Jahres sei die Zahl der Hilfstransporte allerdings stark zurückgegangen. Für Olena Vojcyk ist das aber nicht schlimm. Denn inzwischen könne vieles auch wieder bei heimischen Firmen besorgt werden. Weiterhin wichtig sei aber die finanzielle Unterstützung ihrer Organisation, für die sie auch vor den Schülerinnen warb. 

 

Das Geld komme dabei nicht allein der Beschaffung von Lebensmitteln oder Baumaterialien für den Wiederaufbau zugute. Die ukrainische Caritas betreibt auch mehrere Heime, in denen viele der über fünf Millionen Binnengeflüchteten übergangsweise Heimat finden. Darüber hinaus vergibt die Caritas auch Mikrokredite, damit sich die Menschen wieder eine berufliche Existenz aufbauen können. „Niemand will sitzen und warten, bis der Krieg zu Ende ist. Alle wollen beim beim Wiederaufbau helfen.“ Auch gibt es an der Grenze zu Polen zwei Ferienlager für Kinder und Jugendliche. 

 

Denn für diese sei der Krieg am schlimmsten. „Unsere Kinder wissen alles über Raketen und das Verhalten bei Luftangriffen. Aber das gehört nicht in ein Kinderleben“, so Vojcyk. „Vor allem für sie kämpfen wir. Damit sie in Zukunft in Frieden leben können. Mit ihrer eigenen Identität, Sprache , Kultur und Geschichte.“ Und an die Schülerinnen gewandt sagte sie: Schätzt euer Leben und schätzt den Frieden. Ich danke euch und eurem Land für die Unterstützung und Solidarität gegenüber der Ukraine.“ Bei ihrem dreitägigen Besuch im Erzbistum Bamberg besuchte Olena Vojcyk außerdem die Flüchtlingsberatung der Caritas in Bamberg, den Weltladen „Fenster zur Welt“ der Katholischen Stadtkirche Nürnberg sowie einen Ukraineabend der Pfarrei Stegaurach im Seelsorgebereich Main-Aurach.

 

Renovabis ist das Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland. Die Renovabis-Pfingstaktion steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Damit Frieden wächst. Du machst den Unterschied“. Hierfür ist auch die Pfingstkollekte an diesem Wochenende.