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"Wir schaffen das. Mit viel Herzblut"

Gut vernetzt (von links): Leitender Pfarrer Michael ­Wildenauer, Barbara Lehner und Thomas Mayer. Foto: Brigitte Pich
Gut vernetzt (von links): Leitender Pfarrer Michael ­Wildenauer, Barbara Lehner und Thomas Mayer. Foto: Brigitte Pich

Bad Windsheim (bp) – Weite Entfernungen und menschliche Nähe. So lässt sich der Seelsorgebereich Oberer Aischgrund kurz und treffend charakterisieren. Da sind sich der Leitende Pfarrer Michael Wildenauer und die beiden Seelsorgebereichsrat-Vorsitzenden, Barbara Lehner und Thomas Meyer einig. Und: Engagierte Ehrenamtliche, ergänzt Wildenauer. Auch sie sind charakteristisch für den Seelsorgebereich. „Sie sind unser Pfund“.

 

Überwiegend ländlich und Kleinstädtisch geprägt, mit drei Orten für weiterführende Schulen, erstreckt sich der Seelsorgebereich von Uehlfeld bis Hemmersheim auf gut 800 Quadratkilometer. Mit Entfernungen von über 50 Kilometern. Die kleinsten Gemeinden haben zwischen 190 bis 400 Gläubige, die größten um die 4000. Während im Kurort Bad Windsheim mit seinem Freilandmuseum die Kur- und Tourismusseelsorge eher eine Rolle spielt ist, im Verwaltungszentrum Neustadt beispielsweise die Caritasarbeit stark vertreten.

 

Ebenso prägend im Seelsorgebereich: Die Diasporasituation. Aber der Leitende Pfarrer zeigt sich auch mit Blick auf abnehmendes hauptamtliches Personal in naher Zukunft optimistisch. „Wir schaffen das. Mit viel Herzblut“. Die Menschen hier gehen mit dem Strukturwandel ohne Panik um. Auch wissend, dass die Lage ernst ist.

Weltuntergangsstimmung gibt es hier nicht. 

 

Natürlich sind die großen Entfernungen ein Problem, sagt Barbara Lehner. Umso wichtiger ist den Menschen hier, dass vor Ort etwas stattfindet. Und das tut es. Die Wortgottesleiter zum Beispiel sind strukturell eingebunden. „Sie sind keine Notlösung, sondern fester Teil des Gottesdienstplans“, betont Wildenauer, dem die Wertschätzung des Ehrenamts am Herzen liegt. Bereits im Pastoralplan ist festgelegt, dass regelmäßige Wort-Gottes-Feiern Teil des liturgischen Lebens sind.

 

Dank Corona gibt es inzwischen viele digitale und hybride Angebote, nicht nur in der Erwachsenenbildung. Ob weite Entfernung oder fehlende (altersbedingte) Mobilität, Streaming-Gottesdienste werden als Ergänzung gerne angenommen. Eine Gottesdienst-WhatsApp, in die sich Teilnehmende einbringen können, wird mittlerweile weit über den Seelsorgebereich hinaus geschätzt – alle vier bis sechs Wochen Sonntag Abend. Auch digitale Kirchenführer sind entstanden. „Man muss in die Zukunft denken, neue Medien besetzen“, sagt der Leitende Pfarrer. „Es freut uns, dass sich die Angebote seit Corona so festgesetzt haben.“

 

Über eine aktive Ministrantenarbeit hinaus hat der Seelsorgebereich für junge Leute viel zu bieten. „Da sind wir hier gut vernetzt“, sagt Wildenauer und verweist auf das Erzbischöfliche Jugendamt und dessen Leiterin Bildungsreferentin Tanja Saemann. „Sie ist einfach toll und engagiert“. 

 

Eines von vielen Beispielen ist die Nachbetreuung der Firmlinge, in die Saemann sehr involviert ist. „Wir haben für den gesamten Seelsorgebereich ein Firmkonzept und eine gemeinsame Firmvorbereitung“, ergänzt Pfarrer Wildenauer.

Auch in Verbänden sind Jungen und Mädchen aktiv, sei es in der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, in der Katholischen jungen Gemeinde oder in der Kolpingjugend.

 

Je nach Gemeinde gibt es aktive Seniorenkreise, Zweigvereine des Frauenbundes, Kolpingsfamilie und Kirchenmusik. Zu speziellen Angeboten gehören etwa die polnische Gemeinde in Bad Windsheim, ein starkes kirchenmusikalisches Angebot in Neustadt an der Aisch oder die Disco-Church in Uffenheim, wo sich die moderne Kirche aus dem 20. Jahrundert angeboten hat, ergänzt Barbara Lehner. „Außerdem ist dort eine gute Technik verbaut“. 

Ein besonderes Angebot für die Jüngsten – und deren Eltern – bietet der lernort-pädagogische Kindergarten St. Elisabeth in Bad Windsheim. 

 

Umfangreich ist das Angebot des Caritasverbandes Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Von der Senioren-(Tages)-Betreuung, über die Unterstützung von Selbsthilfegruppen, Tafel bis hin zum Freiwilligenzentrum „mach mit!“. 

Ausgeprägt ist das ökumenische Miteinander, der Austausch, Friedensgebete, das gemeinsame Feiern von Pfarrfesten, des Hagelfeiertags etwa in Hemmresheim, oder die Unterstützung des evangelischen Posaunenchors, der in Emskirchen unter anderem am Pfingstmontag einen ökumenischen Gottesdienst mitgestaltet. Und für die Landesgartenschau 2027 in Bad Windsheim werden auch schon ökumenische Ideen gesammelt.

 

Immer wieder gibt es Aktionen, die sich verselbstständigen. Wie etwa die Kleiderausgabe in Bad Windsheim, die mittlerweile zu einem eigenständigen Verein herangewachsen ist und nun auch andere Projekte in Not unterstützt, wie Wildenauer berichtet. Aktionen, die die Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellen und zeigen, Christsein macht Spaß und Sinn. 

 

Aufgrund der Entfernungen sind seelsorgeweite Angebote noch gering. Ideen aber gibt es einige, wie Seelsorgebereichsrat-Vorsitzender Thomas Mayer ausführt. Zum Beispiel ein Treffen für Ehrenamtliche aus dem ganzen Seelsorgebereich. Er bedauert, dass sich bislang kein dritter Vorsitzender aus Neustadt gefunden hat, um ein Gleichgewicht im Seelsorgebereich zwischen Uffenheim, Bad Windsheim und Neustadt zu erhalten. Ansonsten seien die Gemeinden aber gut im Seelsorgebereichsrat vertreten, so Mayer. „Denn die Beteiligung im Seelsorgebereichsrat ist nach Größe gestaffelt.“

 

Dass die gemeinsame Pfarrverwaltung bereits gut läuft, hat laut Leitendem Pfarrer auch mit den guten Sekretärinnen zu tun. Sie nehmen an Fortbildungen teil, haben Ideen, denken mit. „Das ist eine Freude“, sagt Wilde­nauer. Die Sekretariate sind gut vernetzt und am Verwaltungssitz ist tagsüber immer jemand erreichbar.

 

Angesichts der Vielfalt und großen Ausdehnung des Seelsorgebereichs soll weitgehend im Netzwerk gearbeitet werden, es soll sich gegenseitig unterstützt und gefördert werden ohne auf Einheitlichkeit zu bestehen, wo sie sich nicht organisch ergibt. Laut Pastoralplan soll dabei das Handeln unter anderem von den Leitsätzen geprägt sein: Berufungen und Begabungen der Menschen fördern; im Vertrauen auf Gott die Gegenwart bejahen; Engagement ermöglichen und Freiraum zur Entfaltung geben; Vielfalt leben; Vertrauen schenken und Verantwortung übernehmen; Entscheidungen kommunikativ angehen und Partzipation fördern; verlässlich, solidarisch und caritativ Kirche sein.

 

Für die Zukunft ist allen Beteiligten wichtig, Kirchen als spirituelle Orte zu erhalten. An den auch fremdsprachlichen Eintragungen in den ausgelegten Büchern wird deutlich, dass Kirchen auch ohne Gottesdienst besucht – und gesucht werden. „Offene Kirchen sind ein Pfund“, betont der Leitende Pfarrer.

 

Auch wenn der flächenmäßig große Seelsorgebereich noch nicht ganz ausbalanciert ist, noch einiges zusammenwachsen muss, freut sich Pfarrer Wilde­nauer doch darüber, dass es bislang immer ohne Streit ging. „Das Hauptamtliche Team ist sehr harmonisch“, sagt der Geistliche. „Hier lässt es sich gut arbeiten“. Das Betriebsklima ist gut, es wird viel gelacht, keine Grabenkämpfe sondern viel gegenseitiges Lob und ein gutes Miteinander. „Und drei wunderbare, kompetente Sekretärinnen und eine ebensolche Verwaltungsleiterin“. Dafür ist der Leitende Pfarrer sehr dankbar. So weit die Orte auch auseinander liegen mögen, „die menschlichen Entfernungen sind gering“. Deshalb zeigt sich Wildenauer überzeugt, dass in Zukunft nicht alles zusammenbrechen wird. Es gibt einen Übergang von einer Kirche der Priester zu einer Kirche der Getauften und Gefirmten. Die Ehrenamtlichen seien in allen Gremien sehr qualifiziert, bestens informiert, kritisch und loyal. 

 

„Diaspora-Christen sind Überzeugungs-Christen“, sagt Wildenauer. „Sie sind hier alle mit viel Herzblut dabei.“