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Mit viel Liebe zum Detail

„HX 328“ – unter dieser Bezeichnung wird der erste  Goebel-Engel geführt. Foto: Andreas Kuschbert
„HX 328“ – unter dieser Bezeichnung wird der erste Goebel-Engel geführt. Foto: Andreas Kuschbert

Vierzehnheiligen (ku) – Was sind Engel? Oder besser gesagt: wer sind Engel? Geflügelte Überbringer göttlicher Botschaften? Unerschrockene Krieger gegen das Böse? Schützende Wegbegleiter? Mit dem Begriff „Engel“ werden so unterschiedliche Phänomene und Vorstellungen bezeichnet, dass ein gemeinsamer Nenner schwer zu finden ist. Und auch die Darstellungen sind sehr unterschiedlich. Das zeigt sich auch in der jetzt eröffneten Ausstellung in den Bildungs- und

Tagungshäusern Vierzehnheiligen, in der bis zum 31. Juli der „Goebel-Engel“ im Mittelpunkt steht.

 

Wie der Geschäftsführer der Bildungs- und Tagungshäuser, Stefan Klaus, in seiner Begrüßung betonte, habe man sich ganz bewusst dafür entschieden, eine Engel-Ausstellung zum jetzigen Zeitpunkt und nicht rund um Weihnachten zu zeigen, „denn jetzt denkt man nicht unbedingt an Engel“. 

 

In seinem Einführungsvortrag ging der pädagogische Leiter der KEB Lichtenfels und Kunsthistoriker Stephan Renczes auf die Entwicklungen von Engelsdarstellungen im Laufe der Zeit ein. 

 

Nach seinen Worten waren engelartige Wesen schon in den Mythen des Altertums bekannt. Dort übernahmen sie verschiedene Aufgaben und Funktionen. Und sowohl im Alten wie im Neuen Testament ist viel von Engeln die Rede. Sie stehen als „dienstbare Geister“ und „starke Helden“ Gott zur Verfügung. Über das Aussehen der Engel, die auch als Boten von der Erde zum Himmel beschrieben werden, wird verschieden berichtet. Nach Renczes Worten kam der Kirchenlehrer Augustinus zu dem Ergebnis, dass es unmöglich sei, das Aussehen der körperlosen Himmelswesen zu erklären.

 

Bei allen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte leben, so der Referent, das Bild des geflügelten Boten, der Unerhörtes überbringe, weiter. Stephan Renczes: „Ob Malerei, Literatur, Bildhauerkunst, Musik oder wie hier in der Ausstellung Porzellan – der Engel ist weiterhin eine Inspirationsquelle, die zu faszinierenden Werken und Interpretationen führt.“

 

Die Geschichte des Goebel-Engels, der im Mittelpunkt der Ausstellung steht, beginnt in den 1960er Jahren, als Modelleure aus dem Haus Goebel die ersten dieser Figuren in kreativen Entwicklungsprozessen modellierten. Damals als Manufaktur der Sinne bekannt, brachte Goebel-Porzellan unzählige Figuren, Kunstsammelstücke und beliebte Sortimente auf den Markt. Eines dieser Sortimente ist die traditionelle Goebel-Weihnacht mit Himmelsboten, Krippenfiguren, Weihnachtsmann und vielen weiteren Figuren für eine ganz besondere Festdekoration.

 

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf jene Entstehungsprozesse, die hinter dem Erfolg der Figuren, insbesondere des Goebel-Engels, stehen. Sie gewährt anhand zahlreicher Schautafeln Einblicke in das anspruchsvolle Kunsthandwerk und für die Besucherinnen und Besucher Schritt für Schritt von der Idee bis hin zum fertigen Produkt. 

 

Von der Zeichnung, über den Modell- und Formenbau bis hin zur Handmalerei geben Bildmaterial und ausgewählte Engelsfiguren Aufschluss darüber, was das Besondere an traditioneller Handwerkskunst ist. Nach den Worten Markus Hofmann-Schneyers von der Firma Goebel Porzellan umfasst das Sortiment heute 300 verschiedene Figuren, pro Jahr verlassen rund 85 000 Exemplare das Werk. Darunter sind nicht nur die klassischen Engel, sondern in künstlerischer Freiheit und unter der Rubrik „Art Angel“ auch schon einmal ein geflügeltes Schwein.

 

Wie Hofmann-Schneyer erläuterte, vergehen ein bis zwei Jahre vom ersten Entwurf bis zur fertigen Figur „Und nicht jeder Entwurf wird ein Engel. Manchmal muss man einen Entwurf ruhen lassen oder ganz verwerfen.“ Und er würdigte die große Liebe zum Detail, die bei der Erstellung der Engelsfiguren an den Tag gelegt wird.