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Gemeinsam für die Demokratie kämpfen

Vertreter der drei geehrten Nürnberger Initiativen bei der Preisverleihung im Caritas-Pirckheimer-Haus. Vorne (Mitte) Erzbischof Herwig Gössl, rechts neben ihm Jesuitenprovinzial Bernhard Bürglersowie CPH-Direktor Siegfried Grillmeyer. Foto: Bernd Buchner
Vertreter der drei geehrten Nürnberger Initiativen bei der Preisverleihung im Caritas-Pirckheimer-Haus. Vorne (Mitte) Erzbischof Herwig Gössl, rechts neben ihm Jesuitenprovinzial Bernhard Bürglersowie CPH-Direktor Siegfried Grillmeyer. Foto: Bernd Buchner

Nürnberg (buc) – Äbtissin Caritas Pirckheimer (1467-1532) hat am 21. März Geburtstag, so ist es guter Brauch der nach ihr benannten katholischen Akademie in Nürnberg, jeweils zu diesem Anlass ein Fest zu feiern und dabei Preise zu verleihen. Caritas Pirckheimer hat sich in der Reformationszeit für Gleichberechtigung und religiöse Toleranz stark gemacht – und im evangelisch geprägten Nürnberg immerhin erreicht, dass ihr Klarissenkloster nicht sofort geschlossen werden musste.

 

Das Engagement, das sie leitete, gilt für die Menschen, die noch ein halbes Jahrtausend später an die unerschrockene Ordensfrau erinnern, der Demokratie, der freiheitlichen Grundordnung und dem respektvollen Umgang in einer fragmentierten Gesellschaft. Das aktuelle Programm des Caritas-Pirckheimer-Hauses (CPH) trägt den Titel „Konflikt und Konsens – wie geht Demokratie?“ Entsprechend wurden die Pirckheimerpreise an Initiativen vergeben, die sich vor allem für das demokratische Miteinander einsetzen.

 

„laut! Nürnberg“: Das Kooperationsprojekt von Stadt, Kreisjugendring und der medienpädagogischen Einrichtung „Parabol“ sorgt dafür, dass Jugendliche ihre Wünsche äußern und Anregungen einbringen können. Ideen zur Gestaltung ihres Lebensumfelds können mit bis zu 400 Euro gefördert werden, etwa für die Gestaltung von Skaterparks oder die Sanierung von Bolzplätzen. Zudem gibt es jedes Jahr eine stadtweite Jugendversammlung, bei der die jungen Leute in Form einer Live-Talkshow mit Oberbürgermeister Marcus König und Stadträten über ihre Anliegen und Ideen diskutieren (Internet: www.laut-nuernberg.de)

 

„Zammrüggn“: Das Bündnis gegen Hass und Spaltung wurde vor kurzem von altgedienten Nürnberger Politikgrößen, unter ihnen Renate Schmidt (SPD), Joachim Imhof (CSU) und Brigitte Wellhöfer (Grüne), aus der Taufe gehoben. Anlass ist die Sorge um die Demokratie, die durch Rassismus, Populismus, Verschwörungsfantasien und Europafeindlichkeit gefährdet sei. Die Initiative mit dem markanten fränkischen Namen ist überzeugt, dass zwischen den demokratischen Parteien eine konstruktive Zusammenarbeit möglich ist. Die sichtbare Arbeit soll im April mit einer Plakataktion zur Europawahl beginnen. Vor allem am 23. Mai, wenn das Grundgesetz 75 Jahre alt wird, will „Zammrüggn“ die Menschen in und um Nürnberg auf sich aufmerksam machen (Internet: https://zammrueggn.de).

 

Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg: Sie erhielt das CPH-Dankeszeichen, das an Initiativen verliehen wird, die dem Haus seit vielen Jahren verbunden sind. Die Allianz wurde im Jahr 2009 als unabhängiges und solidarisches Netzwerk gegründet, das allen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegentritt, vor allem Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Antiziganismus. Dem Bündnis mit dem Vorstandschef Stephan Doll vom DGB gehören heute 161 Kommunen und Landkreise in der Region sowie nahezu 300 zivilgesellschaftliche Organisationen und Institutionen an (Internet: www.allianz-gegen-rechtsextremismus.de).

 

Grußredner und Laudatoren betonten übereinstimmend, wie notwendig das gemeinsame Einstehen für demokratische Werte ist. CPH-Direktor Siegfried Grillmeyer sagte zum Auftakt des Festakts, christlich und politisch zu sein, fromm zu sein und demonstrieren zu gehen, seien keine Gegensätze. Jesuitenprovinzial Bernhard Bürgler SJ würdigte das CPH als Ort eines wirklich offenen Gesprächs. Wie bedeutend dies sei, werde angesichts einer Verhärtung und Verrohung der gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung von Tag zu Tag deutlicher.

 

Oberbürgermeister Marcus König (CSU) würdigte das Caritas-Pirckheimer-Haus als Bereicherung für die Stadt und dankte der Kirche für ihr Engagement. Sie und die Politik hätten den Auftrag, Menschen zu verbinden. Mit Blick auf das demokratische Miteinander sagte König: „Wir müssen enger zusammenrücken. Und wir müssen laut sein. Noch lauter.“ Erzbischof Herwig Gössl, für den es der erste CPH-Besuch im neuen Amt war, warb im Gottesdienst vor dem Festakt für ein „selbstbewusstes Christentum“ ohne religiösen Triumphalismus. Angesichts der gesellschaftlichen Fliehkräfte der Gegenwart sagte er: „Der Herr ruft uns zusammen. Er verbindet uns.“