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Ein "historischer" Schritt

Pfarrer Bernhard Friedmann erklärt in der leer geräumten Kirche St. Vitus, was alles saniert wird. Foto: Benjamin Kemmer
Pfarrer Bernhard Friedmann erklärt in der leer geräumten Kirche St. Vitus, was alles saniert wird. Foto: Benjamin Kemmer

Burgebrach (kem) – Wenn Pfarrer Bernhard Friedmann über die anstehende Generalsanierung von St. Vitus in Burgebrach spricht, könnte man fast meinen, er zitiert aus einer Chronik. Seit gut 15 Jahren ist der Geistliche in Burgebrach im Seelsorgebereich „Steigerwald“ im Amt. Und fast genauso lange begleitet ihn schon das Thema „Baustelle St. Vitus“.

 

„2010 wurde von einem Statiker festgestellt, dass unser Dachstuhl marode ist und dringend saniert werden müsste“, erzählt der Pfarrer von den Anfängen. „Damals hieß es, ohne Notsanierung könnten wir nicht einmal mehr zu Weihnachten Gottesdienst in der Kirche feiern.“ In diesem Zusammenhang wurde über eine komplette Überholung des Gotteshauses nachgedacht. Nicht nur der Dachstuhl musste nach dem notdürftigen Flicken überholt werden, auch die Ziegel sowie vieles im Innenraum sollte restauriert und repariert werden.

 

2014 wurden alle Genehmigungen und Pläne gemeinsam mit dem Staatlichen Hochbauamt, das die Baulast für das Gebäude trägt, beantragt und fertiggestellt. Man stand in den Startlöchern. Geplanter Baubeginn: 2017. „Aber dann kamen die schweren Stürme, die in Ebrach und Burgwindheim große Schäden anrichteten. Diese Baustellen hatten Vorrang, für die Burgebrach Sanierung war kein Geld mehr da“, so Friedmann.

 

In der Folge geriet St. Vitus fast ein bisschen in Vergessenheit. Wechselnde Zuständigkeiten im Bauamt, insgesamt fünf verschiedene, verantwortliche Diözesanarchitekten und auch Corona sorgten dafür, dass in Burgebrachs Mitte nichts passierte. Bis dann die 1000-Jahr-Feier im vergangenen Jahr der Marktgemeinde erhöhte Aufmerksamkeit und Promi-Dichte nach St. Vitus brachte. In Anwesenheit von Erzbischof em. Ludwig Schick sowie Schirmherrin und Landtagspräsidentin Ilse Aigner erzählte Bernhard Friedmann beim Festgottesdienst von den Problemen. 

 

Auch die damalige Europaministerin Melanie Huml war mit vor Ort und schaute während der gesamten Messe immer wieder zu dem großen Riss in der Kirchendecke. „Am Tag darauf hat mich Frau Huml angerufen. Der Riss ließ ihr keine Ruhe und sie setzte sich für eine schnelle Umsetzung der Pläne ein“, so Friedmann.

 

Ende Februar war es dann soweit. Die Kirche öffnete ein letztes Mal ihre Pforten für einen Gottesdienst. Nun bleibt sie für die nötigen Bauarbeiten zwei Jahre geschlossen. Der Dachstuhl und das Dach werden zuerst saniert, dann kommt der Innenraum an die Reihe. Die Beichtstühle sowie die Heizung werden erneuert, die Sitzbänke restauriert und der Taufstein in die Mitte des Gotteshauses versetzt. Außerdem wird es künftig einen liturgischen Raum unter der Empore geben, wo Kinderkirchen oder Taufen stattfinden können.

 

Das Staatliche Bauamt setzte für die Bauarbeiten sogar einen Projektzeitraum von vier Jahren an. „Da haben wir von der Kirchengemeinde aber protestiert. Denn nach vier Jahren hätten wir nicht mehr aufsperren müssen“, erklärt der Pfarrer, der zu Architekt Michael Fränkel einen guten Draht hat. Gemeinsam setzten sie so manche Idee beim Bauamt, im Ordinariat oder bei der Denkmalpflege durch, und konnten Kosten aus dem immerhin 4,6 Millionen Euro teuren Projekt herausnehmen. 

 

So wurde ein 70 Meter hoher Schwerlastkran wieder abbestellt und auch das Ausräumen der Kirche wurde in Eigenregie übernommen. „Ich war begeistert von den vielen Helferinnen und Helfern, die gemeinsam die Kirchenbänke, Heiligenfiguren und Beichtstühle abgebaut und eingelagert haben“, so Friedmann. 

 

Auch die Gemeinde unterstütze die Pfarrei sehr, erklärt der Pfarrer. Neben finanziellen Zusagen lagerten zum Beispiel auch die Heiligenfiguren zwischenzeitlich in einer Scheune des ersten Bürgermeisters, Johannes Maciejonczyk. Dieser war es auch, der zuletzt Bilder vom Abbau der Kirchenbänke auf Facebook postete. Dabei bezeichnete er den Schritt der Umsetzung als „historisch“. Bedenkt man die lange Zeit, die zwischen dem ersten Plan und dem Start der Baustelle vergangen ist, mag er damit sogar Recht haben. 

 

Pfarrer Friedmann jedenfalls freut sich auch ein bisschen auf diesen Start. „Bau und Architektur sind meine Hobbys und St. Vitus ist nicht das erste Gebäude, das unter meiner Verantwortung gebaut oder saniert wird. Ich lasse mir hier nichts vormachen.“ Handwerker, Architekten und Ämter können sich also warm anziehen.