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Studie: Kindergrundsicherung sorgt für weniger Armut

Berlin (KNA) –  Die geplante Kindergrundsicherung kann trotz noch offener Fragen aus Forschersicht in ihrer aktuellen Form deutliche positive Auswirkungen haben. Schon die derzeitige Planung des Bundesfamilienministeriums könne dazu beitragen, Kinderarmut zu mindern sowie Chancengleichheit und die Beschäftigungsquote zu fördern, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

 

Laut Berechnung der Autoren würde die Kinderarmut in Deutschland schon bald nach Einführung der Kindergrundsicherung um knapp zwei Prozentpunkte fallen, sofern die anvisierten rund 1,5 Millionen Kinder auch wirklich mehr als die ihnen zustehenden Leistungen erhielten. Das bedeute rund 282.000 Kinder, die nicht mehr unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze von höchstens 60 Prozent vom mittleren Nettoeinkommen leben müssten, so die Studie.

 

Daneben gibt es demnach ebenso langfristige positive Effekte. So könne ein größerer Teil der durch die Grundsicherung begünstigten Kinder später ein höheres Bildungsniveau erreichen. Bis 2050 könne so die Zahl der Personen einem mittleren bis höheren Bildungsniveau um 840.000 steigen. Gleichzeitig reduzierte sich in diesem Zeitraum die Chancenlücke, die benachteiligte Kinder mit Blick auf ihr Lebenseinkommen hätten, um bis zu 6,8 Prozentpunkte.

 

Mit der Kindergrundsicherung sollen nach dem Willen der Bundesregierung ab 2025 Leistungen für Familien wie Kindergeld, Kinderzuschlag sowie weitere Unterstützung aus dem Bürgergeld für Kinder zusammengefasst werden. Familien sollen sie digital beantragen können. Die Familienkassen bei der Bundesagentur für Arbeit sollen zum Familienservice ausgebaut werden. Derzeit ist das Gesetz im parlamentarischen Verfahren.

 

Die Kindergrundsicherung hat der Berechnung zufolge auch positive Auswirkungen auf die Wirtschaft. So könne die Zahl der Beschäftigten bis 2050 um 155.000 Stellen höher liegen als ohne die Grundsicherung. Die Zahl der Erwerbstätigen unter der Armutsgefährdungsgrenze könnte um fast zwei Prozent niedriger werden.

 

Dennoch sehen die Forscher weiter Nachholbedarf bei der Planung der Grundsicherung. "Wichtig ist, dass die konkrete Ausgestaltung des Gesetzes die Zugänge berechtigter Familien tatsächlich erleichtert und alle Familien tatsächlich das erhalten, was ihnen rechtlich zusteht", mahnt die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung, Bettina Kohlrausch. Die Kindergrundsicherung biete zwar eine wichtige Chance. "Die aktuell genannten Vorhaben entsprechen aber eher einer Verwaltungsreform als einer echten Kindergrundsicherung", so Kohlrausch.