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Syrischer Bischof in Deutschland kritisert Integrationspolitik

Köln (KNA) – Der aus Syrien stammende griechisch-orthodoxe Bischof Isaak Barakat fordert von den Muslimen in Deutschland mehr Toleranz und Assimilation. Der für viele geflohene Christen zuständige Geistliche beklagt im Interview mit "KNA Hintergrund" (Donnerstag) "eine schlimme Entwicklung bei den Integrationsbemühungen". Es sei in Ordnung, wenn ein Muslim kein Schweinefleisch esse, "aber er darf die Befolgung dieses religiösen Gebots nicht von anderen verlangen. Das ist zumindest meine Meinung, die Deutschen können darüber natürlich anders denken."

 

Wenn aus Gründen der Rücksichtnahme auf Muslime in Kindergärten kein Schweinefleisch mehr angeboten werde, gäben die Christen ihre Tradition auf, so der Metropolit des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Antiochia für Deutschland und Mitteleuropa weiter.

 

Zudem bedauert Metropolit Isaak den wachsenden Einfluss eines konservativen Islams in Deutschland auch unter geflohenen Syrern. Der Islam in Syrien sei vor dem Bürgerkrieg offen gewesen, "nicht konservativ wie der Islam im Iran oder in Saudi-Arabien und der Türkei". In Deutschland wachse nun der konservative Islam stark, auch durch eine "schwierige Demographie".

 

Die Integration der orthodoxen Christen aus Syrien beurteilt Metropolit Isaak gegenüber "KNA Hintergrund" positiv. 90 Prozent seien integriert. Kinder seien in der Schule, die jungen Leute studierten an der Universität oder fingen an zu arbeiten. "Die Älteren können für ihre Familie aufkommen. Das ist eine Erfolgsgeschichte", so Barakat weiter. Deutschland habe für die Flüchtlinge viel getan, wofür man dankbar sei. "Und wir hoffen, unsere Kinder geben auch das Beste für Deutschland."

 

Eine Rückkehr seiner Landsleute nach Syrien schließt der Bischof jedoch aufgrund der katastrophalen Lage des Landes, das durch umfassende Sanktionen von der Außenwelt abgeschnitten ist, weitgehend aus. Die Syrer im Land bräuchten Hilfe von außen. "In unseren Kirchen in Syrien haben wir fast nur noch alte Leute, die auf sich gestellt sind. Und die wenigen Jungen, die es noch gibt, wollen sich auch auf den Weg machen. Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels, bis jetzt. Das ist die Wahrheit", berichtet der Metropolit, der bis vor zehn Jahren noch Weihbischof in Damaskus war.