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Gegen die Einsamkeit

Michaela Beuschel ist das Projekt ein Herzensanliegen.Foto: Brigitte Pich
Michaela Beuschel ist das Projekt ein Herzensanliegen.Foto: Brigitte Pich

Bayreuth (bp) – Wir müssen uns Alternativen überlegen,“ erklärt Michaela Beuschel von den Maltesern Bayreuth die Intention des Projekts „Miteinander – Füreinander“. Hochrechnungen gingen davon aus, dass es 2050 doppelt so viele 80- bis 90-Jährige gibt wie heute. „Die Infrastruktur ist darauf nicht ausgelegt, es fehlen Plätze in Seniorenheimen – und viele Menschen möchten ja auch im häuslichen Umfeld bleiben – deshalb brauchen wir Alternativen“. Deshalb gibt es bundesweit mittlerweile 200 Malteser Standorte, die dieses Projekt anbieten. Einer davon ist Bayreuth.

 

Viele Gründe würden für Unterstützungsangebote sprechen, wie es das Projekt „Miteinander – Füreinander“ ist“, erläutert die Projektleiterin weiter. 

 

Isolation

 

Immer mehr ältere Menschen leben allein. Kommt noch die abnehmende Mobilität hinzu, die zunehmende Angst hinauszugehen, vielleicht weil man sich auch als Fußgänger im Straßenverkehr zunehmend unsicher fühlt, dann wachsen auch Einsamkeit und soziale Isolation. Auch die wachsende Altersarmut spiele eine Rolle. 

 

Über das Projekt „Miteinander – Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter!“ schaffen die Malteser verschiedene Angebote, um Einsamkeit und sozialer Isolation zu begegnen. Eines davon ist der Begleit- und Besuchsdienst. Regelmäßig, meist wöchentlich trifft sich ein fester Partner der Malteser Ehrenamtlichen für ein bis eineinhalb Stunden mit einem Senior, einer Seniorin – zu Hause oder zu einem Spaziergang, einem Café-Besuch, zu einer gemeinsamen Unternehmungen oder einfach auf ein Gespräch zu Hause, vielleicht zum Vorlesen oder Spielen. 

 

„Es trifft sich immer das gleiche Paar“, betont die Malteser-Mitarbeiterin. Die Chemie soll stimmen, die Menschen sollen sich wohl fühlen. Bevor der Begleit- und Besuchsdienst beginnt, führt Beuschel zunächst Einzelgespräche mit den Interessenten, um sie kennenzulernen und an entsprechende Senioren vermitteln zu können. Darüber hinaus erhalten die angehenden Ehrenamtlichen wichtiges Basiswissen. „Und bei den ersten Treffen bin ich immer dabei“. 

 

Natürlich gebe es auch Vorgespräche mit den Menschen, die besucht werden möchten, damit ein passender Partner gefunden werden kann.  Beuschel bleibe telefonisch mit den Beteiligten in Kontakt. Auch gebe es etwa einmal im Quartal ein Austauschtreffen für die Ehrenamtlichen, um Neuigkeiten aus dem Projekt zu erfahren, für Schulungen etwa zum Thema Demenz, für Fragen und zum Austausch. Darüber hinaus bekommen die Ehrenamtlichen einen Erste-Hilfe-Kurs.

 

Für die Senioren und Seniorinnen ist das Angebot kostenfrei. „Deshalb sind wir auf Ehrenamtliche angewiesen betont Michaela Beuschel. Interessenten sind also immer willkommen. Derzeit engagieren sich in Bayreuth und Altenkunstadt 20 ehrenamtliche Frauen und Männer. 

 

„Interessierte lade ich immer erst einmal zu unserem monatlichen Begegnungsbrunch ein, da kann man sich mit anderen Ehrenamtlichen austauschen und sozusagen aus erster Hand erfahren, wie der Besuchsdienst so ist.“ 

 

Leider ist der Bedarf am Besuchs- und Begleitdienst so groß, dass er aktuell noch nicht gedeckt werden kann. Michaela Beuschel sei es ein Herzensanliegen mit dem Besuchs- und Begleitungsdienst den Menschen wieder mehr Lebensqualität und Lebensfreude zu schenken. Die Ehrenamtlichen schenken älteren Menschen Zeit und gehen individuell auf sie ein, sie entscheiden gemeinsam, wie Sie ihre Zeit zusammen verbringen möchten. Dabei ist den Beteiligten der Altersunterschied egal. Anna und Elfi sagen zum Beispiel: „Es tut ihr gut, dass sie jemanden gefunden hat, dem sie auch einmal ihre Sorgen anvertrauen kann.“ Und: „Ich glaube tatsächlich, dass ich mehr aus dem Besuchs – und Begleitdienst mitnehme, als ich Elfi jemals geben kann.“

 

„Am Standort Bayreuth mit Altenkunstadt und Kulmbach haben wir im Januar 2022 gestartet und wir sind in der Diözese Bamberg auch der letzte verbliebene Standort mit „Miteinander – Füreinander“, sagt Beuschel. In Erlangen entstand über „Miteinander – Füreinander“ das Nachbarschaftsbüro für Senioren und Seniorinnen, das in Kooperation mit der Stadt weitergeführt wird.

 

Zu dem Projekt „Miteinander- Füreinander“ gehört neben dem Besuchs- und Begleitdienst auch der monatliche Begegnungsbrunch in Bayreuth. In Planung sind eine Kinovorführung mit Diskussion, ein mobiles Fahrradcafé oder eine Fotoausstellung, die den betagten Menschen, die in unserer Gesellschaft oft nicht mehr gesehen werden, im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht geben soll.