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Eigenanteil an Pflegekosten begrenzen

Die Pflegekräfte der Caritas führen auch gesetzlich vorgeschriebene Beratungsgespräche bei den Patienten durch. Foto: Harald Oppitz / KNA-Bild
Die Pflegekräfte der Caritas führen auch gesetzlich vorgeschriebene Beratungsgespräche bei den Patienten durch. Foto: Harald Oppitz / KNA-Bild

Bamberg (bp) – "Die Situation war nicht ohne“, blickt Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres zurück. „Die Frage war: wie lange halten wir durch?“ Doch die Verhandlungen mit den Leistungsträgern sind gut ausgegangen. Die finanzielle Situation erst einmal entspannt. Rückwirkend zum 1. Oktober wurden die Entgelte für die Leistungen der Häuslichen Pflege angehoben. 

 

Der Landes-Caritasverband konnte in Verhandlungen mit Kassen und Bezirken Entgelterhöhungen in zwei Stufen erreichen: Seit Oktober 2023 steigen die Gebühren für die Häusliche Krankenpflege um 16 Prozent,  für die Häusliche Pflegehilfe um 24 Prozent. Ab März 2024 steigen sie für die Häusliche Krankenpflege um weiter acht Prozent, für die Häusliche Pflegehilfe um 9,28 Prozent.

 

Damit könne wieder kostendeckend gearbeitet werden. Aber in ein oder zwei Jahren könne sich das schon wieder drehen. 

 

Für manchen privaten Anbieter komme die Erhöhung zu spät. Die Situation habe sich enorm verändert. Der Personalmangel, die fehlende Refinanzierung hätten viele in die Insolvenz gehen lassen. „Das ist natürlich regional unterschiedlich“, sagt Endres. 

Ansprechpartner

 

Aber einem Kreiscaritasverband mit vielleicht 400 Mitarbeitern falle es leichter eine wirtschaftlich schwierige Situation eines Bereiches auszugleichen, als einem Ambulanten Pflegedienst, der mit ein, zwei Mitarbeiterinnen in einer einzelnen Gemeinde unterwegs ist. Der könne kein halbes Jahr auf die Gebührenerhöhung warten.

 

„In manchen abgelegenen, ländlichen Regionen sind wir als Caritas oft die letzten Ansprechpartner“, fügt Endres hinzu. Auch wenn es wirtschaftlich nicht immer leicht sei, alle Ecken eines Landkreises abzudecken. 

 

„Wir hätten uns sicher nicht einen Anstieg in zwei Schritten erwartet, sondern haben auf eine sofortige Erhöhung um die im Endeffekt rund 33 Prozent gehofft“, sagt der Diözesan-Caritasdirektor. „Entscheidend ist, dass die Erhöhungen der bestehenden Finanzierungslücke Rechnung tragen und jetzt eine solide Basis gegeben ist, das dringend erforderliche Angebot der häuslichen Pflege auch weiterhin flächendeckend zu sichern.“

 

Doch so sehr der Verband die Leistungsanpassung begrüßt, für die Pflegebedürftigen kommen entsprechend deutlich steigende Kosten zu, bedauert Michael Endres. Das könne dazu führen, dass die Leistungen nicht mehr im benötigten Umfang in Anspruch genommen werden. „Deshalb fordert der Caritasverband für die Erzdiözese, die Beträge für den Eigenanteil der Patienten wie in der stationären auch in der Häuslichen Pflege zu begrenzen.“ Insofern sei es ja ein Vorteil, dass die Leistungen in zwei Etappen angehoben werden. „So können sich die Patienten an die höheren Gebühren gewöhnen.“

 

So bliebe für die Zukunft die Gefahr bestehen, dass Sozialstationen mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Denn Endres sieht die Gefahr, dass sich Patienten die teurer gewordenen ambulanten Dienste nicht mehr leisten können. Mit den Schließungen entfielen dann auch Beratungsbesuche durch Pflegefachkräfte, die für Pflegegeldempfänger gesetzlich vorgeschrieben sind und der Sicherung der Qualität häuslicher Pflege dienen. Endres und die Vorstände der Caritasverbände in Ober- und Mittelfranken fordern daher staatliche Hilfen, um die Belastung der Pflegebedürftigen zu senken. Die Pflegeversicherung, so wie wir sie jetzt haben, reicht nicht mehr. Da sind sich die Verantwortlichen der Caritas einig. 

 

In den vergangenen Jahren haben die Gebührensteigerungen nicht die tatsächlichen Kostenentwicklungen in den Sozialstationen abgedeckt. Die Finanzierungslücken wurden immer größer. Das Ergebnis einer aktuellen Studie der Diakonie zeigt: knapp dreiviertel der ambulanten Pflegedienste stehen mit dem Rücken zur Wand, mehr als die Hälfte sind im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Das heißt: Die Versorgungssicherheit ist gefährdet.

 

Wirtschaftlich

 

Auch Sozialstationen, die bislang noch auskömmlich betrieben werden konnten, seien nun in wirtschaftliche Schieflage geraten, wie etwa auch Michael Bischoff, Vorstand beim Caritasverband für die Stadt und Landkreis Fürth berichtet. Der Grund: gestiegene Energiekosten, steigende Arbeitskosten, Inflation. Die Caritas zahlt ihren Mitarbeitenden eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro, für die der Bundestag zwar Steuerfreiheit beschlossen hat, die aber komplett vom Arbeitgeber finanziert werden muss. 

 

Und auch die unlängst vereinbarte Tariferhöhung bilden sich in den Leistungsentgelten für die Pflege bislang nicht ab, wie Bischoff betont. 

 

Peter Eheman, Vorstand beim Caritasverband Bamberg-Forchheim, weist darüber hinaus darauf hin, dass die Träger heute mit den gesundheitlichen Folgen von Corona sowohl bei Patienten als auch beim Personal konfrontiert sind. „Das schlägt sich auch in einem höhren Krankenstand der Beschäftigten nieder“. Die deshalb ausfallenden Leistungen könnten natürlich nicht abgerechnet werden, während das Gehalt der Mitarbeiter auch im Krankenstand bezahlt werde.