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Abschluss eines kirchlichen Großprojekts

Das Gotteshaus wirkt nach der Sanierung deutlich heller als zuvor. Das Paradiestor (unten Mitte) bleibt künftig geschlossen. Am nördlichen Seiteneingang (unten rechts) ist einer der beiden neuen Windfänge zu erkennen. Foto: Bernd Buchner
Das Gotteshaus wirkt nach der Sanierung deutlich heller als zuvor. Das Paradiestor (unten Mitte) bleibt künftig geschlossen. Am nördlichen Seiteneingang (unten rechts) ist einer der beiden neuen Windfänge zu erkennen. Foto: Bernd Buchner

Nürnberg (buc) – Zahlen sind in der Regel trocken, man könnte auch sagen: so staubig wie bisher die Nürnberger Frauenkirche, doch gelegentlich können sie beeindruckend und anschaulich sein. 3200 Quadratmeter Oberfläche wurden in der Innenraumschale des Gotteshauses gereinigt; 445 Blankverglasungsscheiben wurden ausgebaut und überarbeitet, 76 Glasmalereifelder gereinigt und konserviert; 98 Bauplastiken und Steinskulpturen haben Fachleute ebenfalls gereinigt und konserviert; 31 Firmen waren an der Maßnahme beteiligt.

 

Nach zehn Monaten ist die Innenraumsanierung der berühmten Nürnberger Kirche „Unsere Liebe Frau“, von dessen Balkon aus jedes Jahr das Christkind seinen berühmten Prolog spricht, abgeschlossen. Der Zeitplan konnte so gut wie eingehalten werden. In den nächsten Wochen stehen nur noch kleinere Restarbeiten an. Zur feierlichen Wiedereröffnung kam der designierte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl in die Stadt, in der er aufwuchs und zur Schule ging (siehe Beitrag auf Seite 13).

 

Der Kirchenraum wirkt nach den Reinigungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die vom Fürther Architekturbüro Conn & Giersch geplant und verantwortet wurden, wesentlich heller und freundlicher als zuvor. Sämtliche Oberflächen in dem Gotteshaus wurden von Schmutzablagerungen befreit, alle Kunstwerke – Holzfiguren, Steinskulpturen, Totenschilde und vieles mehr – gereinigt und überarbeitet. Die Beleuchtung wurde vollständig neu gestaltet, durch eine steuerbare Anlage sind nun mehrere verschiedene Lichtszenarien möglich. Das Dachtragwerk, das zuletzt nach der teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erneuert worden war, musste statisch gesichert werden, ist nun wetterfest und damit auch geschützt gegen die „Gefahren der Klimaveränderung“, wie der Pfarrer der Frauenkirche, Markus Bolowich, erläutert.

 

Windfänge eingebaut

 

Um die Kirche möglichst lange vor weiteren Schmutz- und Staubablagerungen zu schützen, sind an den Seitentüren Windfänge eingebaut worden. Der in den vergangenen Jahrzehnten übliche Zugang über das Portal vom Hauptmarkt aus soll nur noch zu besonderen Anlässen geöffnet werden. „Wir haben Windströme und Staubverfrachtungen gemessen und auch Klimamessungen gemacht“, sagt Architekt Claus Giersch. „So konnten wir den Weg der Luftströme herausfinden. Diese sind hauptverantwortlich für Verschmutzungen.“ Die Windfänge sollen nun Abhilfe schaffen. Der Einbau erfolgte in Absprache mit den Denkmalbehörden sowie der Pfarrei.

 

Ein „großer Faktor“ für die nun veränderten Lichtverhältnisse sei die Reinigung der Fenster gewesen, sagt Architektin Marisia Conn. „Man kann jetzt auch rausschauen“, fügt Bolowich scherzhaft hinzu. Für die Besucher wird dies der markanteste Unterschied zum Vorzustand des Gotteshauses sein – neben dem komplett überarbeiteten Gestühl, das mit weißer Lasur überzogen wurde. Die beiden hinteren Stuhlreihen sind weggelassen worden; sie sollen nur noch bei Bedarf aufgestellt werden.

 

Pfarrer bringt Nikoläuse

 

Die rund zehnmonatigen Arbeiten haben nach Angaben der Beteiligen reibungslos funktioniert. „Es gab keine Verzögerungen, keine Lieferengpässe, alle Gewerke haben Schulter an Schulter sehr gut zusammengearbeitet“, berichtet Bolowich. Ein Beispiel für das Arbeitsklima: Am 6. Dezember brachte der Geistliche den in der Kirche tätigen Handwerkern Schokonikoläuse vorbei. Auch die Bedürfnisse der Kirchengemeinde wurden berücksichtig. Eine Projektgruppe aus Ehrenamtlichen begleitete die Sanierung. Für Gottesdienste und weitere Aktivitäten nutzten die Gläubigen die Elisabethkirche oder das Pfarrhaus an der Winklerstraße.

 

Die letzte Sanierung der Frauenkirche war vor rund 40 Jahren erfolgt, Anfang der 1980er Jahre.Erste Überlegungen für die jetzt erfolgte Maßnahme hatte es im Jahr 2019 gegeben, Hauptgrund war die Menge an Staub und Schmutz an den Innenwänden und auf den Kunstwerken. Mitte März wurde das Gotteshaus dann geschlossen. Mit einem neuen Pflegekonzept, das regelmäßige kleinere Reinigungen vorsieht, soll eine große Maßnahme möglichst lange hinausgeschoben werden. „Es ist zu hoffen, dass die jetzigen Beteiligten dann nicht mehr dabei sind“, sagt Markus Bolowich.

 

Eine weitere Zahl, die vielleicht am meisten beeindruckt  – weil sie sich im Vergleich zu den Planungen nicht erhöht hat: 3,2 Millionen Euro waren für die Innensanierung der Frauenkirche veranschlagt, bei diesem Kostenrahmen ist es geblieben. Die Erzdiözese übernimmt knapp zwei Drittel davon, der Rest muss durch Spenden und weitere Unterstützungen aufgebracht werden. So haben der Verein zur Erhaltung der Frauenkirche und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz jeweils 100 000 Euro beigesteuert. „Über weitere Spenden freuen wir uns“, sagt Kirchenpfleger Paolo Chesi. Noch fehlen 780 000 Euro.