· 

Bericht: Noch 245.000 jüdische Holocaust-Überlebende weltweit

New York (KNA) – Aktuell leben einem Bericht zufolge noch rund 245.000 jüdische Holocaust-Überlebende in mehr als 90 Staaten weltweit. Knapp die Hälfte von ihnen (49 Prozent) wohnt in Israel, jeweils 18 Prozent leben in Nordamerika und Westeuropa, wie die Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference) am Dienstag in New York mitteilte. In Deutschland sind es mit etwa 14.200 Menschen rund 5,8 Prozent. Im Schnitt sind die Überlebenden 86 Jahre alt; die Spanne an Lebensjahren liegt zwischen 77 und über 100. Insgesamt sind 61 Prozent aller Überlebenden weiblich.

 

Dem Bericht zufolge hat mit 95 Prozent die große Mehrheit als Kind den millionenfachen NS-Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden überlebt. Berücksichtigt sind die Jahrgänge 1928 bis 1946. Zahlreiche Menschen erhalten laut Claims Conference eine finanzielle Unterstützung: Etwa 40 Prozent bekommen fortlaufende Leistungen. Die übrigen Jüdinnen und Juden sind berechtigt, Einmal- oder jährliche Zahlungen zu erhalten.

 

Der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor, erklärte, die Zahlen zeigten, dass die meisten Überlebenden in einer Phase ihres Lebens seien, in der ihr Bedarf an Pflege und Service steige. Jetzt sei die Zeit, in der die Betroffenen am meisten Unterstützung benötigten. Executiv-Vizepräsident Greg Schneider betonte, dass die Gesellschaft akzeptieren müsse, dass man die meisten Überlebenden bereits verloren habe.

 

Die Holocaust-Überlebende Reha Bennicasa verwies ebenfalls auf die schwindende Zahl an Jüdinnen und Juden, die die Vernichtungspolitik der Nazis erlebt haben, sowie auf aktuell steigenden Antisemitismus. Mit Blick auf diese Entwicklungen müssten die Menschen weltweit ermutigt werden, aus der gemeinsamen Geschichte zu lernen, damit der Holocaust nie wieder passiere.

 

Bennicasa erinnerte zudem an ihre Mutter Rose Girone, die 112 Jahre alt geworden sei - nach Angaben der Claims Conference die älteste bekannte Holocaust-Überlebende. Die Stärke ihrer Mutter während des Horrors der Schoah und in allen anderen Facetten ihrer Biografie seien verblüffend. Sie hoffe, dass ihre Mutter ein wunderbares Beispiel für die Menschen weltweit sei.

 

Die Claims Conference wurde 1951 gegründet. Sie sieht es als ihr Ziel, ein Maß an Gerechtigkeit für jüdische Überlebende herzustellen. Aus Verhandlungen mit Deutschland seien unterschiedliche Programme hervorgegangen, um Überlebende sowohl finanziell als auch mit Dienstleistungen, Nahrungsmitteln und Medikamenten zu helfen.