· 

"Luxusbeschäftigung" mit vielen Facetten

Über Plätzchen gibt es eine Menge zu erzählen.Foto: Harald Oppitz / KNA-Bild
Über Plätzchen gibt es eine Menge zu erzählen.Foto: Harald Oppitz / KNA-Bild

Berlin (KNA) – Spritzgebäck, Zimtsterne, ­Vanillekipferl – fast jeder hat sein Lieblingsgebäck. Und in der Adventszeit greifen viele auch selbst gerne zum Rezeptbuch und backen ihre Lieblingsplätzchen. Gabriele Dafft, Wissenschaftliche Referentin am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, forscht in Bonn über Alltagskultur. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verrät sie, was den besonderen Zauber der „Weihnachtsbäckerei“ ausmacht.

 

Frau Dafft, seit wann backen Menschen überhaupt in der Adventszeit Plätzchen?

Dafft: Schon im Mittelalter wurden in Klöstern Lebkuchen gebacken, und auch an den Höfen gab es Backwerk für besondere Festessen. Auch Gebäckmodeln sind bekannt, zunächst mit religiösen Motiven. Aber Plätzchen und Ausstechformen, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Zucker – Grundzutat für süßes Gebäck – wurde erst im 19. Jahrhundert industriell hergestellt. Auch die Blechförmchen mit der inzwischen sehr breiten Motivvielfalt sind Industrieprodukte. Im Biedermeier, Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts, rückte die Häuslichkeit in den Blick. Weihnachten mit geschmücktem Baum wird mehr und mehr zum bürgerlichen Familienfest. Dazu gehört dann im 20. Jahrhundert auch das Plätzchenbacken als vorweihnachtliches Ritual.

 

Plätzchen sind also gar nicht so alt, wie man vermuten könnte. Schließlich müssen dafür erst mal andere Bedürfnisse gedeckt sein: Man muss dafür ausreichend Nahrungsmittel, Muße und andere Ressourcen zur Verfügung haben. Plätzchenbacken ist wirklich eine Luxusbeschäftigung.

 

Wann ging es dann so richtig los mit Vanillekipferl, Spritzgebäck und Co?

Dafft: Der Trend zur weihnachtlichen Plätzchenbäckerei entwickelte sich eigentlich erst ab den 1950er Jahren, als Backzutaten und weihnachtliche Gewürze für alle erschwinglich wurden. Sicherlich hatte auch ein bekanntes deutsches Familienunternehmen einen großen Anteil daran, das Backen von Weihnachtsplätzchen mit Backutensilien und Rezeptheften promotet hat. Es entsprach zudem dem Bild der fürsorglichen Hausfrau, die für ihre Lieben eine gemütliche Atmosphäre mit allerlei Leckereien zaubern sollte. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das opulente Plätzchenbacken zu einem regelrechten Kult entwickelt – an dem sich heute natürlich auch Männer beteiligen.

 

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Ausgabe 51/2023