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SPD-Politiker: Kirche soll Missbrauch beispielhaft aufarbeiten

Bonn (KNA) – Im Missbrauchsskandal sollte die katholische Kirche aus Sicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci eine beispielhafte Aufarbeitung anstreben. So könne dieser Prozess auch auf anderen Feldern wie zum Beispiel in Sport, Ehrenamt, Bildungseinrichtungen und Heimen "in die Gänge kommen", sagte der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion in einer neuen Folge des Podcasts "Himmelklar". In manchen gesellschaftlichen Bereichen sei überhaupt nichts oder wenig passiert.

 

"Wir brauchen keine Kultur des Hindeutens auf die Kirche nach dem Motto, die sind böse, und wir fühlen uns dann besonders gut im Vergleich, sondern wir brauchen eine Kultur des Hinsehens überall, wo solche Taten passieren können", betonte der Sozialdemokrat. "Das ist in der Regel eher im sozialen Nahraum. Das finde ich grundsätzlich ganz wichtig bei diesem Thema."

 

Institutionen und Organisationen müssten sich Fragen rund um Missbrauch und Prävention selbst stellen, sagte Castellucci. "Aber ich möchte, dass der Staat darauf achtet, dass es auch passiert und wie es passiert. Wir werden ein Gesetz, das die Unabhängige Beauftragte und die Aufarbeitungskommission stärkt, noch in den Deutschen Bundestag bekommen im nächsten Jahr." 

 

Der Gesetzentwurf liege noch nicht vor. "Das ist auch schlecht, dass der noch nicht vorliegt", sagte Castellucci. Im Kern müsste man die Institutionen, die sich mit Aufarbeitung beschäftigen, stärken. Mitte November hatte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) angekündigt, das Amt der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs gesetzlich verankern zu wollen. Dieser Entwurf könne bis Anfang des kommenden Jahres vorliegen, kündigte Paus an. Unter anderem sei darin auch eine Berichtspflicht der Beauftragten an den Bundestag vorgesehen.

 

Das Bundeskabinett hatte die Tätigkeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs um zwei Jahre bis Ende Dezember 2025 verlängert. Zu der Kommission gehören sieben ehrenamtliche Mitglieder aus den Fachgebieten der Rechts- und Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Politik.