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In Kirche und Stadt hineingewirkt

Die Geschichte der Karmeliten in Bamberg nahmen bei der Vernissage in den Blick (von links) ­Carola Marie Schmidt, Pater Klaus Rudolf Schenkelberger, Weihbischof Herwig Gössl, Prior Pater Klemens August Droste und Ludmilla Kvapilova-Klüsener. Foto: cid
Die Geschichte der Karmeliten in Bamberg nahmen bei der Vernissage in den Blick (von links) ­Carola Marie Schmidt, Pater Klaus Rudolf Schenkelberger, Weihbischof Herwig Gössl, Prior Pater Klemens August Droste und Ludmilla Kvapilova-Klüsener. Foto: cid

Bamberg (cid) – Seit 750 Jahren sind die Karmeliten, einer der großen mittelalterlichen Bettelorden, in Bamberg ansässig. Die Geschichte der Ordensgemeinschaft und ihres Klosters am Kaulberg wird in einer Ausstellung deutlich, die bis zum 30. Januar 2024 im Diözesanmuseum gezeigt wird. Sie weist auf bewegte Zeiten hin, auf Blütezeiten der Kunst und Spiritualität, aber auch auf Kriegsplünderungen, Reform, Aufhebung und Neubeginn. Man habe sich immer wieder an neue Situationen anpassen müssen, erläuterte Provinzial Pater Klaus Rudolf Schenkelberger bei der Eröffnung. Aber man habe nichts davon aufgegeben, was das Karmelit Sein ausmacht. Der Karmel sei ein Ort, wo Gott gesucht, gelebt und geehrt werde. „Das Wesentliche liegt bei unserem Leben mit Gott.“ 

 

„Leidenschaft für Gott“ ist der Titel der sich über fünf Räume erstreckenden Schau. Aufgabe des Ordens sei es immer gewesen, auf den lebendigen Gott zu verweisen und mit Eifer und Leidenschaft davon Zeugnis zu geben.

Schenkelberger führte die Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung durch die Geschichte des Ordens. Die Karmeliten haben keinen Ordensgründer. Vielmehr gilt der Prophet Elias, ebenso wie die Gottesmutter Maria, als spirituelles Leitbild. Der Ursprung liege im Heiligen Land. Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts bildeten dort Einsiedler und Kreuzfahrer eine erste Gemeinschaft. Später wurden erste Klöster in Europa gegründet, unter anderem in Köln, Würzburg und Boppard, und 1273 auch in Bamberg. „In der Au“, dort, wo heute die St. Martinskirche steht, war der Ursprungsort der Ansiedlung. 

 

Neuaufbrüche gab es danach noch mehrere. 1589 zogen die Karmeliten in das leerstehende Zisterzienserinnenkloster St. Theodor auf den Kaulberg. 1802 wurde das Kloster aufgelöst. 1902 wurde es von Straubing aus neu belebt. 2017 wurde das große Konventsgebäude verkauft. Die Karmeliten beziehen jetzt ein kleineres Haus. Zurzeit wird zudem die Klosterkirche, die dem Orden weiterhin gehört, renoviert. 

 

Durch die Jahrhunderte habe der Orden in einer Spannung gelebt, zwischen Gebetsleben, Stille und Einsamkeit auf der einen Seite und seinem Apostolat auf der anderen, sagte Schenkelberger. Für die Menschen da zu sein, sie zu begleiten und ihnen Wege zu Gott aufzutun, diesem Anspruch werde sich der Orden auch in Zukunft stellen. 

 

Und Prior Pater Klemens August Droste fügte hinzu: „Das Kloster hat immer in die Kirche und die Stadt hineingewirkt. Wir Karmeliten wollen als Teil der Kirche und als Bürger der Stadt das Leben in Bamberg mitgestalten.“ Was Bamberger Karmeliten heute als ihre Aufgabe sehen, sagen sie in der Ausstellung selbst. Dazu ist eine Hörstation mit Interviews aufgebaut.

 

Die Ausstellung im Diözesanmuseum beginnt mit dem Jetzt und führt zurück zu den Anfängen. Rund 150 Exponate, Fotos, Dokumente, Pläne, Bilder, Statuen und Textilien sind Zeugen der Geschichte voller Umbrüche. „Die Karmeliten mussten während ihrer langen Geschichte mehrmals aufstehen, sich stärken, Mut sammeln und neu beginnen“, rief Ausstellungskuratorin Dr. Ludmila Kvapilová-­Klüsener in Erinnerung. Ein erster Teil umfasst die Zeit ab der Wiederansiedlung des Ordens 1902. Historische Aufnahmen verweisen auf das Knabenseminar Marianum, das 1918 gegründet wurde, und auf die Spätberufenenschule Theresianum, die es seit 1946 gibt. Auch wird an den 2022 heiliggesprochenen Karmelit Titus Brandsma wie auch an den in Bamberg sehr verehrten Frater Alois Ehrlich erinnert. Als Kunstschreiner leistete letzterer einen bedeutenden Beitrag zur Neueinrichtung der Kirche. 

 

Ein weiterer Raum dokumentiert das 19. Jahrhundert, in dem die Kirche entweiht war und die Klostergebäude als Kaserne, Suppenanstalt oder Ausstellungsraum des Gartenbauvereins genutzt wurden. Der folgende Raum zeigt Beispiele der barocken Ausgestaltung. Hier wird auch auf die Verlegung des Kircheneingangs hin zur Stadt verwiesen wie auch auf den Neubau der Bibliothek. 

 

Der letzte Raum widmet sich sowohl den Anfängen des Karmelitenkonvents in der Au, stellt aber auch Persönlichkeiten vor, die den Orden förderten. So war etwa Andreas Stoß, Sohn des bedeutenden Künstlers Veit Stoß, in Bamberg Prior. Ohne ihn gäbe es heute keinen Marienaltar im Bamberger Dom. Darstellungen der Ordensheiligen informieren über die Spiritualität des Ordens.

 

Eingangs hatte Weihbischof Herwig Gössl auf die Bedeutung der Orden als wichtiger Bestandteil des kirchlichen Lebens in der Erzdiözese hingewiesen. Die Ausstellung berichte von dem Leben und der Leidenschaft der Karmeliten für Gott. 

 

Museumsleiterin Mag. Carola Marie Schmidt dankte den Ordensleuten des Karmelitenkonvents, die die Texte für die Exponate verfasst und sie ins Englische und Französische übersetzt hatten.