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Positive und hoffnungsvolle Stimung

Die Jugendvertreterinnen und -vertreter aus Südtirol, Österreich, Schweiz und Deutschland mit den Synodalen der deutschsprachigen Länder. Vorne in der Mitte Rafael Derfuß, links neben ihm Bischof Georg Bätzing. Foto: privat
Die Jugendvertreterinnen und -vertreter aus Südtirol, Österreich, Schweiz und Deutschland mit den Synodalen der deutschsprachigen Länder. Vorne in der Mitte Rafael Derfuß, links neben ihm Bischof Georg Bätzing. Foto: privat

An der Weltsynode in Rom nahm auch eine Delegation des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend teil. Zu den jungen Leuten gehörte der Nürnberger Pastoralassistent Rafael Derfuß, Landesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung in Bayern. Hier seine Eindrücke.

 

Folgendes bekamen wir von vielen beteiligten Frauen, Männern und Bischöfen bei der Weltsynode in Rom zu hören: „Es sind viel zu wenige junge Gläubige an der Weltsynode beteiligt!“ – „Und doch ist etwas Neues, etwas Einmaliges, eine durchweg positive und offene Atmosphäre in der Synode spürbar!“ –„Aber keiner weiß wo es hingeht … Wir sind alle gespannt, lassen uns gegenseitig begeistern und wollen auf Gottes heiligen Geist hören!“

 

Für uns junge Gläubige war die Reise zum zweiten Wochenende der Welt(Bischofs)Synode in Rom ein einmaliges Erlebnis. Vier Tage lang hatten wir die Möglichkeit, als Vertreterinnen und Vertreter kirchlicher Jugendverbandsarbeit mit den Bischöfen, Frauen und Männern, die an der Weltsynode beteiligt sind, ins Gespräch zu kommen. Dabei erhielten wir Einblicke hinter das von Papst Franziskus neu aufgestellte synodale System unserer katholischen Kirche. Es war für uns eine durchweg positive Stimmung wahrzunehmen.

 

Jedoch oft verbunden damit die Sehnsucht, dass gute Gespräche allein nicht genügen! Es muss sich etwas verändern. Und es hat sich auch schon etwas verändert! Die von Papst Franziskus erstmals neu eingeübte Debattenkultur bei dieser Weltsynode stellt ein Novum dar: Erstmals beraten nicht nur Bischöfe über die Zukunft unserer Kirche, sondern auch Frauen und Männer aus der ganzen Welt. Angefangen bei der Sitzordnung über die Redezeit bis hin zu Wertschätzung der Argumente sind keinerlei hierarchische Unterschiede für die Synodalen wahrzunehmen. Stattdessen sitzen alle in Zwölfergruppen bunt gemischt an runden Tischen. Zudem ist die Synode von einer geistigen Debattenkultur mit viel Zeit der Stille, Schweigen und Zuhören geprägt. Entscheidend dafür sind drei Tische:

 

Die Synode beginnt täglich am Tisch der Eucharistie. Im Anschluss daran versammeln sich die Synodenteilnehmenden täglich zu einem neuen Thema an runden Zwölfertischen. Die Gespräche in den Tischgruppen beginnen mit ein paar Minuten Schweigen. Anschließend hat jede und jeder nacheinander vier Minuten Zeit, seine Argumente vorzubringen. Dann erfolgt wieder eine Zeit des Schweigens, woran anschließend die Synodalen die Möglichkeit haben, auf ein Argument einer beziehungsweise eines anderen zu reagieren, ohne dabei die eigene Meinung erneut darzulegen. An jedem Tisch sitzt zusätzlich ein Theologe, der ausgehend des Tischgesprächs ein gemeinsames, durchweg konträres Schluss-Statement des Tischs verfasst. Diese werden Papst Franziskus als Empfehlungsschreiben übergeben. Doch damit sind die täglichen Debatten nicht beendet. Diese setzen sich am Mittag- & Abendessenstisch fort.

 

Für uns kirchlich aktive, junge Glaubende war die Erfahrung, im Umfeld der Weltsynode im Vatikan dabei sein zu dürfen, von einer sehr positiven Stimmung geprägt. Die dabei spürbare Hoffnung auf einen guten und reformwilligen Abschluss der Weltsynode war für uns sehr bestärkend. Gerade viele junge Gläubige ringen heute damit, aktiver Teil unserer katholischen Kirche zu bleiben. Oft widersprechen äußere Bedingtheiten, Skandale und Haltungen unserer Kirche ihrer inneren Haltung, Lebens- und Glaubensüberzeugung. Auch in der kirchlichen Jugendarbeit werden immer häufiger Stimmen laut, die neben einem Haltungswandel der Hauptamtlichen und der Besinnung kirchlicher Arbeit auf die frohe Botschaft Jesu auch strukturelle Veränderungen erhoffen.

 

Aus diesem Anlass war es uns Vertreterinnen und Vertreter kirchlicher Jugend(verbands)arbeit aus den deutschsprachigen Ländern wichtig, bei der Weltsynode in Rom Präsenz zu zeigen. Dies ist uns nicht nur in Small-Talk-Gesprächen mit den Synodalen aus aller Welt rund um die Synodenaula im Vatikan gelungen, sondern auch in ausführlichster Weise beim Höhepunkt unserer Reise: beim Treffen mit der Delegation der Deutschen Bischofskonferenz (Bischof Georg Bätzing, Bischof Franz-Josef Overbeck, Bischof Stefan Oster, Professor Thomas Söding).

 

Gemeinsam haben wir die heilige Messe im päpstlichen Institut Santa Maria dell’Anima gefeiert. Im Anschluss erfolgten in einer großen offenen Austauschrunde und sich anschließenden Kleingruppengesprächen in nahegelegen Restaurants und Bars tiefe und persönliche Gespräche über unseren Glauben, unsere Hoffnungen und Ängste für unsere Welt und besonders auch unsere Kirche, und für uns zwingend notwendige Strukturfragen. 

Wir als junge Glaubende erhoffen für die nun begonnene und bis nächstes Jahr andauernde Weltsynode, dass es unseren deutschsprachigen Synodalen zusammen mit Papst Franziskus und allen Teilnehmenden gelingt, eine wirkliche Neuausrichtung unserer katholischen Kirche zu erreichen. Das Ziel dabei darf einzig und allein die Verkündung der freimachenden frohen Botschaft Jesu für alle Menschen und das Vertrauen auf Gottes Heiligen Geist sein.