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Klare Strukturen sind durchaus hilfreich

St. Marien in der Spittelleite in Coburg ist der Verwaltungssitz des Seelsorgebereichs Coburg Stadt und Land. Foto: Andreas Kuschbert
St. Marien in der Spittelleite in Coburg ist der Verwaltungssitz des Seelsorgebereichs Coburg Stadt und Land. Foto: Andreas Kuschbert

Coburg (ku) – Ein katholisches Eck rund um Seßlach, wo althergebrachte Traditionen gelebt und beibehalten werden wollen. Demgegenüber eine starke Diasporasituation im Rest des Gebietes. So präsentiert sich der Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land, entstanden aus den früheren Seelsorgebereichen Coburg Stadt und Land, Ebersdorf-Neustadt-Rödental und der Pfarreiengemeinschaft Seßlach, der damit die Fläche des einstigen Dekanats Coburg hat.

 

Doch bei aller Unterschiedlichkeit wird eines immer wieder deutlich: „Es ist das wirkliche Bemühen da, zusammenwachsen zu wollen“, sagt die Vorsitzende des Seelsorgebereichsrates, Stephanie Vetter, angesichts der Beratungen und Gespräche im Gremium. „Und dieses Bemühen ist auch notwendig, wenn wir Bestand haben wollen.“ So müssten alle Beteiligten lernen, sich nicht nur im eigenen Dunstkreis zu bewegen, sondern auch über den berühmten Tellerrand hinaus zu schauen. 

 

Als sehr hilfreich bei allen Bestrebungen ist nach Ansicht von Stephanie Vetter die Strukturiertheit, die von Leitendem Pfarrer Peter Fischer angestoßen wurde. Vetter: „Da kann man sich schon einmal innerlich auf die anstehenden Veränderungen einstellen.“ Veränderungen, die es angesichts des weniger werdenden pastoralen Personals geben muss und wird, zum Beispiel bei der Gestaltung einer Gottesdienstordnung für die Pfarreien im Seelsorgebereich. 

„Klare Absprachen funktionieren bei klaren Strukturen“, ist sich Peter Fischer, der seit September 2019 der Leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Coburg Stadt und Land ist, sicher. Und im Großteil der Pfarreien würden die Entscheidungen auch akzeptiert. 

 

Jetzt heiße es langfristig zu planen, „denn im Durchschnitt haben wir jedes Jahr einen pastoralen Mitarbeiter im Seelsorgebereich verloren. Irgendwann ist dann das Limit erreicht.“ So müsse man schon jetzt mit Blick auf das geistliche Leben im Seelsorgebereich schauen, was in Zukunft noch möglich ist. „Und wir müssen schon jetzt Menschen deutlich machen, dass Eucharistiefeiern nicht die einzige Form sind, sondern es auch Wortgottesfeiern gibt, 

Nach Fischers Aussage müsse man das Signal setzen, dass nicht mehr überall Pfarrer „herumspringen“ können und es stattdessen das Bewusstsein geben müsse, „dass man nicht überall und für alles einen Priester braucht“. „Es ist nun auch die Aufgabe des Seelsorgebereichsrats, die Entscheidungen und Änderungen in die Pfarrgemeinderäte der Gemeinden zu bringen, damit alle verstehen, was passiert“, sagt Stephanie Vetter. „Man darf nicht immer nur das Negative sehen. Ich habe auf alle Fälle durch die Zusammenarbeit im Seelsorgebereich gelernt, Andere und ihre Anliegen zu verstehen.“ 

 

Gottesdienste

 

Ihrer Ansicht müsse es aber auch klar sein, dass in Zukunft nicht jeder Gottesdienst, den es jetzt noch gibt, beibehalten werden kann, sondern sich den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden muss. Vetter: „Da kann man durchaus auch einmal in die Nachbargemeinde gehen, wenn bei einem selbst kein Gottesdienst stattfindet.“ Und für SBR-Vorsitzenden Pascal Vichtl ist es nun eine Aufgabe des Seelsorgebereichsrates, zusammen mit dem Pastoralteam neue Gottesdienstformen zu fördern. 

 

Dass durch die gemeinsame Gottesdienstordnung für den Seelsorgebereich klare Strukturen geschaffen wurden, begrüßt auch Vichtl. So könne man jetzt schauen, dass auch in kleineren Gemeinden alle zwei Wochen Eucharistiefeiern möglich sind. „Da wurde wirklich ein gutes Ergebnis erzielt“, konstatiert Vichtl. Als einen weiteren Vorteil der klaren Strukturen sieht der SBR-Vorsitzende, dass sich die Geistlichen im Seelsorgebereich gegenseitig vertreten können, was auch für die Gemeinden durchaus bereichernd sein könne.

 

Die Vorsitzenden des Seelsorgebereichsrats und ihre Stellvertreterin Claudia Götz finden es als sehr bereichernd, dass es im Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen dem Pastoralteam und den Laien gibt. „Wir haben hier ein respektvolles Miteinander, das man sich auch in der Gesamtkirche wünschen würde“, so Stephanie Vetter.

 

Sehr positiv bewertet Pascal Vichtl die jetzige Größe des Seelsorgebereichsrates, die sich gegenüber dem vorherigen SBR-Ü deutlich verringert hat. „Jetzt haben wir ein Gremium, das wirklich arbeitsfähig ist.“ So könnten besser Schwerpunkte bei der Arbeit gesetzt werden. 

 

Nach seiner Aussage sei es aber durchaus erkennbar, „dass sich manche Gemeinden und dortige Verantwortliche nach den guten alten Zeiten zurücksehnen“. Angesichts immer weniger werdenden pastoralen Personals und älter werdender ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nach Vichtls Ansicht die Gemeinden ermutigt werden, nach vorne zu schauen und manches neu zu bedenken.

 

Dass es im Seelsorgebereich durchaus Gegensätze gibt, hat auch Verwaltungsleiter Lukas Grell nach seinem Amtsantritt im Januar 2021 gemerkt. „Ich habe schnell gelernt, dass es die Coburger und die Seßlacher Seite gibt“, sagt er mit einem Schmunzeln. Während es im Seßlacher Bereich eine Kleinteiligkeit mit vielen Pfarreien und einzelnen Kirchenstiftungen gebe, gebe es im Coburger Bereich eher große Kirchenstiftungen. 

 

In diesem Zusammenhang nennt er es von Vorteil, dass es – mit Bamberger Genehmigung – zwei Gesamtkirchenverwaltungen im Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land gibt. Grell: „Das ist durchaus von Vorteil. Und ich merke immer wieder das gegenseitige Interesse, wie beim Anderen etwas läuft. Und auch bei den Budgetentscheidungen gibt es ein gegenseitiges Verstehen und Vertrauen.“

 

Im regelmäßigen Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Seelsorgebereichen hat Lukas Grell nach eigener Aussage erkannt, „dass manche Seelsorgebereiche nur einen Teil von dem haben, was es bei uns gibt. Wir haben alles vereint. Das macht meine Arbeit super spannend, ist aber auch immer wieder eine Herausforderung“. Und er habe gemerkt, „dass wir in vielen Bereichen schon viel weiter sind, als andere. Da sind wir durchaus schon mal Vorreiter. Wir sind manche Konzepte frühzeitig angegangen und setzen sie inzwischen auch schon um, während woanders noch darüber diskutiert wird.“

 

Dankbar zeigt sich Lukas Grell über das sehr gute Miteinander mit Leitendem Pfarrer Peter Fischer. „Das Tandem Fischer-Grell ist schnell zusammengewachsen, was die Arbeit hier viel leichter macht.“

 

Jugendarbeit

 

Als eine wichtige Aufgabe für alle Verantwortlichen im Seelsorgebereich sehen die Vertreter des Seelsorgebereichsrates und auch Leitender Pfarrer Peter Fischer die Jugendarbeit. Nach Ansicht von Pascal Vichtl, der selbst aus dem Bereich kommt, ist in manchen Pfarreien die Jugendarbeit vernachlässigt worden. Hier müssten nun alle gemeinsam an einem Strang ziehen und wieder Zugang zu den Kindern und Jugendlichen finden, wenngleich das nicht leicht sei, vor allem nach der Corona-bedingten Zwangspause. Vichtl: „Die Kontakte zu knüpfen, ist sehr mühsam und manchmal auch demotivierend. Aber wir brauchen auch das pastorale Personal, dass sich beispielsweise um die Ministranten kümmert.“ 

 

Pfarrer Peter Fischer sieht es als ein Problem an, dass oftmals nicht bekannt ist, wer sich in den Pfarreien um die Jugendarbeit kümmert und damit Ansprechpartner sein könnte. Fischer gibt sich in diesem Zusammenhang aber durchaus realistisch, wenn er sagt: „Die Ministranten- und Jugendarbeit, wie es sie früher gab, wird es künftig nicht mehr geben.“

 

Doch so leicht will sich Pascal Vichtl mit der Situation nicht abfinden. „Wir müssen bei der Jugendarbeit künftig größer denken, über die Pfarreigrenzen hinaus. Nur so können wir attraktive Angebote machen, die die Jugendlichen ansprechen.“