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Maria von Magdala und Mary Ward

Bamberg (cga) – Die Zeitspanne ist riesig. Es liegen über 1500 Jahre zwischen diesen Biografien: Maria von Magdala und Mary Ward. Die eine, eine Zeitzeugin Jesu, die andere, eine Frau, die von den Idealen Jesu begeistert war. Beide sind nun die Hauptfiguren eines Musicals. Die Uraufführung dieses Stückes findet im Rahmen des Heinrichsfestes am Samstag, 8. Juli, 18 Uhr, im Bamberger Dom, statt.
Besser als das Wort „Musical“ gefalle ihr aber der Begriff „geistliches Musikprojekt“ meint die Autorin Gabriele Netal-Backöfer. Denn „… die Stimme des Anfangs hören“ sei eben eine Mischung aus Musik, Tanz, Theater, Licht und percussiven Elementen.
Beiden Frauen gemeinsam sei eine authentische Christus-Begegnung, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Maria von Magdala, die mit Jesus unterwegs war, unter dem Kreuz stand und als erste Zeugin der Auferstehung erwähnt wird. Und Mary Ward, die die Vision hatte von einem apostolischen Orden, von Schulbildung für Mädchen und einem Leben für Ordensfrauen ohne eine strenge Kloster-Klausur.
Und auch wenn beide Frauen viele Gemeinsamkeiten aufweisen können, so sind natürlich auch Unterschiede sichtbar. Die Quellenlage bei Maria von Magdala sei eine andere als die bei Mary Ward, erläutert Netal-Backöfer. Während bei Maria von Magdala vor allem auf Quellen aus dem biblischen Umfeld zurückgegriffen werde, so gebe es bei Mary Ward eine Vielzahl von historischen Dokumenten, wie beispielsweise von Briefwechseln.
So unterscheidet sich natürlich auch die Darstellung der beiden Frauen auf der Bühne. Maria von Magdala sei eher der Prototyp für zahlreiche Frauen im jesuanischen Umfeld. Die Frauen seien für Jesus gleichwertige Menschen gewesen. Das sei nicht selbstverständlich gewesen. Schließlich durften Frauen zum damaligen Zeitpunkt beispielsweise nicht Jüngerin eines Rabbiners sein.
2016 hat dieses Wirken von Maria von Magdala auch Papst Franziskus gewürdigt, indem er Maria von Magdala zur „Apostolin der Apostel“ erhoben habe. Der bislang „gebotene Gedenktag“ am 22. Juli wurde liturgisch zum „Fest“ hochgestuft.
Mary Ward sei mit ihrer Idee, dass Frauen auch Seelsorge betreiben könnten, eine Vorläuferin gewesen. Von Seiten der Kirche sei zum damaligen Zeitpunkt nicht denkbar gewesen, dass Frauen eine „apostolische Arbeit“ leisteten und hat dafür viel Gegenwind erfahren müssen.
Netal-Backöfer räumt aber ein, dass eine solche Aufführung auch gewisse Grenzen habe. Gerade bei dem zahlreichen historischen Material habe sie auswählen müssen, welche Szenen des Lebens von Mary Ward sie umsetze, berichtet die Autorin. Die gesamte Inszenierung belaufe sich auf etwa eineinhalb Stunden. Und obwohl Mary Ward mit rund einer Stunde über deutlich viel mehr Spielzeit verfüge, sei es eben eine Auswahl. „Ich hoffe, die Mary Ward Schwestern sind nachsichtig mit mir“, so Netal-Backöfer.
Ein Musical oder ein geistliches Musikprojekt entsteht nicht von heute auf morgen. Die ersten Anfänge dazu habe es schon vor rund vier Jahren gegeben. Eine schnellere Realisierung habe die Corona-Pandemie verhindert. Das Stück sei in „kleinen Portionen“ erarbeitet worden.
Maria von Magdala und Mary Ward sind zwei Frauen, die im Rahmen der laufenden Ausstellung im Diözesanmuseum „Frauen.Taten.Werke – 12 Dialoge contemporary“ präsentiert werden. Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. Oktober. So sei dieses „geistliche Musikprojekt“ eine Kooperation mit der Frauenpastoral im Erzbistum Bamberg.
Teamarbeit ist gefragt
Klar, es müssen Texte geschrieben und Noten komponiert werden. Aber ohne die Unterstützung ihrer Familie, des Chores Inspiration und der Band wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen. Insgesamt rund 30 Akteure sind an „…die Stimme des Anfangs“ beteiligt. Ein Großteil der Proben fand beim Wochenende des Chores Inspiration Anfang Mai. Denn die Mitwirkenden kommen aus großen Teilen Frankens und müssen schon allein einiges an Anfahrtszeit investieren. Ein bisschen nervös sei sie schon, denn es finde schließlich nicht jeden Tag eine Uraufführung statt. Und Netal-Backöfer lädt ausdrücklich die Zuschauer ein, am 8. Juli sich ihr eigenes Bild zu machen.