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Stetter-Karp: Mehr Verständnis zwischen Deutschen und Polen

Köln (KNA) - Menschen in Deutschland und Polen sollten sich nach Ansicht der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, differenzierter und aufmerksamer wahrnehmen. „Es ist gar nicht so leicht, sich wirklich jeweils zu verstehen mit der eigenen politischen Linie oder auch mit der eigenen christlichen Linie“, sagte sie im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de (Mittwoch). Stetter-Karp hatte über Pfingsten mit einer Delegation katholischer Laien Polen besucht und dort mit Vertretern verschiedener Gruppen und Institutionen gesprochen.
Bei der Frage etwa des Umgangs mit sexuellen Minderheiten habe man Katholiken getroffen, die „die PiS-Regierung unterstützen, eine konservative Orientierung haben und beispielsweise auch die Haltung der katholischen Kirche zu queeren Menschen richtig finden und da keinen Veränderungsbedarf sehen“.
Der Club der katholischen Intelligenz in Polen vertrete hingegen eine andere Richtung. Dort sei man „sehr froh um unsere deutsche Reformanstrengungen“ und bemühe sich auch um Veränderungen. „Ich würde sagen, in Polen ist es eine gespaltenere Gesellschaft als bei uns, weil es andere Mehrheitsverhältnisse gibt“, so Stetter-Karp.
Umgekehrt sei ihr und den anderen Deutschen von ZdK, Maximilian-Kolbe-Werk und Pax Christi deutlich geworden, dass in Polen Russland und seine Politik schärfer, vielleicht auch realistischer wahrgenommen werde. „Manche sprechen uns Deutschen an der Stelle eine gewisse Naivität zu“, sagte die ZdK-Präsidentin. „Das lässt einen natürlich ins Nachdenken kommen. Wie blauäugig sind wir auf die Entfernung? Wissen wir eigentlich, wie stark die Angst der unmittelbaren Nachbarländer ist?“
Das Versöhnung zwischen Deutschen und Polen bleibt nach Ansicht Stetter-Karps eine Daueraufgabe. Polens Geschichte sei sehr stark durch Verletzungen geprägt, und die katholische Kirche „der Faktor, der überhaupt den Staat möglich machte“. Auch deswegen sei nationales Gedankengut ganz anders verankert als in Deutschland. „Das muss man einfach zur Kenntnis nehmen und überlegen, wie Deutschland gegenüber Polen empfindsamer, verletzlicher agieren kann.“