· 

Ermittlungen gegen Ex-Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben

Augsburg (KNA) - Die Justiz ermittelt wegen mutmaßlich sexuell übergriffigen Verhaltens gegen einen ehemaligen Management-Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben. Nach Angaben der Domsingknaben und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg vom Mittwoch soll der 25-Jährige von 2017 bis 2020 heimlich Aufnahmen in Toiletten und Duschen gemacht haben. Im Raum stehe zudem der Verdacht sexuellen Missbrauchs. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.
Bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg ist das „Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern im Internet“ (ZKI) angesiedelt. Das ZKI ist nach eigenen Angaben durch einen Hinweis aus dem Ausland auf den Mann aufmerksam geworden. Ermittelt worden sei ab 2020 gegen ihn, zunächst wegen des Verdachts des Erwerbs und Besitzes kinderpornografischer Schriften. Im Zuge einer Durchsuchung der Wohnung des Mannes habe man auf mehreren Geräten 378 kinderpornografische Bilder sowie 160 Videos entdeckt, die männliche Kinder und Jugendliche vorwiegend in Duschen und Toiletten zeigten.
Wegen der auf den Aufnahmen abgebildeten Räume und im Wissen um die frühere Tätigkeit des Beschuldigten kam den Ermittlern schnell der Verdacht, dass es sich bei den heimlich gefilmten Kindern und Jugendlichen um Domsingknaben handeln könnte, wie es weiter hieß. Seither ermittelten die Beamten auch wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten.
Bisher seien 34 Geschädigte identifiziert worden, so die Generalstaatsanwaltschaft. Bei einer einstelligen Zahl von Geschädigten stehe eine Identifizierung noch aus. Und: „In einem Fall hat sich aus einer Vernehmung eines Geschädigten der Verdacht eines sexuellen Missbrauchs eines zur mutmaßlichen Tatzeit 13-jährigen Jungen in einer Wohnung des Beschuldigten in München im Jahr 2017 ergeben.“ Anhaltspunkte für weitere Sexualstraftaten lägen nicht vor. Die Domsingknaben hätten die Ermittlungen „tatkräftig unterstützt“.
Der Beschuldigte hat die Domsingknaben nach deren Angaben 2020 auf eigenen Wunsch verlassen. Laut Generalstaatsanwaltschaft lebt er nicht mehr in Bayern.
Die Domsingknaben wissen nach eigener Darstellung seit Oktober 2022 von dem Fall. Damals seien die Ermittler auf die Einrichtung zugegangen. In der Folge habe es Gespräche mit den Betroffenen und ihren Eltern sowie Informationsabende für alle Angehörigen der Domsingknaben gegeben. An die Öffentlichkeit sei der Fall zum Schutz der Betroffenen zunächst nicht gebracht worden.
Der Leiter der Domsingknaben, Domkapellmeister Stefan Steinemann, sagte: „Von Anfang an galt es, die eigene Erschütterung hintanzustellen und das wichtigste Anliegen, die bestmögliche Unterstützung der Betroffenen, stets im Blick zu halten.“ Man plane nun präventive Schulungen zur Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen.
Die Augsburger Domsingknaben sind eine Einrichtung des Bistums Augsburg. Ihre Geschichte reicht nach eigenen Angaben bis ins Mittelalter zurück. Sie zählen sich zu den renommiertesten Knabenchören weltweit.