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„Wie Gäste in einer Herberge“

Erzbischof em. Ludwig Schick und der evangelische Dekan Hans-Martin Lechner segnen die Kreuze, die in den Zimmern hängen werden.   Foto: B. Kemmer
Erzbischof em. Ludwig Schick und der evangelische Dekan Hans-Martin Lechner segnen die Kreuze, die in den Zimmern hängen werden. Foto: B. Kemmer

Bamberg (kem) – Er war der emotionale Höhepunkt der Einweihung des neuen Kinder- und Jugendhospiz „Sternenzelt“ in Bamberg. Der 22-jährige Marian Grau erzählte aus der Sicht eines Geschwisterkindes, wie wichtig eine Einrichtung wie diese für die Familien von todkranken Kindern sei. „Der Aufenthalt im Kinderhospiz war für mich immer mit Aufregung und einem tollen Gefühl verbunden. Denn hier wusste ich, dass meinem Bruder geholfen wird und meine Eltern und ich auch einmal entspannen dürfen“, so Grau, der seinen großen Bruder Marlon bis dieser 2012 starb einige Male in die Kinderhospize in Olpe und Bad Grönenbach begleitete.
„Ich erinnere mich an jedes Frühstück, das wir dort gemeinsam essen konnten. Denn das war etwas Besonderes. Im Alltag war dafür einfach keine Zeit. Aber im Hospiz wussten wir, dass Marlon in der Zwischenzeit gut versorgt wird“, so Marian Grau, der über seine Erlebnisse bereits mit 14 Jahren ein Buch mit dem Titel „Bruderherz, ich hätte Dir so gerne die Welt gezeigt“ geschrieben hat. Auf die Frage, was er sich für die Familien, die hier künftig eine Auszeit vom Alltag nehmen, wünsche, antwortete Grau: „Hospiz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Herberge. Und so sollen sich die Familien auch fühlen – wie Gäste in einer Herberge.“
„Es zerreißt uns das Herz“
Mit Erinnerungen war auch der Besuch von Bayerns Ministerpräsident verbunden. Wie Marian Grau waren auch Markus Söder, sowie Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Bayerns Europaministerin Melanie Huml sowie weitere 200 Gäste zur Einweihung des Kinder- und Jugendhospizes gekommen. Söder gab bei seiner Rede einen ganz privaten Rückblick – sowohl an Bamberg als auch an die Hospizarbeit. Sein Vater lag in Bamberg auf der Palliativstation. „Ich hätte es unglaublich schlimm gefunden, wenn es diese Einrichtung damals nicht gegeben hätte“, erinnerte sich der Landesvater an die Zeit des Abschieds.
„Wir sprechen noch viel zu wenig über das Thema Sterben“, sagte Söder weiter. Und genau deswegen seien solche Einrichtungen wie das „Sternenzelt“ so wichtig. „Wenn Kinder und Jugendliche sterben, zerreißt es uns das Herz. Nichts Schlimmeres ist vorstellbar. Hospizarbeit ist Symbol des Friedens und der Menschlichkeit. Hier ist Raum und Zeit, um die letzten Meter am Ende des Lebens in Würde zu gehen, und auch um Eltern und Geschwister zu unterstützen.“
Insgesamt neun Millionen Euro steckte allein der  Freistaat in das Projekt, 15,2 Millionen Euro kostete der Neubau direkt neben dem Christine-Denzler-Labisch-Haus, der Palliativstation des Bamberger Klinikums, insgesamt. „Wir dürfen aber nicht sagen, so viel Geld für nur 16 Plätze. Nein, hier ist etwas ganz Wichtiges entstanden“, so Söder abschließend.
Wie sein Chef dankte auch Gesundheitsminister Holetschek vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Wir können viel in Gebäude investieren. Aber erst durch Sie wird es mit Leben gefüllt.“ Er selbst besuchte schon oft das zweite bayerische Kinderhospiz in Bad Grönenbach im Allgäu und konnte immer wieder sehen, wie es vor allem die schwer kranken, kleinen Patienten waren, die ihrem Umfeld Kraft gaben und deren Augen bei der Betreuung leuchteten. „Diese Momente des Glücks in den Kinderaugen sind die Motivation für die, die hier arbeiten.“
Erzbischof em. Ludwig Schick und der evangelische Dekan weihten im Anschluss an den Festakt die neuen Räumlichkeiten, ehe viele Besucherinnen und Besucher zum Tag der offenen Tür in das  „Sternenzelt“ strömten. Im April werden die ersten Familien in die von der Franken Hospiz gGmbH getragene Einrichtung einziehen und dort für ein paar Tage dem Alltag entfliehen können.