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Wenn die Energiekosten Probleme bereiten

Bamberg (ksk) – Um Spenden bittet die Caritas vom 6. bis 12. März bei der diesjährigen Frühjahrssammlung. Dabei lenkt sie den Blick auf Menschen, die durch die gegenwärtige Inflation in Not geraten.
In ihrem Spendenaufruf spricht die Caritas im Erzbistum Bamberg von „jenen unter uns, die nicht wissen, ob sie die nächste Stromrechnung noch bezahlen können. Die nicht wissen, woher sie Ersatz beschaffen sollen, wenn die Waschmaschine oder der Herd ausfällt. Die für Heizöl oder Gas in diesem Winter Schulden machen mussten. Die morgen vielleicht nicht mehr die Kraft haben, vor die Tür zu gehen, weil sie Angst davor haben, dass andere merken könnten, dass sie arm sind.“
Gerade die steigenden Energiepreise treffen besonders Haushalte, die ohnehin schon über ein niedriges Einkommen verfügen. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Im Durchschnitt verwendet ein Haushalt 6 Prozent seiner Konsumausgaben für Strom, Heizung und Warmwasser. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1300 Euro müssen dafür jedoch 9,5 Prozent ausgeben. Und aus den Sozialen Beratungsstellen berichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas: Fast alle Ratsuchenden haben zumindest hin und wieder Schulden bei den Energieversorgern, können also Strom- oder Gasrechnungen nicht pünktlich bezahlen. Gleichzeitig stellen die Beraterinnen und Berater fest, dass die Höhe der ausstehenden Beträge nicht selten gestiegen ist.
Haushalte mit niedrigem Einkommen müssen sich zwangsläufig einschränken: Einer Umfrage zufolge verzichten 52 Prozent derjenigen, die weniger als 2000 Euro im Monat zur Verfügung haben, bei Lebensmitteln, 63 Prozent bei Schuhen und Kleidung.
Beispiel der Hilfe
Wie die Hilfe aussehen kann, wenn die Energiekosten in die Armut führen, zeigt das Beispiel Fürth: Der Kreis-Caritasverband unterstützt das Programm Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte. Der Check ist ein Angebot der ifa-Beratungsstelle für Arbeitslose, die die Caritas gemeinsam mit der Kirchlichen Beschäftigungsinitiative Fürth e. V. betreibt. Geschulte Stromsparhelfer beraten Fürther Bürgerinnen und Bürger, die Arbeitslosengeld II, Grundsicherung im Alter oder Wohngeld beziehen.
Ein Stromsparhelfer kommt nach Terminvereinbarung in den Haushalt und prüft dessen Stromverbrauch. Er erstellt kostenfrei einen individuellen Stromspar-Plan mit vielen Hinweisen, wie der Haushalt in Zukunft weniger Energie verbrauchen und Geld sparen kann. Außerdem bringt er kostenlos hilfreiche Einspargeräte – von der Energiesparlampe bis zum Wasserspar-Duschkopf – im Wert von bis zu 70 Euro mit. Mit einfachen Mitteln lassen sich so die Stromkosten um bis zu 170 Euro im Jahr verringern.
Wie wichtig so ein Energiecheck ist, zeigt wiederum die Erfahrung der Sozialen Beratungsstellen. Fehlendes Bewusstsein und Wissen um Möglichkeiten des Energiesparens nennen die Sozialpädagogen als eine Ursache für die Probleme ihrer Klienten. Ein Caritas-Mitarbeiter hat es gegenüber der Zeitschrift „neue caritas“ so formuliert: „Energieschulden sind und waren immer Teil der Arbeit in der Schuldnerberatung. Die Gründe reichen von purer Unwissenheit über Stromsparmöglichkeiten, völlig unangemessenem Verbrauch, mangelnder finanzieller Allgemeinbildung bis hin zu nicht zielgerichteter Ratenzahlung an andere Gläubiger, die dann die monatliche Zahlung für Energie blockieren.“
Ein weiteres Problem: Haushalte mit geringem Einkommen benutzen häufig billige Haushaltsgeräte, die nicht energieeffizient sind. Die Einsparung bei der Anschaffung wird mit hohen Stromkosten erkauft.
Für Teilnehmer am Stromspar-Check gibt es daher die Möglichkeit, einen Tausch für Kühlschränke in Anspruch zu nehmen. Ist das Kühlgerät älter als zehn Jahre, kann der Haushalt, nachdem der Stromsparhelfer eine Verbrauchsmessung durchgeführt hat, einen 100-Euro-Gutschein zur Anschaffung eines neuen Gerätes erhalten. Inzwischen stockt die Caritas Fürth diesen Betrag um weitere 150 Euro auf.
Mittlerweile kann man den Stromspar-Check auch im Landkreis Fürth in Langenzenn und Cadolzburg in Anspruch nehmen. Diese Möglichkeiten wie in Fürth will der Diözesan-Caritasverband ausbauen. Er wird daher von seinem Anteil am Erlös der Caritas-Sammlung 83 Prozent zur Verfügung stellen, damit vor Ort Menschen geholfen wird, die durch die stark gestiegenen Energiepreise in Not geraten sind. Dazu bildet er mit dem Sammlungserlös einen Fonds. Aus ihm erhalten die Kreis-Caritasverbände Gelder, um Hilfen wie den Stromspar-Check zu finanzieren.
Den Verantwortlichen der Caritas – so schreiben sie in ihrem Spendenaufruf – ist selbstverständlich bewusst, dass alle Bürgerinnen und Bürger die stark gestiegenen Preisen für den Lebensunterhalt spüren. Unter der Überschrift „Wenn jeder gibt, was er zu viel hat …“ bitten sie dennoch darum, zu stärken, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. „Wenn nur jeder etwas von dem abgibt, was er zu viel hat, dann kann es für uns alle trotz allem gut werden.“

Diözesane Eröffnung
Die Caritas-Frühjahrssammlung eröffnet ein diözesanweiter Auftaktgottesdienst am Sonntag, 5. März, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Otto in Lauf an der Pegnitz (Ottogasse). Hauptzelebrant und Prediger ist Domvikar Gerd-Richard Neumeier, der Aufsichtsratsvorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes.