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Friedensbotschaft Gottes im Mittelpunkt

Vatikanstadt / München (vn / KNA) – Papst Franziskus hat am Ersten Weihnachtstag seinen feierlichen Segen Urbi et Orbi von der mittleren Loggia des Petersdoms erteilt. Etwa 50 000 Menschen nahmen bei sonnigem Wetter an dem Ereignis teil, das von Radio und TV weltweit übertragen wurde.
„Möge Jesus, der Herr, der von der Jungfrau Maria geboren wurde, euch allen die Liebe Gottes bringen, die Quelle des Vertrauens und der Hoffnung“, sagte Franziskus in seiner Weihnachtsbotschaft. „Und möge er auch das Geschenk des Friedens bringen, das die Engel den Hirten von Betlehem verkündeten.“ Damit war schon der entscheidende Akkord angeschlagen: Frieden. Der in Betlehem geborene Jesus bringe den Frieden in unser Leben hinein, so der Papst. „Brüder, Schwestern, wenden wir uns nach Betlehem, wo das erste Wimmern des Friedensfürsten ertönt. Ja, denn er selbst, Jesus, ist unser Friede: jener Friede, den die Welt nicht geben kann und den Gott Vater der Menschheit gegeben hat, indem er seinen Sohn in die Welt gesandt hat.“
Der Geburtstag des Herrn sei gleichzeitig „der Geburtstag des Friedens“, sagte Franziskus mit einem Zitat seines Vorgängers Leos des Großen. Jesus sei „der Weg des Friedens“; wer ihm nachfolge, solle „das Anhaften an Macht und Geld, den Stolz, die Heuchelei, die Lüge“ hinter sich lassen.
Winde wehen eiskalt
„Diese Lasten behindern den Gang nach Betlehem, sie schließen von der Gnade der Weihnacht aus und versperren den Zugang zum Weg des Friedens. Und in der Tat müssen wir mit Schmerz feststellen, dass, während uns der Friedensfürst geschenkt wird, weiterhin Winde des Krieges über die Menschheit eiskalt hinweg wehen.“ Das war in erster Linie auf die Ukraine gemünzt. Franziskus erinnerte an alle Ukrainer, „die dieses Weihnachten im Dunkeln, in der Kälte oder weit weg von ihrem Zuhause erleben – aufgrund der Zerstörung, die zehn Monate Krieg verursacht haben“.
Auch andernorts auf der Weltkugel nahm der Papst „einen schweren Mangel an Frieden“ wahr: Er erwähnte Syrien, das Heilige Land, den Libanon, die Sahelzone, den Jemen, aber auch Myanmar, Iran und Haiti. Papst Franziskus: „Lasst uns an diesem Tag, an dem es schön ist, sich um den gedeckten Tisch zu versammeln, den Blick nicht von Betlehem abwenden, was ‚Haus des Brotes‘ bedeutet, und lasst uns an die Menschen denken, die an Hunger leiden, vor allem an die Kinder, während jeden Tag große Mengen an Lebensmitteln verschwendet und Gelder für Waffen ausgegeben werden.“
Damit kam Franziskus ein weiteres Mal in seiner Weihnachtsbotschaft auf Russlands Überfall auf die Ukraine zu sprechen. „Der Krieg in der Ukraine hat die Situation weiter verschlimmert, so dass ganze Bevölkerungsgruppen von einer Hungersnot bedroht sind, insbesondere in Afghanistan und den Staaten am Horn von Afrika. Jeder Krieg – das wissen wir – verursacht Hunger und missbraucht die Nahrung als Waffe, indem er ihre Verteilung an bereits leidende Bevölkerungen verhindert. Lasst uns an diesem Tag vom Friedensfürsten lernen und uns alle, vor allem die politisch Verantwortlichen, dafür einsetzen, dass Nahrung nur ein Mittel des Friedens sei.“
Auch an Familien, die mit Geldknappheit kämpfen, an Arbeitslose, an Flüchtlinge und Vertriebene dachte der Papst. „Betlehem zeigt uns die Einfachheit Gottes, der sich nicht den Weisen und Klugen offenbart, sondern den Kleinen, denen, deren Herz rein und offen ist (vgl. Mt 11,25). Wie die Hirten wollen auch wir ohne Zögern hingehen und uns von dem unvorstellbaren Ereignis erstaunen lassen, dass Gott zu unserem Heil Mensch wurde.“
Bayerns Bischöfe haben zu Weihnachten vor allem die Friedensbotschaft Gottes an die Menschen ins Zentrum ihrer Predigten gestellt.
München
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nannte „Weihnachten das Fundament unserer Zivilisation“. Diese These möge zugespitzt sein. Doch wenn Gott „der Bruder aller Menschen geworden ist im Kind von Bethlehem“, werde damit deutlich, dass „alle Menschen Brüder und Schwestern“ seien.
Als „ein Fest der gewaltlosen Veränderung der Welt“ unterstreiche Weihnachten, dass „nicht der Krieg der ‚Vater aller Dinge‘“ sein solle, sondern „die Liebe und die Solidarität aller Menschen“, so Marx. Das möge utopisch klingen, aber ohne eine solche Botschaft des Friedens könne „unsere Kultur“ nicht wirklich menschendienlich sein. Zwar gebe es wie jetzt in der Ukraine „eine gerechtfertigte Verteidigung, sogar mit Waffen“. Aber der Krieg dürfe „nicht das letzte Wort behalten, und jede Kriegsrhetorik, die die Opfer auf allen Seiten relativiert, widerspricht der weihnachtlichen Botschaft.“
Bamberg
Der Bamberger Diözesanadministrator Weihbischof Herwig Gössl forderte auf, wachsam gegenüber allen Formen der Diskriminierung zu sein. Es dürften sich keine Verhaltensweisen einschleichen, die Menschen ausgrenzten und bedrohten. Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sollten in der Gesellschaft keinen Platz haben, schon gar nicht unter Christen.
Eichstätt
In Eichstätt erinnerte Bischof Gregor Maria Hanke daran, dass Gottes Sohn Mensch geworden sei, um Gott und Welt miteinander zu versöhnen. Doch zur Realität gehöre nicht nur Unfriede in Familien, sondern auch eine Atmosphäre des Hasses in Teilen der Gesellschaft oder der „entsetzliche Krieg“ in der Ukraine. Gott habe den Weg zum Frieden gewiesen. Weihnachten lade jede und jeden ein, „mit dem Kind in der Krippe Wege des Friedens zu gehen“, betonte der Bischof.
Würzburg
Ob das Friedensangebot Gottes an die Welt Wirklichkeit werde, „hängt an uns selbst“, sagte der Würzburger Bischof Franz Jung. Nach der Erfahrung der Pandemie sei einem bewusst geworden, dass es in der globalen Welt keine regionalen Konflikte mehr gebe. „Ein Krieg an einem Ort dieser Welt, mag er auch fern von uns scheinen, berührt uns unmittelbar.“
Regensburg
Wo sich Gott die Ehre gegeben und Religion nicht bloß politisch funktionalisiert werde, da könne auch auf Erden Frieden werden, erklärte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er erbat aufs Neue den Frieden gerade für die Ukraine, aber auch für die ganze „so oft unter Todesschatten liegende Welt“. Schließlich sei das Christuskind mit seinem Lächeln in Wehrlosigkeit buchstäblich „entwaffnend“ der Welt entgegengekommen.
Passau
In Passau sagte Bischof Stefan Oster, wenn beim Menschen Furcht vor Gott und Demut zusammenkämen und er sich vom Ereignis der Menschwerdung Gottes anrühren lasse, dann komme Freude auf. Wer das Wort Gottes höre, der erfahre Sinn und Friede für sein Leben. „Dann kann in dieser Welt passieren was will an Krisen. Wir haben einen Halt, der uns trägt.“
Augsburg
Der Augsburger Bischof Bertram Meier setzte sich mit dem Klimaprotest auseinander. „Bei allem Verständnis für die hohen Ideale derer, die als Klimaaktivisten zu grenzwertigen Schritten neigen, stelle ich klar: Der gute Zweck heiligt nicht alle Mittel.“ Die Welt werde nicht gerettet durch kühle Rechner und kaltes Kalkül, durch Klebstoff und gewagte Aktionen, sondern durch Liebe.“