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Nach Missbrauchsstudie - Bischof Meier schafft neue Nachsorge-Stelle

Augsburg (KNA) - Der Augsburger Bischof Bertram Meier kündigt Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für sein Bistum an. Die geforderte Stelle mit dem Schwerpunkt psychologische und pastorale Nachsorge für Betroffene werde baldmöglichst geschaffen, teilte Meier am Donnerstag mit. Auch werde die Diözese künftig jedes Jahr neu bekannt gewordene Missbrauchsfälle im Amtsblatt veröffentlichen.

 

Der Bischof ergänzte: "Die Weiterentwicklung und nachhaltige Etablierung von Strukturen, die eine zuverlässige und nachprüfbare Kontrolle der Einhaltung von Auflagen für Kleriker ermöglichen, wird einer der nächsten Schritte in unserem Bistum sein." Denn auch in dieser Hinsicht sehe die Studie Handlungsbedarf. Überdies verkündete Meier, die Arbeitsfelder Prävention, Intervention sowie Leistungen in Anerkennung des Leids stärker zu vernetzen. Dazu würden sie ab 2026 in einer Stabsstelle zusammengeführt.

 

Über weitere Studienaspekte wolle er mit Mitarbeitenden und Gremien beraten, fügte der Bischof an. Dabei solle es etwa um folgende Themen gehen: "Gibt es - ungeachtet des hohen verfassungsrechtlichen Schutzes der Wohnung - Möglichkeiten, den auffallend häufigen Tatort Privatwohnung des Priesters als potenziellen Tatort auszuschließen? Auch der ungewöhnlich hohe Anteil von männlichen Betroffenen wirft Fragen auf."

 

Meier sieht auch Gutes

 

Positiv ist Meier zufolge festzustellen, dass seit 2010 die Anzahl der staatlichen Verfahren deutlich angestiegen ist: Von 33 in der Studie erfassten staatlichen Ermittlungs- und Strafverfahren erfolgten 16 im Jahr 2010 und später. "Ich sehe das als Bestätigung, dass die leitlinienkonforme Meldung aller bekanntwerdenden Fälle sexualisierter Gewalt an die Staatsanwaltschaft seither verlässlich funktioniert."

 

Meier betonte an Betroffene gerichtet: "Ihr Leid geht mir sehr zu Herzen und die schwere Schuld des Bistums Augsburg Ihnen gegenüber lastet mir auf der Seele." Beim Lesen der Untersuchung habe ihn das Entsetzen gepackt. "Ich musste die Studie mehrfach aus der Hand legen."

 

Kritik an der Studie

 

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Augsburg hatte am 30. Oktober eine Missbrauchsstudie vorgelegt. Ihr zufolge ist die Bistumsleitung in mehr als einem Drittel der Fälle mit dem Thema Missbrauch seit 1948 unangemessen umgegangen, etwa durch Vertuschung. Seit 2002 habe sich der Umgang allmählich gebessert. Seit Meiers Amtsantritt vor fünf Jahren laufe alles regelkonform.

 

Kurz nach Veröffentlichung der Studie kam Kritik daran auf. So monierten Historiker, die Studie habe sich nicht bemüht, allen archivalischen Spuren jenseits der Bistumsunterlagen zu folgen und keine Betroffenen-Erfahrungen ausgewertet. Bischof Meier verwies in seiner Stellungnahme nun darauf, dass die Erfahrung der Betroffenen derzeit in einer eigenen Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München untersucht werde. "Sie wird nach meinem Kenntnisstand Ende des Jahres 2026 zum Abschluss kommen."