
Kloster Banz (ku) – Auf der Werkbank liegt eine Laubsäge, dahinter stehen verschiedene Lack- und Farbtöpfe, in einem Behälter stecken Pinsel. Alles Werkzeuge, die seit Juli 2022 gebraucht wurden für die Restaurierung des historischen Chorgestühls der Klosterkirche Banz. Nach dessen Wiedereröffnung (wir haben darüber berichtet) ist die Werkbank samt den darauf befindlichen Utensilien nun ein wesentlicher Bestandteil einer sehenswerten und sehr informativen Ausstellung „Zeichen der Zeit“ im Museum Kloster Banz. Eine Ausstellung, die für die beiden „Macher“, Museumsleiter Dr. Torsten Renner und Hannah Emmerich M.Sc., ein „Herzensprojekt“ ist.
„Wir hatten viele Ideen, haben vieles ausprobiert und auch wieder verworfen“, erzählt Dr. Renner im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Die Ausstellung ist für Hannah Emmerich und mich ein absolutes Experimentierfeld.“ Doch das Experiment hat sich gelohnt, wie die Besucherinnen und Besucher der Sonderausstellung sehen können.
„Zeichen der Zeit. Die Konservierung & Restaurierung des Chorgestühls in der Klosterkirche Banz“ ist eine Sonderausstellung des Museums Kloster Banz, der Hanns-Seidel-Stiftung in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Katholischen Seelsorgebereich Gottesgarten.
Die Sonderausstellung thematisiert die (Kunst-)Geschichte des Chorgestühls der Stiftskirche Kloster Banz und die am Chorgestühl durchgeführten Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Die daraus gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse werden erstmals visuell und haptisch erlebbar gemacht und vermitteln so einen vielfältigen Einblick auf das Thema Konservierung und Restaurierung.
Im Untergeschoss des Museums erhält der Besucher nicht nur viele Informationen über den Schöpfer des Chorgestühls, Johann Georg Neßtfell, und natürlich über das Chorgestühl selber, das nach Aussage der Experten des Landesamts für Denkmalpflege ein „Superlativ in der fränkischen und bayerischen Kunstlandschaft“ ist.
Großformatige Bildtafeln erlauben es, dem Chorgestühl richtig nahezukommen und die Details der Dorsaltafeln in Ruhe zu betrachten. In eigens gefertigten Vitrinen sind historische Reliquienschreine zu sehen, die ursprünglich auf dem Altar des Mönchschors der Abteikirche standen.
Über die umfangreiche Restaurierung des Chorgestühls informiert auch ein in Dauerschleife laufender Beitrag des Bayerischen Fernsehens.
Klostergeschichte
Das Museum Kloster Banz geht in einem weiteren Teil der Ausstellung auf die wechselvolle Geschichte des Klosters ein. Die um 1070 gegründete Benediktinerabtei war bis zur Säkularisation 1803 das älteste Kloster am Obermain. Zahlreiche der gezeigten Objekte sind nach den Worten von Dr. Torsten Renner das erste Mal in der Öffentlichkeit zu sehen, nachdem sie zuvor im Kloster aufbewahrt waren.
Eine der Vitrinen befasst sich mit dem Dreißigjährigen Krieg und seinen Auswirkungen auf das Kloster. Zunächst noch weitestgehend verschont, traf der Konflikt auch Banz, als Ende 1631 der schwedische König Gustav Adolf erst ins Hochstift Würzburg und wenig später ins Fürstbistum Bamberg einfiel. Die schwedischen Truppen plünderten Kloster Banz, verwüsteten die Klosteranlage und verschleppten den größten Teil des materiellen Besitzes ins benachbarte coburgische Herrschaftsgebiet. Viele der Mönche flohen in für sie sichere Gebiete, die jedoch teilweise weit entfernt vom Kloster lagen.
Zeugnisse der Brandschatzung sind Ausstellungsobjekte, die 1980 im Verlauf von Baumaßnahmen im Hofbereich der Klosteranlage geborgen wurden. Die Exponate, die aus einer etwa 15 Zentimeter starken Brandschicht geborgen wurden, zeigen in ihrem Erhaltungszustand sichtbare Spuren der damaligen intensiven Hitzeeinwirkung. Zu sehen sind dabei nicht nur Fragmente von Lehmboden, eines Kachelofens mit Glasur oder auch handgeschmiedete Nägel, sondern auch verkohlte Erbsen und Gerste. Und es gibt den handschriftlichen Eintrag eines Mönchs aus dem Jahr 1791.
In einem weiteren Raum wird auf die große wissenschaftliche Bedeutung der einstigen Benediktinerabtei eingegangen. So galt Banz als ein bedeutendes Zentrum der Aufklärung im katholischen Deutschland und brachte zahlreiche angesehene gelehrte Mönche hervor. Zu ihnen gehörte unter anderem Valentin Rathgeber (1682 – 1750), der 1707 die Stelle des Musikers und Kammerdieners beim Abt des Klosters Banz, Kilian Düring, übernahm. 1711 wurde Rathgeber zum Priester geweiht und war im weiteren Verlauf als Organist, Chorleiter und Prediger, später auch als Regens am Kloster Banz tätig, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.
Sichtlich stolz ist Dr. Torsten Renner, dass im Zuge der Ausstellung erstmals das Original einer Komposition von Valentin Rathgeber als Leihgabe zu sehen ist. Und das unter der Rekonstruktion des prachtvollen Deckengemäldes der ehemaligen Klosterbibliothek.
Die Inhalte der Sonderausstellung werden den Besucherinnen und Besuchern nicht nur durch Schrifttafeln nahegebracht, sondern erstmals auch durch neu installierte Medienstationen.
