Dresden (KNA) – Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lehnt eine atomare Abschreckung weiterhin ab. Damit stellte sich Mitteldeutschlands Landesbischof Friedrich Kramer gegen die am Montag vorgestellte Friedensdenkschrift seiner Kirche. "Der Besitz von Nuklearwaffen kann aber angesichts der weltpolitischen Verteilung dieser Waffen trotzdem politisch notwendig sein, weil der Verzicht eine schwerwiegende Bedrohungslage für einzelne Staaten bedeuten könnte", heißt es in dem Text.
Dem widersprach Kramer vor der in Dresden tagenden EKD-Synode: "Ich bin der Meinung, wir sollten bei einem klaren Nein ohne jedes Ja bleiben." Zudem sollten alternative Instrumente zum Schaffen von Frieden - wie zivile Friedensarbeit und "klare Grenzen militärischer Mittel zum Schutz vor Gewalt" - im Blick bleiben.
Kritik auch von Friedensgruppen
Auch kirchliche Friedensgruppen äußerten sich kritisch zur Denkschrift. Der Text setze eine neue Priorität beim Schutz vor Gewalt, unterstreiche dabei eine Notwendigkeit militärischen Handelns und unterschätze Möglichkeiten ziviler Konfliktbearbeitung, so die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).
Der Rat der EKD folge der Logik der Zeitenwende und räume dem Schutz vor Gewalt Vorrang vor dem Primat der Gewaltfreiheit ein, hieß es weiter. "Damit tritt die Bestimmung des gerechten Friedens als Doppelbewegung der Abnahme von Gewalt und der Zunahme von Gerechtigkeit in den Hintergrund, die den Horizont der evangelischen Friedensethik in Richtung globaler Fragen und der Ökumene geweitet hatte."
Der AGDF zufolge verkennt die Denkschrift, dass militärisches Handeln schnell an seine Grenzen stößt, wenn ein Krieg ausgebrochen ist. Die Denkschrift überschätze das Militär im Blick auf den Schutz vor Gewalt und sei darauf fokussiert, militärisches Handeln friedensethisch zu rehabilitieren. Die EKD fordere eine Politik, die auf militärische Stärke baue, obwohl Analysen zeigten, dass militärisches Handeln nur eingeschränkt zu Generationengerechtigkeit, globaler sozialer Gerechtigkeit, Stärkung der Demokratie oder Sicherheit der Menschenrechte beitragen könne - und die Probleme im Gegenteil oft verschärfe.
