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Papst Leo XIV. sieht Informationsfreiheit bedroht

Vatikanstadt (KNA) – Papst Leo XIV. sieht die Informationsfreiheit durch neue Technologien und Manipulationen bedroht. Bei einem Treffen mit Vertretern internationaler Nachrichtenagenturen sagte er am Donnerstagmorgen im Vatikan: "Wir müssen wachsam sein, dass nicht die Technologie den Menschen ersetzt und dass nicht die Algorithmen, die die Information steuern, in den Händen weniger sind." Der Papst äußerte sich vor Mitgliedern des Dachverbandes "MINDS", in dem sich mehrere Nachrichtenagenturen zusammengeschlossen haben, die meisten von ihnen aus Europa.

 

Leo XIV. nannte es ein Paradox, dass gerade in der heutigen Ära der Kommunikation die Nachrichtenagenturen eine Krise erlebten. Diese Krise betreffe auch die Nutzer, die oft nicht mehr unterscheiden könnten, was wahr und falsch, was echt und was bloß künstlich erzeugt ist.

 

Freiheit der Information bewahren

 

"Die Information ist eine Allgemeingut, das wir alle schützen müssen", so der Papst. Besonders lobte er die Medienschaffenden, die aus Kriegsgebieten berichten und dabei viel riskierten. "Wenn wir heute wissen, was in Gaza oder in der Ukraine passiert ist, dann verdanken wir es zu einem großen Teil ihnen", betonte er.

 

Mit Nachdruck wiederholte Leo XIV. seinen Appell zur Freilassung aller inhaftierten und festgehaltenen Journalisten, den er bereits wenige Tage nach seiner Wahl bei einem Treffen mit Medienleuten formuliert hatte. Er sagte: "Journalismus darf nie als Straftat betrachtet werden; es ist ein Recht, das geschützt werden muss. Die freie Information ist ein Grundpfeiler der Gesellschaft, und deshalb sind wir aufgerufen, sie zu verteidigen und zu schützen."

 

Weiter rief der Papst dazu auf, die Kommunikation in den Medien zu befreien vom "kognitiven Gift" und von ihrem "Verfall durch das sogenannte Clickbaiting", also das Anlocken von Lesern zum Anklicken. Die Nachrichtenagenturen seien aufgerufen, als erste über Ereignisse zu berichten, und dies gelte vor allem in der Ära ständiger digitaler Live-Kommunikation. Sie sollten sich dabei an Prinzipien orientieren, die das wirtschaftliche Überleben der Agenturen "kombinieren mit der Bewahrung des Rechts auf eine korrekte und plurale Information".

 

"Wer regiert die Algorithmen?"

 

Mit Blick auf die Wirkung der digitalen Netzwerke warnte der Papst: "Die Algorithmen erzeugen Inhalte und Daten mit einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit. Aber wer regiert sie? Künstliche Intelligenz verändert unsere Information und Kommunikation - aber wer steuert sie und mit welchem Ziel?"

 

Papst Leo zitierte in diesem Kontext die Philosophin Hannah Arendt, die in ihrem Werk über "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" 1951 schrieb: "Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder engagierte Kommunist, sondern Menschen, für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion, zwischen wahr und falsch, nicht länger existiert."