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Von Altötting bis Rom - So kommen Basiliken zu ihren Papstwappen

Bonn (KNA) – Seit drei Monaten hat die katholische Kirche ein neues Oberhaupt. Die Wahl von Papst Leo XIV. wirkt sich auch auf Kirchen in Deutschland aus - insbesondere auf rund 80 päpstliche Basiliken. Diese bedeutenden Gotteshäuser tragen den vom Papst verliehenen Ehrentitel Basilica minor.

 

Weltweit gibt es fast 2.000 solcher Basiliken. Dem Titelverleih geht ein Prüfverfahren voraus. Kriterien sind etwa die herausragende religiöse, historische oder kulturelle Bedeutung der Kirche, ihre Funktion als Wallfahrtsort oder geistliches Zentrum mit überregionaler Strahlkraft. Hinzu kommen die vier großen Papstbasiliken in Rom: Lateran, Sankt Peter, Maria Maggiore und Paul vor den Mauern. Sie tragen den Titel Basilica Maior.

 

Die Zeichen einer Basilika

 

Erkennbar sind alle päpstliche Basiliken traditionell an drei Symbolen: dem Padiglione, einem gelb-rot gestreiften Seidenschirm im Altarraum, dem Tintinnabulum, einer liturgischen Glocke, und vor allem am päpstlichen Wappen - meist prominent am Hauptportal angebracht.

 

Papst Leo hat für sein Wappen Elemente seines bisherigen Bischofs- und Kardinalswappens übernommen. Vom Betrachter aus gesehen links zeigt es eine weiße Lilie auf blauem Grund. Sie ist Symbol für Reinheit und Marienverehrung. Rechts ist ein brennendes, von einem Pfeil durchbohrtes Herz auf einem geschlossenen Buch zu sehen - ein Motiv seines Ordens, der Augustiner. Es steht für Liebe, Gelehrsamkeit und spirituelle Sehnsucht. Um das Schild prangen die traditionellen Insignien des Papsttums: eine Mitra mit drei goldenen Bändern, die die heraldisch-traditionelle Tiara ersetzt, und zwei gekreuzte Schlüssel, verbunden durch eine Kordel.

 

Seit der Wahl Leos wird das neue Wappen nach und nach an Basiliken weltweit angebracht - auch in Deutschland, wo man dabei ganz unterschiedliche Wege geht.

 

Gemalte Wappen

 

In der Basilika Sankt Anna im bayerischen Marienwallfahrtsort Altötting beauftragte die Gemeinde schon wenige Tage nach dem Konklave den Kirchenmaler Reinhard Wimmer mit der Umsetzung. In Bonn dauert es etwas länger: Nach dem Tod von Papst Franziskus wurde das alte Wappen am Münster entfernt - doch die Suche nach einem Künstler erwies sich als schwierig. Schließlich sprang Michael Sichelschmidt aus Düsseldorf ein und gestaltete das neue Wappen auf der Basis des abgehängten, alten Wappenschilds.

 

Geschnitzte und gehauene Wappen

 

In Konstanz hingegen war eine Überarbeitung keine Option - das dortige Wappen am Münster besteht traditionell aus Holz. Zudem erhält das abgehängte alte Papstwappen einen Ehrenplatz im Dachstuhl und kann bei Führungen bestaunt werden. Daher beauftragte die Gemeinde den Holzschnitzer Johannes Köpfer aus Bernau mit der Anfertigung eines neuen Wappens. Seit Juli hängt sein Werk aus Lindenholz am Hauptportal. Auch am Wormser Dom entschied man sich für Holz: Hier schnitzte der Niederbayer Sebastian von Zülow das neue Wappen.

 

In Werl entsteht derzeit ein besonders schweres Exemplar: Bildhauer Bernhard Sobbe meißelt diesen Sommer das neue Wappen aus 350 Kilogramm Sandstein. Ende September soll es dann angebracht und vom Papstbotschafter, Erzbischof Nikola Eterović, gesegnet werden.

 

Wappen per Onlineversand

 

Im rheinland-pfälzischen Boppard wählte man einen pragmatischen Weg: Der Pfarrer bestellte das Wappen kurzerhand per Onlineversand beim italienischen Kirchenausstatter Serpone. Dort ist die Nachfrage groß - allein in Italien gibt es über 500 Papstbasiliken. Auch jede Titelkirche eines Kardinals erhält das aktuelle Papstwappen.

 

Eine besonders kunstvolle Variante findet sich in Rom selbst: Am Hang zwischen Gouverneurspalast und Apsis des Petersdoms ist das Wappen als Blumenmosaik gestaltet. Vatikanische Gärtner formten die Umrisse mit Buchsbaum, den goldenen Schlüssel mit gelbem Euonymus Aureus, den silbernen mit weißem Helichrysum italicum. Die weiße Lilie besteht aus 50 Stecklingen dieser Pflanze, der Hintergrund aus rund 400 Exemplaren von Ageratum Blue Star.

 

Ob per Meißel, Gartenhandschuh oder Mausklick - der Weg zum neuen Papstwappen fällt von Ort zu Ort ganz unterschiedlich aus. Einheit in der Sache, Vielfalt in der Ausführung: In der Umsetzung des neuen Wappens zeigt sich die katholische Kirche sehr kreativ.