Salzburg (KNA) – Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, hat einen zunehmenden Judenhass im Land verurteilt. Gerade in Österreich könne man nicht schweigen, wenn aus dem Protest gegen Israels Vorgehen im Gaza-Krieg "eine neue Welle eines kaum noch für möglich gehaltenen Antisemitismus wird", so der Salzburger Erzbischof in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung. Das Land, das während des Zweiten Weltkriegs als Teil Nazideutschlands in den Holocaust verstrickt war, stehe in bleibender Verantwortung gegenüber jüdischem Leben.
Vorwurf gegen Wiener Restaurant
"Ein Österreich, in dem berichtet wird, wie Juden der Zutritt auf Campingplätzen verwehrt und in Restaurants kein Essen serviert wird, in dem ihre Gräber beschmiert und ihre Gemeinden bedroht werden, kann und darf nicht sein", so Lackner weiter. Dagegen "müssen wir als Christen wie aber auch als Bürger dieser Gesellschaft entschieden auftreten".
Hintergrund sind Antisemitismus-Vorwürfe, die ein israelischer Musiker am Montag gegen ein Wiener Restaurant erhoben hatte: Weil sie Hebräisch gesprochen hätten, habe ein Kellner dem israelisch-amerikanischen Cellisten und seinen Kollegen die Bedienung verweigert und die Gruppe des Lokals verwiesen, zitierten ihn österreichische Medien. Die in einem Wiener Außenbezirk gelegene Pizzeria dementierte den Vorfall jedoch. Dieser habe dort nicht stattgefunden.
Kritik an Hamas und Israel
In seiner Erklärung bewertet Erzbischof Lackner auch den Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas. Wörtlich heißt es darin: "Wir können es nicht hinnehmen, wenn das Heilige Land in Krieg und Grausamkeit versinkt. Wir können nicht schweigen, wenn die Hamas im größten Pogrom seit 1945 Tausende Juden grausam ermordet und etliche entführt."
Auch wenn man das Existenz- und Selbstverteidigungsrecht Israels anerkenne, könne man aber auch nicht schweigen, "wenn der Krieg, der so entfesselt wurde, fast zwei Jahre später Zehntausende zivile Opfer in Gaza gefordert hat; wenn wir Berichte vernehmen, wonach weitere Unzählige, darunter auch Säuglinge und Kinder, durch Hunger und Not gefährdet sind". Lackner prangerte zudem Raketen- und Bombentreffer auf Kirchen und Hilfseinrichtungen an, "die Zentren der Hoffnung sein wollen".