Buenos Aires (KNA) – Seine Heimatstadt Buenos Aires hat Papst Franziskus zwar nie besucht, doch sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit und die Würde von Benachteiligten bleibt in den Armenvierteln der Metropole lebendig. Schon bald könnten sich gleich mehrere dieser Quartiere unter dem Namen "Ciudad Papa Francisco" - Stadt Papst Franziskus - zusammenschließen. Zumindest gibt es Pläne dafür, wie argentinische Medien berichten. Initiatoren seien die linke Jugendbewegung "La Campora", die der ehemaligen Präsidentin Cristina Kirchner (2007-2015) nahesteht, und populäre Armenpriester aus den einkommensschwachen Vierteln der Hauptstadt, den sogenannten Villas.
"Unsere Stadtteile schulden ihm viel", sagte unlängst Bischof Eduardo García aus der Diözese San Justo über den verstorbenen Papst. "Es gibt Namen, die stigmatisieren. Ich würde mich über die Unterstützung aller freuen. Wir werden Unterschriften sammeln", so der Kirchenführer gegenüber dem Portal Infobae.
Tatsächlich haben es Menschen bei der Arbeitsplatzsuche schwerer, in deren Lebenslauf ein Armenviertel als Wohnort steht. Wer dort aber "Ciudad Papa Francisco" angeben kann, dürfte es das ein oder andere Mal leichter haben. "Der Name könnte daran erinnern, wer diesen Stadtteilen seine Hand und seine Zuneigung geschenkt hat", erklärte Bischof Eduardo García das Vorhaben.
Munition im Wahlkampf
Ob es dazu kommt, ist allerdings eine andere Frage. Derzeit schlagen die Emotionen in der argentinischen Innenpolitik wieder einmal hoch, denn es ist Wahlkampf. Die immer noch junge Partei des libertären Präsidenten Javier Milei konnte in der Hauptstadt Buenos Aires vor einigen Wochen bereits einen Achtungserfolg feiern. In der deutlich größeren und bevölkerungsreicheren Provinz Buenos Aires wird im September gewählt. Und auch hier könnten die Libertären nach jüngsten Umfragen den bislang dominierenden Peronisten die Macht entreißen. Allerdings sind es bis zum Wahltag noch gut sechs Wochen, in denen noch viel passieren kann.
Die linksgerichteten Peronisten betrachten den ersten lateinamerikanischen Papst als einen aus ihrem Lager. Nach dem Tod von Franziskus am 21. April plakatierten Gewerkschaften und peronistische Organisationen in ganz Buenos Aires Bilder des Papstes mit der Aufschrift "Hasta siempre, Companero", sinngemäß übersetzt: "Machs gut, Kamerad". Zu Lebzeiten hatte Franziskus - ohne Milei direkt beim Namen zu nennen - den argentinischen Präsidenten mit einem Rattenfänger verglichen.
Für eine Umbenennung in der Provinz Buenos Aires bräuchte es die Zustimmung der Politik. Die dürfte durchaus einwilligen, wenn die Provinz weiter peronistisch regiert wird. Ob auch das libertäre Lager von der Idee begeistert ist, bleibt abzuwarten.
Die Werte und Lehren des Papstes
Die Zeitung "La Nacion" berichtete unter Berufung auf das Lager der Ex-Präsidentin Kirchner, dass Bischof García und der engagierte Pater Tano Angelotti die Schlüsselfiguren bei der Förderung dieses Projekts gewesen seien. Zentral seien dafür die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit und des Engagement für die schwächsten Bevölkerungsgruppen. Die Initiative soll auch die Werte und Lehren des Papstes widerspiegeln, insbesondere in Fragen der Inklusion und Solidarität, heißt es bei "La Nacion".
Um das Projekt Realität werden zu lassen, setzen die Befürworter auch auf den peronistischen Lokalpolitiker Facundo Tignanelli: "Alle gemeinsam für die neue Stadt Ciudad Papa Francisco. Die Bevölkerung von La Matanza fordert eine neue Stadt", schrieb er auf dem Portal X. La Matanza ist die Verwaltungseinheit mit der größten Einwohnerzahl im Ballungsraum von Buenos Aires, dem sogenannten Gran Buenos Aires. Zum Vergleich: Dort leben mehr Einwohner als in München, der drittgrößten Stadt Deutschlands mit rund 1,5 Millionen Menschen. Sie alle könnten vielleicht schon bald "Papstbürger" sein.